Bad Laasphe. . Björn Strackbein: „Die Anwohner würden am liebsten Steine aus dem Pflaster reißen und den Autos in die Windschutzscheibe werfen.“

  • Die Anwohner der Königstraße sind sauer auf Autofahrer, die die Verkehrsberuhigte Zone ignorieren.
  • Die CDU hält nichts von der der SPD-Idee für einen Starenkasten oder Blumenkübel auf der Straße.
  • Die Grünen fordern einen Runden Tisch und eine Diskussion um die Zukunft der Altstadt.

Die Königstraße und die gesamte Altstadt bleiben ein politisches Problem. Leerstand, marodes Pflaster und zuletzt die kranken Bäume. Hinzu kommt die Verkehrsregelung und vielen Fahrzeuge, die mit deutlich mehr als der erlaubten Schrittgeschwindigkeit über die einstige Flaniermeile der Lahnstadt rasen.

Vor zwei Jahren erst hatte Björn Strackbein als SPD-Lokalpolitiker und gleichzeitiger Anwohner seinem Ärger Luft gemacht. Am Donnerstag in der Ratssitzung war dann die Königstraße erneut Thema – diesmal noch kontroverser diskutiert.

Konzept von Verwaltung gefordert

In einem Antrag formulierte Fraktionschef Nils Wacker von der SPD, dass die Stadtverwaltung den Verkehr in der Königstraße durch Blumenkübel oder sogar einen „statischen Blitzer“ beruhigen solle. Kritik kam von Sven-Boris Kämmerling (CDU). Kämmerling störte sich zunächst an der Formulierung „statischer Blitzer“. „Sie meinen sicherlich einen stationären Blitzer. Aber der sanktioniert lediglich ein Fehlverhalten.“ Kämmerling fordert stattdessen ein Verkehrs-Lenkungskonzept von der Verwaltung.

Grundsätzliche Fragen klären

Björn Strackbein (SPD) dauert das alles zu lange: „Wir können nicht mehr zwei, drei, vier Jahre warten. Die Anwohner würden am liebsten Steine aus dem Pflaster reißen und den Autos in die Windschutzscheibe werfen.“ Von seinem Wohnzimmerfenster aus habe er in nur einer Stunde am Abend mindestens 20 Fahrzeuge beobachtet habe, die deutlich schneller als 20 Stundenkilometer gefahren seien. Martin Achatzi (CDU) moniert, dass weder ein Blitzer noch Blumenkübel auf der Straße dieses Problem lösen könnten: „Wir haben das doch schon alles versucht und müssen jetzt an das grundlegende Problem ran.“

Das sagt auch Anne Bade (Grüne), die erneut einen Runden Tisch mit allen Anwohnern einfordert. Ziel soll eine ganzheitliche Diskussion über die Altstadt, Geschäfte und Verkehr sein.

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Alle an einen Tisch

An guten Ideen mangelt es sicher nicht. Ob die Königstraße eine Einbahnstraße ist, verkehrsberuhigt und mit einer vorgeschriebenen Ausfahrtrichtung am Nordende, ob sie abends für den Durchgangsverkehr gesperrt ist oder asphaltiert und offen, ob schnelle Autofahrer geblitzt werden oder Blumenkübel den Durchgangsverkehr bremsen: Am Ende bleibt die Verkehrslenkung nur ein Baustein in der Gesamtkonstruktion.

Vieles ist bereits probiert und wieder verworfen worden. Nichts hat gefruchtet. Aus einem einfachen Grund: Das Problem liegt ganz woanders – in der Struktur der Königstraße. Von der ehemals mit Läden und Gastronomie gespickten Flaniermeile ist nur eine traurige Erinnerung übrig geblieben, weil kleine Geschäfte keinen Gewinn abwerfen – nicht für Geschäftsleute und nicht für Vermieter. Und weil große Handelsketten bestimmte Ladengrößen vorschreiben.

Die Lösung dafür liegt in Laasphe selbst. Aber sie fordert von allen viel: Die Vermieter müssen ihr Gewinnstreben hinten anstellen und mit Margen zufrieden sein, die lediglich Grundsteuern und laufende Kosten der Immobilien fair umlegen. Dann haben auch kleine Geschäfte und Nischenprodukte eine Chance. Die steigern übrigens nachweislich die Besucherfrequenz durch ihr vielfältiges und vor allem individuelles Angebot abseits des Mainstreams. Selbst die Idee, Leerstände in einem „Outletcenter-Konzept“ für die Altstadt zusammenzufassen ist nur mit Mietminderung erfolgversprechend.

Kommt Leben in die Geschäfte, kommt auch Leben auf die Straße. Dann ist das Problem der Verkehrslenkung auch ein ganz anderes. Dazu müssen aber alle Akteure an einen Tisch. Politik, Geschäftsleute und Hausbesitzer.