Wittgenstein. . Für die Streetscooter der Post erweist sich die Topographie in Wittgenstein als schwierig. Ein Kranwagen hilft liegen gebliebenen Fahrzeugen.
- Seit Einführung der Post-Fahrzeuge vor einem Monat hat es mehrere Ausfälle gegeben
- Steigungen und Fahrten zu den Außengehöften bereiten der Akku-Kapazität Probleme
- Früher hörten die Kunden die VW-Bullis und standen schon auf dem Hof - das ist vorbei
Wittgensteiner Bergland – mit diesem Ausdruck bewirbt der Touristikverband Siegen-Wittgenstein unsere Region. Was Bergland bedeutet, erleben seit vier Wochen einige Zusteller der Deutschen Post, die offenbar mit den neuen Elektro-Fahrzeugen an Grenzen stoßen. Im Raum Erndtebrück mussten zwei liegen gebliebene Autos mit einem Kran geborgen und auf einem Anhänger in die Werkstatt gebracht werden; im Raum Bad Berleburg ist ein Fahrzeug liegen geblieben.
Es könnte auch ein einfacher Bedienungsfehler sein
„Das kommt ab und zu mal vor, und Probleme gab es immer wieder“, räumt Alexander Böhm, der für den Raum Wittgenstein zuständige Pressesprecher der Post, ein. Aber er relativiert gleich: „Wir sind bemüht, die Autos mit neuen Komponenten stetig zu optimieren. Übrigens haben wir in Thüringen oder im Fränkischen bei Würzburg, wo ja eine ähnliche Topographie wir in Wittgenstein vorhanden ist, keinerlei Probleme“. Manchmal, so vermutet Böhm, könne ein Ausfall auch „mal auf einfachste Bedienungsfehler“ zurückzuführen sein. Und dann bleibt der Wagen stehen.
Das sei ähnlich wie bei Automatik-Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor: „Die kann man ja auch nicht einfach so abschleppen“. Außerdem könne der etwaige Fehler vor Ort nicht diagnostiziert werden. So muss dann also ein Kranwagen herbei, der das defekte Fahrzeug zum Autohaus Kroh in Bad Berleburg bringt, das für die Post Wartung und Reparatur der elektrischen Autos übernommen hat.
Steigungen fressen den Strom auf
Zusteller, die an dieser Stelle ihren Namen nicht lesen möchten, berichten, dass insbesondere an Steigungen und längeren Fahrten zu Außengehöften „die Situation kritisch“ werden könne. „Ein Berg hoch, das frisst sieben Prozent der Akkuladung“, schätzt ein Post-Mitarbeiter ein, der die Reichweite „bei uns bis höchstens 90 Kilometer“ angibt.
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Er und seine Kollegen haben übrigens eines festgestellt: Durch den absolut leisen Motor sind die Fahrzeuge so gut wie nicht mehr hörbar. „Als wir früher noch mit dem Bulli auf den Hof kamen, standen die Leute schon da und warteten auf ihre Briefe. Die haben wir durchs Autofenster rausgereicht. Heute müssen wir aussteigen und an der Haustür schellen, weil uns niemand mehr mit unseren neuen E-Autos hört.“
Anzahl der Fahrzeuge wird weiter aufgestockt
Momentan teilt sich der Bestand an Streetscooter-Autos der Deutschen Post in im Wittgensteiner Land auf zehn Fahrzeuge in Bad Berleburg und zwei in Erndtebrück auf. Nach Angaben des Pressesprechers Alexander Böhm „wird diese Anzahl im Laufe der nächsten Monate weiter aufgestockt.“ Generell müsse immer überprüft werden, ob die jeweilige Liegenschaft als Standort und für die Elektrifizierung geeignet ist.
Ein Basismodell der posteigenen Fahrzeuge kostet 32 000 Euro. Die Ausstattung der Fahrzeuge basiert auch auf den Ergebnissen einer Mitarbeiter-Befragung. Auf der Wunschliste ganz oben stand da eine nutzerfreundliche und ebenerdige Fläche für Pakete. Diese Fahrzeuge sind vorwiegend im ländlichen Raum im Einsatz, wo eine so genannte Verbundzustellung (Pakete und Briefe) erfolgt. Neu bestückt werden diese Autos in Kürze mit einer Stellage im Bereich des Beifahrersitzes, damit dort die Briefpost unverrutschbar“ transportiert werden kann.
Mittelfristig plant die Deutsche Post, alle infrage kommenden Zustellbezirke mit E-Autos auszustatten. Das soll bis Ende 2020 geschehen sein. Alexander Böhm: „Damit tragen wir der überwiegend positiven Resonanz unserer Kunden Rechnung; denn immerhin leisten wir ja mit den Streetscootern auch einen Beitrag für eine intakte Umwelt“.