Bad Laasphe. Aus Grafschaften Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und Wittgenstein-Berleburg sind 32 Hexenprozesse bekannt, elf davon endeten mit Hinrichtung.

Mit ihrer Ausstellung zur Walpurgisnacht brachten die angehende Historikerin Anna Lisa Gröger und Reinhard Schmidt (Lehrer für evangelische Religion und Geschichte) interessierten Besuchern den Alltag in Zeiten des Hexenwahns nahe – und verwiesen auf Gerichtsverfahren gegen sogenannte Hexen und Hexer in Wittgenstein.

Immer zur Walpurgisnacht auf den 1. Mai versammeln sich auf dem Hexentanzplatz bei Thale die Hexen. Von hier aus fliegen sie auf Besen, Mistgabeln oder auch Katzen zum Brocken, dem höchsten Berg des Harzes, auch Blocksberg genannt. Dort singen und tanzen sie um ein Feuer und vereinigen sich mit dem Teufel. Der versieht die Hexen mit dem Hexenmal und gibt ihnen die Fähigkeit zur Zauberei – so erzählt es zumindest die Sage. Die Vorstellungen vom Treiben der Brockenhexen inspirierte unter anderem Johann Wolfgang von Goethe zu deftigen Szenen in seinem „Faust“.

Verfolgungswellen der Jahre 1611 bis 1632

Gestaltung mit viel Liebe zum Detail

Mit viel Liebe zum Detail hatten Anna Lisa Gröger und Reinhard Schmidt Dokumente und Anschauungsstücke dieser unruhigen Zeiten zusammengestellt. Sie präsentierten unter anderem neben der Berleburger Bibel noch sechs weitere Bibeln, ein Bronze-Kreuz aus dem 17. Jahrhundert und einen gotischen Eichentisch aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Weitere Objekte zeugten sowohl von harten Arbeitsbedingungen wie von erstaunlicher Handwerkskunst. Zu sehen auch zahlreiche Folterinstrumente wie der Brustbeißer, Daumen- und Beinschrauben, die „Spanische Spinne“, die Glutzange und eine Kastrationsschere.

Aus den Verfolgungswellen der Jahre 1611 bis 1632 sind in den Grafschaften Sayn-Wittgenstein-Hohenstein und Wittgenstein-Berleburg 32 Hexenprozesse bekannt, elf davon endeten mit Hinrichtung. „Ich möchte die These aufstellen, dass sich Wittgensteins Grafen im Gegensatz zu anderen Landesherren stark gegen die Hexenverfolgung gewandt haben“, so Reinhard Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung. Im Gegensatz dazu hätten im benachbarten Hilchenbach allein in der Zeit vom 1. März bis 19. Juli 1659 noch 18 Hinrichtungen durch Feuer stattgefunden.

Laaspher Verfahren wegen Zauberei

Neben anderen Rechtsgelehrten kämpften in besonderem Maße Johann Weyer 1563 mit „De praestigiis daemonum“ (Von den Blendwerken der Dämonen), Anton Praetorius 1598 „Gründlicher Bericht von Zauberey und Zauberern“ sowie Friedrich Spee 1631 mit „Cautio criminalis“ gegen die Hexenprozesse. Ludwig der Ältere (Graf von Sayn zu Wittgenstein), der von 1574 bis 1577 als Großhofmeister am reformierten Hof des Kurfürsten Friedrich III. in Heidelberg amtierte, brachte nach seiner Rückkehr das Gedankengut des erbitterten Kämpfers gegen den Hexenwahns in die heimatliche Grafschaft Wittgenstein mit.

Einer der bekanntesten Hexenprozesse

Mit dem Band „Hassiae et Regionum Vicinarum“ der „Topographia Germaniae“ verfügt die Ausstellung über einen weiteren Hingucker.
Mit dem Band „Hassiae et Regionum Vicinarum“ der „Topographia Germaniae“ verfügt die Ausstellung über einen weiteren Hingucker. © Wolfgang Thiel

Zu den bekanntesten Hexenprozessen in Laasphe gehört zweifellos das Verfahren gegen Katharina von Feudingen (Döppen-Krein), die sich 1611 wegen Zauberei vor Gericht verantworten musste. Ihr Verfahren zog sich vom 13. Mai bis zum 21. August 1611 hin. Am 8. August setzten die Folterknechte das erste Mal bei „Krein“ die Daumenschrauben an. Unter Qualen gestand die „peinlich Beklagte“, also unter der Folter Vernommene alles, was der Ankläger von ihr verlangte. Sie wurde wegen Hexerei schuldig gesprochen und wahrscheinlich am Tag ihrer Verurteilung lebendig in der Nähe des Siechenhauses in Laasphe verbrannt.

Ein anderer Prozess wurde im Jahr 1629 gegen Johenchen Gernand, Schäfer zu Alertshausen, durchgeführt. Am 5. August wurde er gefangen genommen und auf Schloss Wittgenstein eingekerkert. 18 Verhandlungstage brauchte das Gericht, um ihn zum Tode durch das Feuer zu verurteilen. Der Graf begnadigte ihn jedoch mit dem Tod durch das Schwert.

„Topographia“ im Originalband

Die 1642 begonnene „Topographia Germaniae“ ist eines der Hauptwerke des Kupferstechers und Verlegers Matthäus Merian des Älteren. Das Werk zeigt detailliert in 16 Bänden mehr als 2000 Ansichten von bemerkenswerten Städten, Klöstern und Burgen des Heiligen Römischen Reiches. Dazu gehört die „Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum“ (Hessen). Ein Original dieses Bandes von 1646, in dem auch Laasphe erwähnt ist, konnte auf der Ausstellung zum ersten Mal der heimischen Öffentlichkeit präsentiert werden.