Bad Laasphe. . Die in Deutschland einmalige Einrichtung wird 30 Jahre alt. Bad Laasphe genießt dieses Alleinstellungsmerkmal auch für touristische Zwecke.

  • Ohne die vielen Pilze auf unserer Erde wäre die medizinische Forschung weit zurück
  • In Bad Laasphe sind über 900 verschiedene Arten im Pilzmuseum zu besichtigen
  • Exponate werden zwei Jahre gefriergetrocknet - auch echter Wittgensteiner Trüffel

Ohne Pilze wäre die medizinische Forschung weit zurück, ohne Pilze wäre die Konservierung von Lebensmitteln problematisch, und ohne Pilze würde der Stadt Bad Laasphe ein touristisches aber auch wissenschaftliches Alleinstellungsmerkmal fehlen: das dieser Tage genau 30 Jahre junge Pilzkundliche Museum.

Ganz oben unterm Dach im Haus des Gastes arbeitet der Diplom-Biologe Volker Walther und leitet die in dieser Größenordnung deutschlandweit einzigartige Einrichtung – und zwar mit Herzblut. Das wird unschwer im Gespräch mit unserer Lokalredaktion deutlich. Der im südhessischen Langen geborene 50-Jährige hat wohl seinen Traumjob gefunden, als er vor 16 Jahren an die Lahn gekommen ist.

Bereits während seines Studiums in Marburg hatte Walther den Schwerpunkt seiner Arbeiten auf die Mykologie, also die Pilzkunde gelegt. „Die Arbeit in einem Museum hat mich immer gereizt“, berichtet der Biologe, der darin nochmals während eines Volontariats im Landesmuseum Stuttgart nachdrücklich bestärkt wurde.

Stolz zeigt der Museumsleiter, Dipl. Biologe Volker Walther, einen
Stolz zeigt der Museumsleiter, Dipl. Biologe Volker Walther, einen "Tannen-Stachelbart". Auf dieses seltene Exemplar hat ihn ein Förster aus Medebach aufmerksam gemacht. © Christoph Vetter

„Meine Arbeit in Bad Laasphe hat sich vermischt“

Dann bot ihm damalige Kurverwaltung in Bad Laasphe eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Pilzmuseum; Volker Walther sagte „Ja“, wurde jedoch kurze Zeit später, als die TKS das Heft in die Hand nahm, auf eine halbe Stelle für das Museum heruntergestuft. „Meine Arbeit hat sich vermischt, und ich kümmere mich schwerpunktmäßig auch um die Belange der Wander- und Fahrrad-Urlauber in und um Bad Laasphe“, erläutert der Allrounder. Ihm ist es aber wichtig zu betonen, dass „der TKS unser Museum am Herzen liegt, weil dessen Existenz ja spürbar für den Tourismus ist.“

„Besonders Kinder fragen viel...“

Denn zwei Drittel der Besucher seien Urlauber, darunter etliche Niederländer, die sich für die Pilze aus der Region interessieren. Bewährt habe sich auch die Zusammenarbeit mit dem Hotel „Lahnblick“, das eigens über Pauschal-Angebote der TKS mehrere Pilz-Seminare zur Saison im Plan hat. In dieser Pilzzeit seien es bis 200 Gäste im Monat, die Volker Walther nicht in den Räumlichkeiten des Museums, sondern auch bei Führungen im Freien betreut. Gefragt sind seine Ausführungen dann bei Naturschutzverbänden, Landfrauen, örtlichen Vereinen, Kindergärten oder Schulklassen, mit denen es dann raus in die Natur geht. „Die jungen Besucher sind ein dankbares Publikum. Besonders die Kinder fragen viel...“.

Es kann aber auch manchmal nervig sein, wie Walther offen zugibt: „Da zeigt man ganz Seltenes und Schönes, und die einzige Frage ist dann ,Kann man die essen?’ Das macht einen manchmal schon fertig,“ fügt der Experte schmunzelnd an. Er berät übrigens jederzeit kostenlos jene Besucher, die während der Pilzsaison mit ihrem Körbchen ins Museum kommen.

Modelle zum Anfassen wünschenswert

Dort in dem Hallen ähnlichen Saal, der früher Dachboden war, ist der Aufbau der langen Vitrinen und Schautafeln inzwischen drei Jahrzehnte alt. Ziel von Volker Walther ist hier, die Ausstellung zeitgemäßer zu gestalten. „Ich möchte hier gerne eine neue Präsentation aufbauen, einzelne Pilzarten in den Vordergrund stellen, digitale Medien als Ergänzung der Ausstellung nutzen und vielleicht auch Modelle anstatt echter Pilze zum Anfassen anbieten.“

Anstatt Geburtstagsfeier neue Präsentation

Rund 5000 Euro an Kosten rechnet Walther für „den Minimal-Umbau“, den er mit Hilfe der TKS und Klinkenputzen“ sowie dem Verschieben einer Geburtstagsfeier zusammentragen möchte. Unterstützung könnte eventuell auch vom Marburger Verein der Freunde und Förderer der Pilzkunde kommen, wo Volker Walther als Schriftführer im Vorstand mitarbeitet. Weitere Fördermöglichkeiten sind eventuell über den Landschaftsverband in Sicht. Jedenfalls sollte das das größte pilzkundliche Museum Deutschlands wert sein.

Zwei Jahre in der Gefriertrocknung

„Trockener Kahlkopf“, „Wurzelnder Schleim-Rübling“ oder „Flockenstiehliger Hexen-Röhrling“ – manche Namen der Pilze könnten Furcht einflößen, dabei sind viele (die ersten beiden nicht!) hervorragend zum Verzehr geeignet.

Der Habichtspilz (hinten) ist zwar größer, aber die echte weiße Trüffel seltener. Wanderführer Frank Fischer hat die Rarität in Wittgenstein gefunden. Jetzt lagern beide Pilze in der Gefriertrocknung.
Der Habichtspilz (hinten) ist zwar größer, aber die echte weiße Trüffel seltener. Wanderführer Frank Fischer hat die Rarität in Wittgenstein gefunden. Jetzt lagern beide Pilze in der Gefriertrocknung. © Christoph Vetter

Und wie sind sie ins Bad Laaspher Museum gekommen? Schon vor rund 40 Jahren bot die Kurverwaltung mit dem Burbacher Hobby-Mykologen Heinrich Lücke Pilz-Wanderungen rund um die Lahnstadt an. Das Interesse war groß, und die Idee für das Museum war geboren.

Aus der Sammlung von Dr. Markus Hallermeier

Wo in normalen Haushalten Pizza oder Hähnchenkeulen kühlen, liegen bei Volker Walther aktuell frische Speisemorcheln auf Eis. Bis zu zwei Jahre dauert die Gefriertrocknung der Pilze.
Wo in normalen Haushalten Pizza oder Hähnchenkeulen kühlen, liegen bei Volker Walther aktuell frische Speisemorcheln auf Eis. Bis zu zwei Jahre dauert die Gefriertrocknung der Pilze. © Christoph Vetter

Der größte Teil der Exponate kam aus der Sammlung des Kölner Dr. Markus Hallermeier, der die Gefriertrocknung echter Pilzfruchtkörper erfolgreich praktiziert hatte und damit den Laasphern die Möglichkeit bot, auch sehr kleine Arten mit feinen Merkmalen wie der sichtbaren Lamellenstruktur im Museum zu präsentieren. So ist von den etwa 4000 in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen Pilzarten rund ein Viertel der Arten mit Informationen zu Speisewert, Ökologie und Gefährdung im Museum ausgestellt. Es bietet damit jedem Naturfreund – vom Laien bis zum Pilzfachmann – eine einmalige Gelegenheit, sich mit den verschiedenen Pilzarten vertraut zu machen. Fast 90 Prozent der Arten stammen aus der heimischen Region von Marburg bis Schmallenberg, von Siegen bis Frankenberg.

Übrigens: Die Gefriertrocknung nutzt Museumsleiter Volker Walther heute noch, wenn er neue Pilze in die Sammlung aufnimmt. Zurzeit liegen gerade frische Speisemorcheln auf Eis.

Info: www.pilzmuseum.de