Wittgenstein. . Es war ein ganz besonderes Jahr für die Wittgensteiner und die Siegerländer.
- 1816: Das Jahr ohne Sommer ist auch das Jahr der Gründung der Kreise Siegen und Wittgenstein.
- In einer Broschüre arbeitet Historiker Dieter Pfau die lebenssituation der Menschen in dieser Zeit auf.
- Neben der politischen Neuordnung trifft die Hungersnot die Menschen stark.
Es war ein ganz besonderes Jahr für die Wittgensteiner und die Siegerländer. In Europa war Napolen endgültig geschlagen. 1816 wurden die früheren Grafschaften und Fürstentümer preußisch. Die Kreise Wittgenstein und Siegen sind entstanden. Das war ein Ergebnis des Wiener Kongresses.
Aber für viele einfache Bürger an Odeborn, Eder und Lahn war dies wahrscheinlich gar nicht das entscheidende. Sie hatten andere Sorgen. Die Herrschaft wechselte zwar, aber die Not wurde nicht geringer, sondern schlimmer. Denn das Jahr 1816 wird auch das Jahr ohne Sommer genannt.
Das kalte regnerische Wetter mit Schneefällen bis in den Juni hinein verdarb die Getreideernte. Die Menschen hungerten. Der Grund dafür lag aber nicht in Europa, sondern in einer Naturkatastrophe Tausende Kilometer entfernt: Im Ausbruch des Indonesischen Vulkans Tambora am 10. April 2015.
Lebenssituation
Der selbstständige Siegener Historiker Dieter Pfau hat diese Zeit
rund um die Gründung der Landkreises Siegen udn Wittgenstein vor 200 Jahren untersucht.
„Wir wollen die Lebenssituation der Menschen damals erzählen.“, beschreibt Pfau den Ansatz. Herausgekommen ist eine Broschüre, die Pfau gemeinsam mit dem Heimatbund Siegerland-Wittgenstein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und unterstützt von den Sparkassen im Kreis herausgibt.
Pünktlich zu den Jubiläumsfeierlichkeiten am Wochenende auf der Ginsburg ist das über 40 Seiten starke Heft fertig geworden.
Kartoffelpatent
Viele neue Quellen wurden ausgewertet. Pfau klärt die Frage, warum das Siegerland und das Wittgensteiner Land zu Westfalen und nicht zum Rheinland geschlagen wurden. Oder warum der für diese Entscheidung verantwortliche damalige Preußische Oberpräsident Vincke der Ansicht war, dass man Siegerland und Wittgenstein auf gar keinen Fall auseinander reißen sollte.
Und ganz nebenbei wird auch die Frage nach der Erfolgsgeschichte der Kartoffel beantwortet, die seit dem Jahr 1750 in Wittgenstein angepflanzt wurde. Zwar hätte Paul Breuer gerne gelesen, dass der Siegeszug der Kartoffel, die zuvor in Wittgenstein eher als Viehfutter gesehen wurde, durch die Hungersnot befördert worden wäre, aber ganz so eindeutig ist die Beweislage dafür nicht, findet Pfau. Immerhin: Das Kartoffelbrot, das in vielen Wittgensteiner Dörfern nach wie vor gebacken wird, hat hier seinen Ursprung. Und es gibt sogar ein Patent darauf, das der Laaspher Fürst 1817 beantragt hat.
>>>Broschüre erhältlich am Wochenende
Die Broschüre wird in einer Auflage von 3000 Exemplaren gedruckt. Sie wird gegen eine Schutzgebühr von 3 Euro abgegeben.
Erhältlich ist das Heft erstmals beim Historischen Markt zum Kreisjubiläum am Wochenende auf der Ginsburg.