Siegen. . Man sieht nur mit dem Bleistift gut. Was Florian Afflerbach mit diesem von ihm geprägten Satz meinte, wird bei Betrachtung der fast 2000 Zeichnungen, die er hinterließ, in jeder Linie, jeder Schattierung deutlich. Der Architekt und Zeichner starb im Mai 2016 mit 35 Jahren bei einem Verkehrsunfall in Eiserfeld. Verwandte und Freunde möchten nun ein Buch mit einer Auswahl seiner Arbeiten herausbringen, um an ihn, sein Leben und sein Schaffen zu erinnern. Über ein Crowdfunding-Projekt möchten sie 20 000 Euro zur Verwirklichung dieser Idee sammeln. Mehr als 17 000 Euro sind bereits zusammengekommen, bis 11. August läuft die Frist.
Man sieht nur mit dem Bleistift gut. Was Florian Afflerbach mit diesem von ihm geprägten Satz meinte, wird bei Betrachtung der fast 2000 Zeichnungen, die er hinterließ, in jeder Linie, jeder Schattierung deutlich. Der Architekt und Zeichner starb im Mai 2016 mit 35 Jahren bei einem Verkehrsunfall in Eiserfeld. Verwandte und Freunde möchten nun ein Buch mit einer Auswahl seiner Arbeiten herausbringen, um an ihn, sein Leben und sein Schaffen zu erinnern. Über ein Crowdfunding-Projekt möchten sie 20 000 Euro zur Verwirklichung dieser Idee sammeln. Mehr als 17 000 Euro sind bereits zusammengekommen, bis 11. August läuft die Frist.
„Er hat alles in Strichen gesehen. Wenn wir durch die Stadt gingen, stellte er sich immer schon vor, wie die Zeichnung aussieht – egal wo, wann, was“, sagt Tina Jacke, die Lebensgefährtin von Florian Afflerbach. Er zeichnete Architektur, gehörte zur „Urban Sketchers“- Szene, die ihre Eindrücke nicht mit der Kamera, sondern mit dem Stift festhält. „Er sagte: Erst, wenn er ein Gebäude zeichnet, durchdringt er es richtig“, sagt seine Schwester Katharina Afflerbach.
Architektur beim Zeichnen erfassen
Auf diese besondere Art des Erfassens setzte er auch als Architekturvermittler. Florian Afflerbach war wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Raumgestaltung und Entwerfen an der Uni Siegen und des Lehrstuhls für Architekturdarstellung an der TU Dortmund. Er gab Zeichenkurse, wollte anderen die Sichtweise, die sich beim Zeichnen auf Gebäude, Menschen, die Welt erschließt, nahebringen. „Ich habe einmal einen dieser Kurse mitgemacht“, erzählt seine Schwester. „Ich selbst habe dieses Talent nicht – aber seine Leidenschaft war mega präsent.“
Wiederentdeckt hatte Florian Afflerbach diese Begeisterung während eines Auslandssemesters. „Er hat schon als kleiner Junge viel gezeichnet: Vögel, Dinosaurier, Autos. In der Jugend ist das eingeschlafen“, erinnert sich Katharina Afflerbach. Als er zum Studium nach Paris ging, flammte die alte Passion wieder auf. „Danach war Florian ohne Stift nicht mehr zu sehen.“
Auswahl aus 2000 Bildern
Er zeichnete täglich, füllte Skizzenbücher, in denen er wie in einer Art Tagebuch Eindrücke und Erlebnisse festhielt. 200 Zeichnungen sollen für das nun laufende Buchprojekt ausgewählt werden, 2000 gibt es aber. „Der Fundus ist unerschöpflich groß“, betont Katharina Afflerbach – und Arbeiten, die qualitativ nach unten aus dem Rahmen fallen, gebe es praktisch nicht. Auf seinem Flickr-Account hatte Florian Afflerbach ein Album mit seinen Favoriten angelegt, „daran werden wir uns orientieren“.
Selbst das wird aber eine Mammutaufgabe. Die Bilder aus Großstädten, von historischen und modernen Gebäuden, die Zeichnungen von Autos lassen kaum eine Einteilung in „besser“ oder „schlechter“ zu. Alle sind bestimmt von diesem kompromisslosen Detailreichtum, dieser Klarheit; gleichzeitig ist da dieser lockere und unverkrampfte Ton, der den Bildern etwas Leichtes gibt, dank dem sie trotz ihrer akribischen Genauigkeit den Betrachter nicht erschlagen. Afflerbachs Bilder haben die Aura von Eindrücken, kombiniert mit der Detailversessenheit und Präzision des Perfektionisten. Gerade darin liegt ein Reiz, der über das rein Dokumentarische von nüchterner Fotografie hinausgeht, dabei aber bis in feine Nuancen das Gesehene dokumentiert – so, wie Florian Afflerbach es sah.
Ein Mensch, den viele vermissen
Dass bereits mehr als 80 Prozent der für das Projekt erforderlichen Summe gesichert sind, hängt mit dieser besonderen Qualität der Arbeiten zusammen. Aber nicht nur, denn Florian Afflerbach war – in den sozialen Medien ebenso wie im realen Leben – als Künstler und Menschen beliebt. „Wir sehen auf Flickr oder Facebook, wie viele Leute Florian erreicht und inspiriert hat“, sagt Katharina Afflerbach. „Nach seinem Unfall war die Anteilnahme überwältigend – weltweit.“
Die endgültige Zusammenstellung der Bilder für das Buch – das zunächst in einer Auflage von 500 Exemplaren erscheint – erfolgt, wenn nach der Crowdfunding-Frist am 11. August die Finanzierung steht. Bisher sieht es gut aus, weitere Unterstützerinnen und Unterstützer können aber einsteigen. Geplant sind außer den Zeichnungen auch 15 bis 20 Wortbeiträge von Freunden, Kollegen, Weggefährten, die das Werk einordnen und erläutern. Um kommerzielle Interessen geht es nicht, verdienen möchte keiner der Beteiligten daran. „Wir machen das Buch für Florian“, sagt Tina Jacke. Zur Erinnerung an einen Menschen, der viel zu jung starb.