Bad Berleburg. Im Gespräch mit dieser Zeitung fühlt sich der Investor Dieter Gawron von der Verwaltung im Stich gelassen. Er hat sich einen Anwalt genommen.
- Auch eineinhalb Jahre nach dem Kauf der Eins-A-Brache durch Dieter Gawron ist dort nichts geschehen.
- Der Investor hat Konzepte vorgelegt, die bei der Stadt nicht auf Gegenliebe gestoßen sind.
- Jetzt will Gawron rechtliche Schritte einleiten. Die Stadt Bad Berleburg sieht das ganze gelassen.
Aus der Vogelperspektive wird richtig deutlich, um welch großes und städtebaulich wichtiges Gelände es geht. Nach Jahren des Stillstandes keimte 2015 Hoffnung auf. Der schon damals fast völlig leerstehende Eins-A-Komplex sollte abgerissen und das knapp 9000 qm große Gelände in der Bad Berleburger Kernstadt mit Leben und neuen Geschäften gefüllt werden. Doch seit dem ist aus Sicht der Bürger wenig passiert. Zumindest kaum Positives.
Im Gespräch mit dieser Zeitung fühlt sich der Investor Dieter Gawron von der Verwaltung im Stich gelassen. Der Kölner zählt die verschiedenen Konzepte auf, die er der Stadtverwaltung um Bürgermeister Bernd Fuhrmann und Baudezernent Wolfgang Acker-Marx und dem Ältestenrat vorgelegt hat. Gawron und sein Projektkoordinator Jörg Ennenbach haben mehrere Gebäudekonstellationen – mit und ohne Parkhaus, mit und ohne Einbeziehung der Wohnbebauung an der Schulstraße vorgelegt.
Dennoch konnte bislang keine Einigung erzielt werden. Deshalb hat Dieter Gawron jetzt eine Fachanwältin für Baurecht eingeschaltet. Diese hat einen Antrag auf Einleitung eines Vorhaben bezogenen Bebauungsplanverfahrens formuliert, der der Verwaltung in diesen Tagen zugeht.
Stadtverwaltung bleibt gelassen
Bad Berleburgs Baudezernent Acker-Marx bleibt gelassen und kommentiert: „Es besteht kein Rechtsanspruch. Für eine Baugenehmigung müssen wir den Bebauungsplan ändern. Das machen wir, wenn uns ein Konzept vorgelegt wird, mit dem wir leben können.“ Sorgen um eine rechtliche Auseinandersetzung hat er nicht: „Das Einvernehmen der Stadt kann nicht ersetzt werden.“ Und der Dezernent konkretisiert auch gleich die Vorgaben der Stadt an das Bauvorhaben: „Dahinter muss mehr stecken. Bislang gibt es keinen Nutzer außer Lidl.“ Acker-Marx erinnert daran, dass der vor über 30 Jahren gebaute Eins-A-Komplex umstritten war und die kurze Bad Berleburger Fußgängerzone quasi auf der grünen Wiese zwischen Parkhaus und Wohnbebauung im Nichts endet. Eine bloße Verlagerung eines Discounters reiche da nicht. „Wir wollen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.“ Und diese Gefahr besteht laut Acker-Marx, weil „für den südlichen Teilbereich bislang keine weiteren Mietverträge mit Geschäften fix sind. Wir wollen auf so einem städtebaulich wichtigen Teil keinen Leerstand.“
Beide Seiten wollen Leerstand vermeiden
In dem Punkt gleichen sich die Argumente von Stadt und Investor. Nur sind die Wege unterschiedlich: Dieter Gawron wollte in zwei Abschnitten bauen und nach der Installation des Lidl-Marktes schauen, wie sich der Standort entwickelt, um anschließend weiter zu bauen und neue Geschäfte ansiedeln.
>>>Kommentar von Lars-Peter Dickel
Ers gibt nur Verlierer
Die aktuelle Entwicklung rund um den Eins-A-Komplex in Bad Berleburg ist mehr als bedauerlich. Mein Problem ist, dass beide Seiten für sich schlüssig argumentieren. Es ist wirklich nicht einfach, in dieser Auseinandersetzung eine Seite auszumachen, die Recht hat. Leider kommen weder der Investor mit seinen Blaupausen, noch die Verwaltung mit ihren städteplanerischen Vorstellung auf einen gemeinsamen Nenner.
Das ist um so erstaunlicher, weil nach Jahren der Auseinandersetzung mit den für die Stadt unerreichbaren Internationalen Immobilienfonds endlich ein Mensch aus Fleisch und Blut Besitzer und greifbarer Ansprechpartner ist. Jetzt sollte es doch möglich sein, eine gemeinsame Vision für die südliche Kernstadt zu entwickeln.
Keine Lösung in Sicht
Aber ich sehe diese Lösung nicht: Dieter Gawron als Investor hat ganz sicher recht, wenn er sich beklagt, dass er sieben, acht Konzepte vorgelegt hat und sich wundert, dass keines auf Gegenliebe bei der Stadtverwaltung stößt. Und sicher ist fraglich, ob über Parkhausformen, Glasfassaden oder die Anordnung von Gebäuden zueinander dauerhaft diskutiert werden muss. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ein einziger Ankermieter – und sei es auch ein echter Frequenzbringer wie der Discounter Lidl – lange nicht ausreicht, um ein 9000-Quadratmeter-Areal mit Leben zu füllen. Zumal wenn zu einem solchen Komplex üblicherweise laut Investor auch ein Drogeriemarkt sowie ein Textil- und Schuhgeschäft gehören. Die Kombination ist in Bad Berleburg bereits ausgereizt.
Die Stadtverwaltung und Baudezernent Wolfgang Acker-Marx haben auch recht, wenn sie die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen wollen. Bei der Überplanung dieses Filetstücks vorsichtig zu sein und sehr langfristig zu denken, ist wichtig. Das Problem ist nur, dass anderthalb Jahre aus Sicht der Bürger und des Investors eine sehr lange Zeit sind. Egal, wer am Ende recht hätte: Hier verlieren beide Zeit und Renommee.