Aue. . Seit 2014 stehen die Straßen am Kapplerstein auf der Sanierungsagenda. Eine Zumutung für Horst Dellori (77), der auf den Rollator angewiesen ist.

  • Acker-Marx: „Solange es keine Einigung gibt, sehen wir keine Möglichkeit etwas Grundlegendes zu ändern.“
  • Dellori möchte Kostenaufteilung nicht akzeptieren
  • Nächster Ortstermin ist ungewiss – solange bleibt alles beim Alten

Die Enttäuschung ist groß. Auf beiden Seiten. Seit drei Jahren stehen die stark beschädigten Anliegerstraßen am Kapplerstein in Aue auf der Sanierungsagenda. „Die Stadt kümmert sich um nichts“, sagt Anwohner Horst Dellori. Wolfgang Acker-Marx, Baudezernent der Stadt Bad Berleburg hält dagegen: „Solange es keine Einigung gibt, sehen wir keine Möglichkeit etwas Grundlegendes zu ändern.“ Die Situation: festgefahren.

Der Konflikt

Die Stadt Bad Berleburg benötigt eine klare Mehrheit für die Finanzierung der Baumaßnahme nach dem Kommunalabgabegesetz (KAG). Das bedeutet: „Wir brauchen etwa 95 Prozent der Anlieger, die die Lösung mittragen“, so Acker-Marx. Aufgrund ihrer Haushaltssituation hat die Stadt eine KAG-Aufteilung von 80:20 für Anwohner und Kommune – die für die Bürger teuerste Aufteilung im Vergleich zu den anderen Wittgensteiner Kommunen. Auch das sorgte in der Vergangenheit für Diskussionen in den Bürgerversammlungen und im Bauausschuss.

In der ersten Querstraße am Kapplerstein ist die Straße nicht ganz so marode. Dellori fordert deswegen eine getrennte Abrechnung.
In der ersten Querstraße am Kapplerstein ist die Straße nicht ganz so marode. Dellori fordert deswegen eine getrennte Abrechnung. © Britta Prasse

Horst Dellori möchte diese Kostenaufteilung nicht akzeptieren. Zumal seine Anliegerstraße – die erste Querstraße am Kapplerstein – nicht so schwer beschädigt sei wie die anderen drei Straßen, die im Sanierungsfokus stehen. „Ich sehe nicht ein, dass ich deren Straße mitbezahlen soll,“ sagt er. Für ihn wurde ein Kostenvoranschlag von knapp 4000 Euro errechnet. Auch die restlichen Anlieger in der ersten Querstraße – insgesamt 20 Parteien – fordern laut Dellori eine getrennte Abrechnung. „Uns geht’s um unsere Straße“, so Dellori.

Die Einschränkung

Horst Dellori ist nach einer schweren Lungenentzündung auf Sauerstoffgerät und Rollator angewiesen. Selbst der Weg zum 250 Meter entfernten Supermarkt fällt dem 77-Jährigen schwer. Er schiebt den Rollator über die Straße und nicht über den Gehweg, denn: „Der ist so abschüssig, dass mir der Rollator seitlich wegrutscht.“ Dass der unfreiwillige Slalom über die löchrige Fahrbahn gefährlich sein könnte, blendet Dellori aus.

Das weitere Verfahren

Anwohner Horst Dellori beschwert sich über den löchrigen Straßenbelag am Kapplerstein.
Anwohner Horst Dellori beschwert sich über den löchrigen Straßenbelag am Kapplerstein. © Britta Prasse

Einen weiteren Ortstermin wird es in naher Zukunft nicht geben. Grund dafür ist die intensive Arbeit am Wirtschaftswegekonzept. „Das verschlingt derzeit viel personelle Energie“, sagt Acker-Marx. Bis Anfang November soll das Projekt abgeschlossen sein. Falls ein Schlagloch jedoch zu groß werde – „also etwa drei bis vier Zentimeter ist“ – werde die Stadt provisorische Flickarbeiten vornehmen, so Acker-Marx. Das sei erst Anfang des Jahres passiert. Um eine umfassende Sanierung inklusive Unterbau komme man aber nicht herum. Nur die Frage nach dem „Wann“ bleibt weiter offen.

>>> STADT BAD BERLEBURG HÄLT AN DEM VERFAHREN DER ABLÖSUNG FEST

9400 Quadratmeter auf einer Länge von knapp 1,3 Kilometer müssen laut Wolfgang Acker-Marx am Kapplerstein von Grund auf saniert werden.

560 000 Euro – so die Hochrechnung, wie teuer die Baumaßnahme für Stadt und die insgesamt rund 100 Anlieger käme. Allerdings beziehen sich die Zahlen auf den Stand von 2014. Seitdem wurde keine neue Bestandsaufnahme gemacht.

40 Prozent der Anwohner seien nie zu Versammlungen gekommen, so Acker-Marx. Mit so einer geringen Beteiligung sei es schwer einen Konsens zu finden.

30 Jahre finde das Verfahren der Ablösung von der Stadt Bad Berleburg nun Anwendung, sagt Acker-Marx. Bisher sei man damit gut gefahren. „Bei anderen Verfahren ist das Prozessrisiko zu groß für die Stadt.“

4 Straßen, aber eine Maßnahme: „Auch der Anlieger, der in einer nicht so maroden Straße wohnt, muss vorher durch eine Straße fahren, die kaputt ist. Man muss die Gesamtmaßnahme sehen und berechnen,“ so Acker-Marx.