Bad Berleburg. . Es ist der Beginn eines unfassbar dichten Abends vom zartesten Wispern bis hin zu dramatischsten Ausbrüchen.

„Faust – ein gefesselter Prometheus?“ So lautete das spannende, aber nicht ganz einfache Thema beim Abschlussabend der 45. Internationalen Musikfestwoche, der aus dramaturgischen und Kapazitätsgründen nicht im Schloss Berleburg, sondern im Bürgerhaus stattfand.

„Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten…“ stockend mit einem Anflug von Ironie beginnt Klaus Maria Brandauer Goethes Faust zu zitieren. Es ist der Beginn eines unfassbar dichten Abends vom zartesten Wispern bis hin zu dramatischsten Ausbrüchen, meisterhaft vom erfahrenen Burgschauspieler und seinem kongenialen Begleiter Sebastian Knauer am Klavier gestaltet. In rascher Folge wechseln Texte von Goethe bis Enzensberger mit Betrachtungen über die Gestalt des Dr. Faustus und Mephistos. Dazu und zwischendurch Musik von Bach bis Bernstein.

Alles ist miteinander verwoben: Text, Musik, Erläuterungen und geht inein­ander über. Manches Mal ist die Musik nur in Anklängen vorhanden, wenn sie Schuberts Erlkönig-Thema unter Goethes Gedicht legt – oder Bachs „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ die musikalische Unterstützung des „Osterspaziergang“ aus Goethes „Faust“ bildet.

Brandauer zelebriert den Abend, spielt mit Emotionen, fesselt das Publikum mit dem ersten Text und lässt es nicht mehr los. Ob man ihn von seinen großen Film-Erfolgen oder vom Theater her kennt: Er ist durch und durch Schauspieler und weiß den Texten ihren Sinn zu entlocken, dem Publikum ein neues Verständnis für Inhalte und Zusammenhänge zu vermitteln.

„…Zum Augenblicke dürft’ ich sagen: verweile doch, du bist so schön.“ Aber der Augenblick verweilt nicht, verweilt nie. Auch dieser Abend endet – und entlässt das beglückte Publikum in einen lauen Sommerabend. Standing Ovations zum Abschluss der 45. Internationalen Musikfestwoche. Verdient nach einer selten vielseitigen und hochkarätigen Woche.