Bad Berleburg. . Der Wittgensteiner Kreisheimatpfleger Heiner Trapp im Interview. Er setzt sich für den Erhalt von Brauchtum ein.
- Schwerpunkt seiner Arbeit ist Boden- und Denkmalpflege
- Wahrung von Tradition und Geschichte für nachfolgende Generationen
- Besondere musikalische und kulinarische Angebote zur Museumsnacht im September
Seit Spätsommer 2016 ist Heiner Trapp aus Bad Berleburg Heimatpfleger für Wittgenstein. Die Mitglieder des Wittgensteiner Heimatvereins haben den 62-Jährigen für vier Jahre gewählt.
Wie pflegt man eigentlich Heimat?
Heiner Trapp: Ich verstehe Heimatpflege als das Erhalten alter Bausubstanz, Denkmäler und Brauchtum. Ferner von Büchern und Gebrauchtgegenständen mit historischem Wert, das Wissen über die Familiennamen und Chroniken, die alten Hausnamen und Straßenbezeichnungen und nicht zuletzt die Mundart. In umfangreichen Leitlinien schlägt der Westfälische Heimatbund u.a. auch vor, dass Heimatpfleger gestalterische Veränderungen bei städtebaulichen Maßnahmen verantwortungsbewusst begleiten. Konkret habe ich daran mitgewirkt, dass an einem in Wittgenstein unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Rückbau eines nicht genehmigten Anbaus erfolgte.
Welchen Aufgaben räumen Sie den überwiegenden Platz ein?
Die Boden- und Denkmalpflege sehe ich als einen Schwerpunkt meiner Arbeit an; zumal ich mit der Erhaltung von Baudenkmälern Erfahrung habe. Ich erinnere an die Renovierung der Bismarcksäule in Bad Berleburg oder an den Abbau des denkmalgeschützten Backhauses aus der Rinthe, was wir bekanntlich an der Espequelle wieder aufgebaut haben. Die Umsiedlung eines Gebäudes nennt sich Translozierung.
Ist Ihre Arbeit in der Öffentlichkeit sichtbar und spürbar?
In meiner kurzen Amtszeit habe ich da noch keine Erfahrungen; aber meine Vorgänger haben für ihr Eintreten für die Denkmalspflege manches schöne, historische Gebäude vor dem Verfall oder Abriss gerettet. Dazu gehört die Unterschutzstellung von Bodendenkmälern oder das Sammeln von historischen Büchern, die nun in Museen öffentlich zugänglich sind. Das kommt der Allgemeinheit und den nachfolgenden Generationen letztlich zugute.
Planen Sie Aktionen, die bei den Bürgern das Bewusstsein für Heimat sensibilisieren?
Heimat als Hobby
Eines der neun Heimatgebiete, die der Westfälische Heimatbund (Münster) betreut ist der Kreis Siegen-Wittgenstein.
Hier sind Heiner Trapp für den Altkreis Wittgenstein und Dieter Tröps für das Siegerland gewählt worden.
Heiner Trapp ist vor 62 Jahren im Haus „Dreiersch“ in Birkelbach geboren worden. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.
Trapp arbeitet als selbstständiger Einzelhandelskaufmann und gibt als Hobby „Heimat“ an.
Als Heimatpfleger in Wittgenstein kann man eigentlich nur als Förderer, Vermittler oder Unterstützer für Aktionen sein. Hier muss ich aber betonen, dass gerade der Wittgensteiner Heimatverein als Dachorganisation aller örtlichen Heimatvereine hervorragende Arbeit leistet. Mehrmals im Jahr wird die Zeitschrift ,Wittgenstein’ herausgegeben, mit der zeitgeschichtliche, religiöse oder auch bunte Themen rund um die Heimat den Lesern zugänglich gemacht werden. Ich weiß, dass diese Hefte gut ankommen. Viele Aktionen kommen das ganze Jahr hindurch natürlich auch von den Heimatvereinen in den Ortschaften. Da wird wirklich tolles Engagement gezeigt. Als Beispiel möchte ich aktuell Elsoff nennen, wo die Aktiven um Georg Braun ein Dorfarchiv vorbereiten oder auch Feudingen, wo praktisch die ganze Ortschaft sich um die Ausrichtung des Dorfjubiläums im kommenden Jahr kümmert. Unterstützen müssen wir natürlich alle die aktuellen Bemühungen um das Haus der Wittgensteiner Geschichte am Berleburger Sengelsberg. Erwähnen muss ich aber auch noch die Erndtebrücker mit ihrem hervorragenden Heimatmuseum.
Stichwort Museum. Im September tut sich was in vielen Wittgensteiner Einrichtungen. Wollen Sie hier etwas verraten?
Gern. Am 9. September haben wir wieder eine Wittgensteiner Museumsnacht. Diesmal beteiligen sich Sage und Schreibe 13 Museen und Heimatvereine. Hier hat der Arbeitskreis „Runder Tisch der Museen“ mit Rikarde Riedesel an der Spitze tolle Vorarbeit geleistet. Alles kann ich hier nicht nennen, aber im Alexander-Mack-Museum in Schwarzenau gibt es besondere musikalische und kulinarische Angebote wie „Barock trifft Rock“ und „Pulled Pork“. Rudolf Bald führt in Erndtebrück durch seine historische BMW-Ausstellung, und am Sengelsberg gibt es Mundart-Rock auf der Nacht-Baustelle. Besucher des Schaubergwerkes in Raumland dürfen sich auf die Sauerland Musikanten freuen.
Sie üben weitere zahlreiche Ehrenämter, zum Beispiel Vorsitzender des Verkehrs und Heimatvereins Bad Berleburg aus. Kommt es zu Interessenskonflikten?
Ganz klar: Nein. Beide Ehrenämter ergänzen sich. Eine Zusammenarbeit und die Vernetzung der Heimatvereine bringt doch für alle Vorteile. Jedwede Arbeit für unsere Heimat basiert doch auf dem Mitwirken und dem ehrenamtlichen Einsatz vieler Mitstreiter. Man darf angesichts des demografischen Wandels die Entwicklung in den Vereinen nicht vernachlässigen. Hoffentlich können alle in ein paar Jahren noch die Vorstandsämter besetzen. Das ist eine große Herausforderung für alle, die sich um Heimat kümmern. Nehmen wir mal die Drehkoite in Girkhausen, dort wird es schon schwierig, einen qualifizierten Museumsführer zu finden, der auch Vorführungen an den historischen Gerätschaften zeigen kann. Es wäre für das Dorf und über Wittgenstein hinaus eine Katastrophe, wenn dieses Wissen und diese Fähigkeiten verloren gingen.
Wie können Sie Neubürgern Wittgenstein als Heimat vermitteln?
Jeder definiert den Begriff Heimat ja anders, und es besteht die Gefahr, dass man in die Ecke der ewig Gestrigen gesteckt wird; aber wer sich mitnehmen lässt, der wird in Wittgenstein ganz sicher seine Heimat finden.