Birkefehl. . Kraniche machen auf der Birkefehler Höhe Station. Und das ist auch kein Wunder, denn: Wittgenstein ist beliebter Rastplatz für die Schwärme.

Ziemlich pünktlich, so ab dem 14. Februar mit Schwerpunkt 20. Februar erschallt er wieder, dieser rauhe, krächzende Ruf der im Frühjahr nach Nordosten „wandernden Kraniche“, die der echte Wittgensteiner mundartlich „Schnee- oder Hoargänse“ nennt. Die Uhr der Zugvögel, insbesondere die der Kraniche, tickt eben doch sehr präzise, denn alljährlich im Herbst, so um den 20. Oktober, und im Frühjahr, Mitte Februar, überqueren die „Vögel des Glücks“ das Rothaargebirge auf dem Weg Richtung Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Innere Uhr kann trügen

Dieses Verlassen auf die „innere Uhr“ birgt aber auch Gefahren insofern, als die wandernden Vögel durchaus in ein Kalt- oder Schlechtwetterfrontensystem fliegen können – und dann wieder umkehren oder irgendwo zwischenlanden müssen, wie auch am 20. Februar 2017 auf der Birkefehler Höhe, wo etwa 50 bis 60 Tiere aufgrund der schlechten Sicht zwischenlanden mussten.

Der „Vogel des Glücks“ verkündet den Frühling

Eine Reihe von Bauernregeln nehmen Bezug auf den Kranich. Zum Beispiel beim Griechen Hesiod: „Merke du auf, sobald du des Kranichs Stimme vernommen, Der alljährlich den Ruf von der Höh’ aus den Wolken dir sendet Bringt er die Mahnung doch zum Säen...“

Die Bezeichnung „Vogel des Glücks“ leitet sich in Schweden von der Ankunft des Kranichs als Vorzeichen für den Frühling her.

Der Kranich ist in Mitteleuropa als Brutvogel überwiegend östlich der Elbe und in Moor- und ausgedehnten Sumpflandschaften Niedersachsens (z.B. Lüneburger Heide) sowie in Skandinavien anzutreffen. Obwohl die Kranichbestände Deutschlands ständig zu wachsen scheinen, droht ihnen seit Jahren eine Einengung ihres Brutgebietes in Ostdeutschland durch Ausweisungen von Windkraftzonen. Doch auch Windparks in NRW gefährden diese Vögel nicht nur auf dem Flug, sondern auch und insbesondere bei Schlechtwetterlagen und Zwischenrasten wie hier bei uns im Rothaargebirge. Obwohl Wittgenstein kein Kranichland ist, scheint er dennoch bei uns allgegenwärtig. Dies liegt wohl daran, dass dieser große Vogel (bezogen auf die Höhe ist es der größte Vogel Mitteleuropas) sehr selten ist, extremen Schutz genießt und die Schutzbemühungen allein aufgrund der namhaften Sponsoren wie z.B. Lufthansa eine große Außenwirkung erreichen. Er ferner in Einehe lebt – und zweimal im Jahr das Rothaargebirge besucht.

Mitten auf der Vogelflug-Route

Wittgenstein liegt so ziemlich inmitten der Zugroute der Vögel, die über Südfrankreich und Gibraltar bis ins nördliche nach Afrika ziehen, während der östliche Zug über Ungarn, mit Rast in der Hortobágy-Puszta über den Bosporus führt. Diese markanten Flüge, zumeist in kräftesparender Keil- oder 1-Form mit den rauhen Rufen rühren anscheinend die Menschen oder wecken Sehnsüchte. Kaum einer kann sich der Faszination des Kranichzuges entziehen. Zumal die Kraniche zu allen Tageszeiten und sogar in der Nacht ziehen.

Das derzeitige Kranich-Schauspiel auf der Birkefehler Höhe ist gar nicht so selten, denn einige Gruppen oder kleinere Trupps halten sich öfters für mehrere Tage in Wittgenstein auf, so z. B. auch auf der Sassenhäuser Höhe oder in den Ederauen rund um Berghausen sowie auf dem Sohl bei Aue. Somit tragen auch wir in Wittgenstein Verantwortung für eine besonders geschützte Vogelart, obwohl diese bei uns kein Brutvogel ist.