Bad Berleburg. . Helm, Schwert und Kettenhaube sind nur Anschauungsmaterial. Holger Trippe vom Wittgensteiner Tross kommt nicht in kriegerischer Absicht.

  • Am 16. und 17. September findet am Hotel Erholung Laibach erstmals ein Mittelaltermarkt statt.
  • Veranstalter sind der Wittgensteiner Tross, Hotelier Michael Müller, der Heimatverein Alertshausen und die Lustbaerlichen Wiber aus Diedenshausen.
  • Im Interview erläutert Organisator Holger Trippe, was die Faszination Mittelalter für ihn ausmacht und was die Besucher beim Markt erwartet.

Helm, Schwert und Kettenhaube sind nur Anschauungsmaterial. Holger Trippe vom Wittgensteiner Tross kommt nicht in kriegerischer Absicht in die Redaktion. Der Mittelalterfan aus Girkhausen organisiert mit seinen Freunden den 1. Mittelalterlichen Markt und das Heerlager Laibach. Mit dieser neuen Veranstaltung wollen die Freizeit-Ritter an eine erfolgreiche Tradition der Mittelaltermärkte in Wittgenstein anknüpfen, die mit dem Grünewälder Strief vor sechs Jahren zwischenzeitlich zu Ende gegangen ist.

Wir haben mit dem 48-Jährigen über die Faszination Mittelalter und das gesprochen, was die Besucher im September auf dem Laibach bei Bad Berleburg erwartet.

Was fasziniert Sie so am Mittelalter?

Holger Trippe: Die Ruhe! Da gibt es keinen Stress. Es muss nicht pünktlich um 12 Uhr das Mittagessen auf dem Tisch stehen. Wir werden nicht mit Nachrichten zugetextet. Und Handys und Laptop bleiben bei unseren Lagern aus. Das ist Entschleunigung pur!

Warum haben so viele Menschen Sehnsucht nach einem Rollentausch oder einer Zeitreise?

Die wollen dem Alltag entfliehen. Das entspannt total...

Und man kann sein, wer man möchte...

Ja, das ist eher die LARP-Schiene. Die Rollenspiele. Was wir machen, nennt sich Reenactment. Wir halten uns an historische Fakten.

er Wittgensteiner
er Wittgensteiner © Wittgensteiner Tross

Ich kenne das von Menschen, die die Völkerschlacht von Leipzig 1813 nachspielen. Aber da ist die Quellenlage ja eine bessere als zum Mittelalter oder speziell zu Wittgenstein in dieser Epoche. Schriftlich hinterlegt ist ja nicht viel. Woher haben Sie Ihr Wissen?

Oh, das ist schwer zu bekommen. Die einzigen, die damals schreiben konnten, waren Geistliche oder höher gestellte Adelige. Gute Hinweise, beispielsweise zur zeitgemäßen Kleidung, finden sich aber in der Heidelberger Liederhandschrift. Eine andere Quelle ist dann noch der Teppich von Bayeux. Der stammt aus dem 11. Jahrhundert beginnend mit der Zeit Wilhelm des Eroberers und ist zum Beispiel eines der wenigen Zeugnisse, das sich mit den Wikingern befasst.

Gibt es auch Zeugnisse über das Mittelalter oder bekannte historische Personen in Wittgenstein, die Sie nutzen?

Heerlager und Mittealtermarkt auf dem Laibach

Am 16. und 17. September kommen alle Mittelalterfans in Wittgenstein und darüber hinaus auf ihre Kosten.

Am Samstag öffnet das Heerlager von 11 bis 21 Uhr seine Türen für eine Zeitreise ins Mittelalter. Am Sonntag läuft das Spektakel von 11 bis 18 Uhr auf der Lagerwiese links neben dem Hotel Erholung Laibach.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite : www.tross zu berleburg.jimdo.com

Ja, die Ritter von Diedenshausen sind einigermaßen erforscht oder die Ritter von Girkhausen. Ich habe versucht, da weitere Quellen zu finden, aber das kostet viel Zeit und man muss sich mit den alten Schriften gut auskennen.

Nach allem, was Sie über das Leben im Mittelalter wissen, würden Sie gerne mit einem Menschen aus dieser Epoche tauschen?

Für einige Zeit! Auf jeden Fall!

Holger Trippe (links) vom Wittgensteiner Tross nimmt Redakteur Lars-Peter Dickel mit auf eine Zeitreise ins Mittelalter.
Holger Trippe (links) vom Wittgensteiner Tross nimmt Redakteur Lars-Peter Dickel mit auf eine Zeitreise ins Mittelalter. © Christoph Vetter

Der Grünewälder Strief war der große Mittelalter-Markt in der Region. Ein Treffpunkt für eine steig wachsende Fangemeinde. Warum ging diese Zeit 2011 zu Ende?

Oh, das hatte viele Gründe. Wie in einer Ehe kann man sagen, wir hatten uns auseinandergelebt. Und nach dem Unglück bei der Loveparade wurden auch die Vorgaben und Reglementierungen immer strenger.

Nach einer Pause geht es jetzt im September am Hotel Erholung Laibach weiter. Auf was dürfen sich die Fans freuen?

Auf ganz viele Dinge. Der Michael Müller (Betreiber des Hotels/die Red.) ist mit mir zur Schule gegangen und wir hatten das Thema mal angesprochen. So ist das entstanden. Wir werden auf einer Wiese neben dem Hotel ein Lager und einen Markt aufschlagen, auf der anderen Straßenseite können wir Weiden als Parkplätze nutzen. Wir als Wittgensteiner Tross, der Michael als Gastronom und der Heimatverein Alertshausen und die Lustbaerlichen Wiber sind zusammen die Veranstalter.Ein großer Dank geht außerdem an die Familie Frettlöh, die die Wiesen zur Verfügung stellt.

Die Lustbaerlichen Wiber? Wer ist das denn?

Die „Lustbaerlichen Wiber“ kommen aus Diedenshausen. Sie sind ein ganz besonderer Frauenchor, der mittelalterliche Lieder, zum Beispiel von Walther von der Vogelweide zum Besten gibt.

Was gehört noch zum Programm?

Wir haben ein Heerlager, eine Feldschlacht, Bogenschießen und Spiele nach Art der Highlandgames oder der Lumberjacks und natürlich mittelalterliches Essen und Getränke und der Heimatverein Alertshausen backt Waffeln.

Wie passen den die Waffeln ins Konzept, die sind doch keine Mittelalterliche Speise?

Das stimmt. Aber mit ihren Waffeleisen-Öfen passen die Alertshäuser besser zu uns als die elektrischen Waffeleisen, die man auf vielen anderen Veranstaltungen findet.