Wittgenstein/Berghausen. . Die Hegeschau des größten Rotwildbezirkes in NRW in Berghausen war eine beeindruckende Präsentation. Aber mancherorts gibt es zu viele Hirsche.

  • Jäger präsentieren die Trophäen und locken einige hundert Besucher nach Berghausen
  • Aufgrund eines sehr hohen Rotwildbestandes im Siegerland besteht dort Handlungsbedarf
  • Medaille „ Hirschgerechter Jäger“ für den Bad Laaspher Jäger und Rotwildförderer Helmut Hof

„Härsche, Härsche, Härsche…“ staunt manch Wittgensteiner, „Knochen- oder Stangenparade“ mäkeln Trophäengegner beim Anblick der 386 ausgestellten Hirschgeweihe in der Berghäuser Kulturhalle. Objektiv gesehen reflektiert die jährliche Rotwildtrophäenschau aber zum einen den Gesundheitszustand und zum anderen die Altersstruktur der Rotwildpopulation der Rotwildbezirke Siegerland-Olpe (über 18 000 Hektar), Wittgenstein-Schmallenberg (ca. 36 000ha) und des hessischen Dill-Berglandes (ca. 8400 ha).

Die Rotwildhegeschau für das Jagdjahr 2016/17 des größten Rotwildbezirkes in NRW, ausgerichtet in Berghausen von den Rotwildhegegemeinschaften Mittleres Rothaargebirge und Eder-Lahn unter Leitung von Patrick Rath und Günther Marburger geriet einmal mehr zu einer beeindruckenden Präsentation an Qualität und Quantität.

Gedenken an Prinz Richard †

Zahlreiche Besucher strömten schon morgens in die Halle und knapp 400 Besucher aus nah und fern wohnten dieser Rotwildschau bei, die unter den getragenen „Jagd-vorbei“ und „Halali“-Klängen der Jagdhornbläsergruppe des Hegerings Bad Laasphe zunächst des kürzlich verstorbenen Rotwildförderers Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg gedachten.

Unter den 386 ausgestellten Geweihen waren wieder einmal eine beeindruckte hohe Zahl Hirsche der Klasse I, die hier im Rotwildbezirk alle älter als zwölf Jahre (12er Kopf) sein müssen. Darunter der älteste Hirsch vom 16. Kopf aus dem Lahn-Dill-Kreis und der stärkste Hirsch der Schau mit 233,60 Internationalen Punkten vom 12. Kopf aus dem Eigenjagdbezirk Bad Berleburg (Rentkammer). Bemerkenswert aber auch die rechte hohe Zahl von 44 Fallwildhirschen, also Hirsche, die durch Unfall oder Forkelverletzungen zu Tode kamen.

Abschussplan zu 80 Prozent erfüllt

Die Gesamtstrecke, so der Rotwildsachverständige Patrick Rath (Rentkammer Bad Berleburg) von 1275 Stück Rotwild spiegelt in etwa den leicht erhöhten Durchschnittsabschuss der letzten Jahre wider und bedeutet eine Abschusserfüllung von rund 80 Prozent.

Den Fachbeitrag präsentierte der Berufsschweißhundführer Chris Bahlke aus Schleswig-Holstein, der einen temperamentvollen Vortrag zum Verhalten der Jäger vor, während und nach dem Schuss auf Schalenwild hielt und somit ein eigentlich eher trauriges Kapitel „locker anrührte“.

Die Medaille des Vereins Hirschgerechter Jäger ging an den Bad Laaspher Jäger und Rotwildförderer Helmut Hof, der für sein jahrzehntelanges Engagement rund ums Rotwild einen Tag vor seinem 91. Geburtstag geehrt wurde. Die Medaille bekommt er nachgereicht.

Erhöhter Rotwildbestand im Siegerland

Trotz dieser beeindruckenden Schau, an der an drei Tagen bis zu 30 ehrenamtliche Helfer im Einsatz waren, kann, so der Vorsitzende der Rotwildhegegemeinschaft Siegerland-Olpe, Helmut Ahlborn, nicht verschwiegen werden, dass aufgrund des erhöhten Rotwildbestandes besonders im Siegerland Handlungsbedarf besteht, als in Absprache mit allen Beteiligten ein bis ins Jagdjahr 2023/24 laufendes Pilotprojekt in Vorbereitung ist, welches zum Ziel hat, einen zwar gesunden, aber dennoch für die Land- und Forstwirtschaft erträglichen Rotwildbestand anzustreben.

Jagd und Jäger an sich und auch die Trophäenjagd können mit Kritik leben. Diese Schau hat aber wieder gezeigt, dass Jäger, die zu ihrer Passion stehen und sich ihrer Verantwortung für Wald und Wild bewusst sind, auch bei der nichtjagenden Bevölkerung Verständnis finden, wie die vielen nichtjagenden, doch jagdneugierigen Besucher in Berghausen gezeigt haben.

>> INFOBOX

Unter „Schweiß“ verstehen die Jäger austretendes Blut des jagdbaren Wildes. Demzufolge werden die extra dafür gezüchteten und speziell ausgebildeten Hunde als Schweißhunde bezeichnet, mit denen krankes, krankgeschossenes, verletztes oder verunfalltes Wild nachgesucht wird. Deren Führer sind Schweißhundführer. Im gesamten Rotwildbezirk (ca. 62.000ha) stehen den Jägern zehn Schweißhundstationen zur Verfügung, von denen jeweils ein Führer im Durchschnitt 80 Nachsuchen pro Jahr durchführt.

Rotwildjagd in Zahlen

(Vorn Jagdzeitraum 2016/17, in Klammern die Strecke 2014/2015):

1275 (1172)

davon männlich 620 (545)

weiblich 655 (627)

Anzahl der ausgestellten Geweihe: 386 (299)

Davon: Klasse I - Hirsche: 39 (25)

Klasse II 83 (44)

Klasse III 264 (250)

Hirschkälber 234 (226)

Summe: 620 (545)

Fallwild männlich 44 (37)