Niederlaasphe. . Armin Kohlberger hat ein besonderes Hobby: Er schreibt Geschichte. Genauer gesagt die Geschichte seines Dorfes.

  • Armin Kohlberger hat ein besonderes Hobby: Er schreibt Geschichte.
  • Seit über 40 Jahren ist Armin Kohlberger als Chronist für sein Heimatörtchen aktiv .
  • Inzwischen füllt die Leidenschaft einen ganzen Schrank voller Chronikbänd.

„Wenn wir heute nichts aufschreiben, gehen die Informationen verloren – und wir können später nichts nachschlagen oder recherchieren. Damit geht auch ein Stück Heimatgeschichte verloren.“ Dieser Ausspruch von Armin Kohlberger beschreibt sehr treffend eine der vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten des gebürtigen Niederlaasphers. Seit über 40 Jahren ist Armin Kohlberger als Chronist für sein Heimatörtchen aktiv – und sein Archiv ist schon äußerst imposant.

Sammelbände für die ersten Jahre

Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest.
Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest. © Irmtraud Treude

„Bis 1975 war das Interesse an einer Chronik noch nicht so akut. Vieles wurde im Gemeindearchiv gesammelt und konnte dort nachgeschlagen werden“, erzählt er weiter. Im Jahr 1977 wurde der Heimatverein Niederlaasphe gegründet. Kohlberger war zwölf Jahre als Protokollführer für den Verein tätig. Dabei wurde natürlich schon einiges an Ereignissen im Ort aufgeschrieben. Ab 1975 begann er damit, die Ereignisse und Geschehnisse in Niederlaasphe aufzuschreiben. Die Chroniken der ersten Jahre sind noch nicht so umfangreich, deshalb konnten mehrere Jahre in einem Band zusammengefasst werden. Danach wurden aber immer mehr Bereiche dokumentiert.

Inzwischen lässt Armin Kohlberger für jedes Jahr einen gesonderten Band der „Niederlaaspher Chronik“ bei einer Buchbinder-Meisterin im Siegerland binden. Jedes Buch hat eine Inhaltsangabe und ein Verzeichnis mit Kurz-Infos, das Ganze ist nach Datum sortiert. Zusätzlich hat er ein „Findebuch“ angelegt, damit man schneller nachschlagen kann, wann welche Ereignisse stattfanden. Auch hierbei bemerkt man die akribische Genauigkeit, mit der die Chroniken von ihm bearbeitet und geführt werden.

Querverweise

Der erste Zeitungsartikel und das erste Foto

Hans Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest. Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken. Auch er selbst ist teil der Ortsgeschichte. Nicht nur als Geschichtsschreiber sonder auch als das mit elf Jahren jüngste Mitglied des Tambourkorps, wie dieses Bild beweist.
Hans Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest. Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken. Auch er selbst ist teil der Ortsgeschichte. Nicht nur als Geschichtsschreiber sonder auch als das mit elf Jahren jüngste Mitglied des Tambourkorps, wie dieses Bild beweist. © Irmtraud Treude

Armin Kohlberger fing im Alter von elf Jahren mit dem Sammeln an. 1960 war er das jüngste Mitglied des Spielmannszugs Niederlaasphe. In einem Zeitungsartikel vom 8. Mai 1960 wurde in der Westfalenpost über einen Auftritt des Tambourkorps berichtet. Außerdem wurde erwähnt, dass Armin Kohlberger als jüngstes Mitglied mitspielte. „Ich fand den Zeitungsausschnitt interessant“, erzählt er, „schließlich hatte ich mitgespielt. Und als Kind in der Zeitung erwähnt zu werden, war schon toll.“

Danach begann er, alle Zeitungsartikel, in denen das Tambourkorps erwähnt wurde, auszuschneiden und in ein Heft aufzukleben. „Die Fotos waren ja noch in schwarz-weiß, sind aber immer noch deutlich zu erkennen.“ Anscheinend hat der kleine Armin damals beim Einkleben schon alles richtig gemacht. Und deshalb kann das Tambourkorps von 1960 bis heute ein lückenloses Pressearchiv vorweisen.

Alle Vereinsereignisse und Ereignisse, die den Ort oder örtliche Bauwerke und Plätze betreffen, werden dokumentiert, zum Beispiel der Sportplatz-Neubau oder Aktuelles zur Amalienhütte. Bei Festen und Veranstaltungen ist oft ein Plakat eingefügt – oder Einladungen und Flyer. Auch meteorologische Besonderheiten wie Tief „Nils“ oder das Hochwasser am 1. Dezember 2015 werden aufgeführt – natürlich mit Querverweisen zu früheren Ereignissen. In den letzten Jahren werden auch die Einschulungsfotos oder Hinweise zu Sterbefällen dokumentiert.

Kohlberger fügt bei den Querverweisen auch gleich die Angaben zu Bänden und Seitenzahlen mit ein. Beim Bericht vom 11. Dezember 2015 „KTV Hambüchen kehrt zurück“ gibt es beispielsweise den Hinweis zum ersten Eintrag vom 23. August 2012.

Was ist daraus geworden?

Ein lückenloses Pressearchiv zu allen Niederlaasphern Themen ist in jeder Chronik mit eingefügt. Alle Zeitungsartikel sind mit genauer Angabe versehen, aus welcher Zeitung sie stammen, dazu das Datum, oft auch die Seitenangabe. Vervollständigt wird das Ganze durch viele eigene Fotos. Die Fotos werden natürlich ausführlich beschriftet, einschließlich Namen der abgebildeten Personen, denn Jahrzehnte später ist mach einer vielleicht schon in Vergessenheit geraten.

Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken.
Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken. © Irmtraud Treude

Auch besondere Ehrungen von Niederlaaspher Bürgern jenseits der Ortsgrenzen werden dokumentiert, etwa Ehrungen im Sängerkreis. „Als Chronist muss man Ereignisse auch voraussehen und jetzt schon dokumentieren“, so Kohlberger. „Dann kann man in einigen Jahren nachvollziehen, wie Projekte gestaltet wurden und was daraus geworden ist. Was wurde aus den Projekten in 5, 10 oder 15 Jahren?“ Zu den aktuellen Themen, deren Entwicklung weiterverfolgt werden soll, gehört das neues Gewerbegebiet in Niederlaasphe. Berichte mit Karten und Grenzpunkten sind bereits in der diesjährigen Chronik hinterlegt. Wanderparkplatz und Amalienhütte sind weitere dieser langfristigen Schwerpunkte.

Bei Jubiläen unverzichtbar

Gerade für die Vereine, weiß Kohlberger, sind die Chroniken von großem Interesse. Spätestens bei anstehenden Jubiläen kommt die Frage auf: Was passierte in der Vereinsgeschichte? Vorausschauend hat er deshalb die Gründung der Spielgemeinschaft FC Laasphe und des FV Niederlaasphe 2015 dokumentiert. Und 2016 sind erstmals Berichte und Ergebnisse zur gesamte Saison der Spielgemeinschaft in der Chronik aufgeführt.

Die Eltern wecken Armin Kohlbergers Interesse

Die Liebe zur Heimat und das Interesse an der Heimatgeschichte wurde Armin Kohlberger quasi mit in die Wiege gelegt: Beide Eltern interessierten sich für Heimatgeschichte.

Der Vater dokumentierte selbst verschiedene Ereignisse und machte bereits Fotos dazu. „Mein Vater hat selbst vieles aufgeschrieben und viele Fotos dazu gemacht“, erzählt Kohlberger aus seiner Kinderzeit.

Zusammen mit seinem Vater hat er vor einigen Jahren auch die Sammlung des Vaters aufgearbeitet.

Die Chroniken lässt Kohlberger auf eigene Kosten binden. Zwischenstege aus Pappe werden eingearbeitet, damit Druck von den Seiten genommen wird und die Bücher atmen können. Die Bände füllen inzwischen etliche Regale.

Außer an der Ortschronik hat Kohlberger auch an anderen Bänder mitgearbeitet, wie der Kultur- und Heimatgeschichte des Ortes, an zwei Bänden zum Thema „Unser Dorf soll schöner werden“, 700 Jahre Niederlaasphe und an dem zweiten Niederlaaspher Dorfbuch. Ein Gedenkbuch der Gefallenen und Vermissten ist erschienen. Zu jeder Person wurden Landkarten des letzten Standortes sowie persönliche Eckdaten und der berufliche und familiären Werdegang, so weit bekannt, angegeben.

In den Vereinsfarben gebunden

Das Tambourkorps kann auf einen Pressespiegel von bisher sieben Bänden zurückblicken. Gebunden werden die Bücher oft in den typischen Farben der Vereine, beispielsweise die Chronik der Burschenschaft in blau-weiß. Sie wurde in verkleinerter Version anlässlich des Jubiläums der Burschenschaft zum Kauf angeboten. „Ich sammle aber nach wie vor“, erzählt Armin Kohlberger – „das nächste Jubiläum der Burschenschaft ist in elf Jahren“.

Die Arbeiten an den Jahreschroniken werden immer umfangreicher. Wohl auch, weil Kohlberger an sich selbst recht hohe Ansprüche stellt, was Inhalt und Richtigkeit angeht. Für so machen, der ein fertiges Jahrbuch in Händen hält, ist nur schwer nachvollziehbar, wie viele Arbeitsstunden ehrenamtlich investiert wurden. Von den Kosten gar nicht zu reden.

Hans Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest. Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken.
Hans Armin Kohlberger hält das Dorfgeschehen für die Nachwelt fest. Der Chronist von Niederlaasphe besitzt einen ganzen Schrank voller Chroniken. © Irmtraud Treude

Wer sich wie Armin Kohlberger die Vergangenheit festhält, sorgt auch für die Zukunft vor. Wenn er und seine Frau nicht mehr leben, geht das gesamte Kohlberger’sche Archiv an den Kreis Siegen-Wittgenstein. In einem Depositalvertrag wurde geregelt, dass das Kreisarchiv die Niederlaaspher Chroniken übernimmt.

„Meiner Frau und mir ist es ganz wichtig, dass die Bücher nicht in einem privaten Archiv stehen, zu dem später kein oder nur bedingter Zugang besteht“, so Kohlberger. „Die Chroniken sollen auch noch später für jeden einsehbar sein.“ Natürlich hofft er, noch viele, viele Jahre als Niederlaaspher Chronist tätig zu sein. Beim nächsten Jubiläum der Burschenschaft möchte er schon noch gerne einiges an Vereinsgeschichte zur Festschrift beisteuern.

Die Chronik 2016 ist auf jeden Fall fast fertig. Ein prall gefüllter Ordner liegt auf seinem Schreibtisch und ist gerade auf den neuesten Stand gebracht worden. Es fehlen nur noch Einträge zu den letzten Tagen des Jahres.