Niederlaasphe. . Die Burschenschaft Schreiber feiert am Wochenende ihre traditionelle Zeltkirmes. Ihre weiße Kluft bleibt dabei nicht verschont.
- Besucher: „Kirmes ist Ausnahmezustand“
- Wochenende hinterlässt Spuren – in den Gesichtern und auf der Kleidung
- Ausgelassene Stimmung bei den Lahntalmusikanten
Wenn ein ganzes Dorf für ein Wochenende auf den Beinen ist und so manche blütenweiße Kleidung über das Wochenende Flecken bekommt, dann, ja dann war Kirmes in Niederlaasphe. Gefragt, was das Besondere an der inzwischen 115. traditionellen Zeltkirmes sei, gibt es für einen Besucher am sonntaglichen Frühschoppen nur eine Antwort: „Kirmes? Kirmes ist Ausnahmezustand. Man kann schon sagen, dass die Vorfreude auf dieses Event zwölf Monate dauert.“
Der Donnerstag
Bereits am Donnerstag beginnt das Prozedere mit dem traditionellen „Kränze binden“, das sich im Laufe der Jahre jedoch ein wenig verändert hat. „Früher traf man sich am Donnerstag und bereitete die Kränze für die Kirmes vor. Heute ist es aber so, dass der Donnerstag der inoffizielle Start für die Burschenschaft ist und man sich eigentlich nur trifft, um Bier zu trinken“, erklärt ein Altbursche mit einem Augenzwinkern.
Der Freitag
Überhaupt wird Tradition beim Fest der Burschenschaft Schreiber groß geschrieben. Traditionell beginnt die Kirmes am Freitag um 19.02 Uhr mit der Eröffnungsrede von Ortsvorsteherin Waltraud Schäfer, die es sich nicht nehmen lässt, mit Zitaten von mehr oder minder bekannten Philosophen Jahr für Jahr für einen kleinen „Running Gag“ zu sorgen. Am Freitag zitierte die Politikerin übrigens einen diesmal mehr bekannten Schriftsteller – Kurt Tucholsky. Anschließend lockten die „Kinzenbacher Musikanten“ die Besucher mit einem Mix aus Blas- und Volksmusik in das Festzelt.
Der Samstag
An dem Festumzug am Samstag nahmen insgesamt 15 Vereine teil. Dabei wurden sie begleitet von den Kinzenbacher Musikanten und dem Spielmannszug der SG Laasphe/Niederlaasphe. Die Stimmung kochte am späten Samstagabend besonders als man den ehemaligen Spieler des 1. FC Köln Anthony Modeste und dessen Kult gewordenen Party-Song von Ikke Hüftgold feierte. „’Wer schießt Köln nach Budapest? – Anthony Modeste!’ – Ich glaube wir haben ungefähr acht Milliarden Mal das Modeste-Lied gehört… Das war schon eine besondere Stimmung“, blickt Burschenschaftsführer Philipp Georg zurück.
Der Sonntag
Nach zwei offenbar anstrengenden Tagen blickt man in strapazierte Gesichter. Und auch die blütenweise Kluft der Burschen und Maiden hat am frühen Sonntagmittag genauso gelitten. „Es ist eben Pflicht am Sonntag in Burschenschaftsmontur anzutreten. Klar, dass diese über das Wochenende den ein- oder anderen Schaden nimmt“, grinst Georg.
Goldene Schrift auf dunkelgrünem Tuch
Die Burschenschaft wurde im Jahr 1902 gegründet. Das belegt die heute noch existierende alte Burschenschaftsfahne mit der Aufschrift „Burschenschaft Schreiber“, das mit goldener Farbe auf dunkelgrünem Tuch aufgestickt ist.
Neben dem Frühschoppen gibt’s eine Hüpfburg für die Kleinsten und traditionell „Mettbrötchen“ für die Besucher. Zumindest bei den Mettbrötchen gab es dabei ein kleines Problem: „Die Brötchen waren bereits gegen Mittag vergriffen. Zwanzig Portionen waren einfach zu wenig“, so Philipp Georg.
Trotz genannter körperlichen Gebrechen herrschte im Festzelt eine ausgelassene Stimmung, die durch musikalische Töne der „Oberlahntaler“ angeheizt wurde und schon zu früher Stunde zu rhythmischen Tänzen auf den Tischen führte.
Trotz aller Euphorie und Freude über ein gelungenes Wochenende findet der Burschenschaftsführer auch ernste Worte: „Wir sind wirklich froh, dass wir Schausteller für uns begeistern konnten. Es wird immer schwieriger Schausteller für eine Kirmes zu gewinnen. An einen Autoscooter ist für uns gar nicht zu denken, weil es sich für die Schausteller schlicht nicht lohnt.“