Raumland. Bikar Metalle in Raumland steckt 12 Millionen Euro in ein neues Hochregal-Lager und ein Bürogebäude – aus Sicht der Naturschützer problematisch.

  • Bebauungsplan „Industriegebiet Berghausen-Raumland“ muss geändert werden
  • Stadt argumentiert mit „Nachverdichtung“ eines bestehenden Industriegebiets
  • Geschäftsführer Pascal Bikar teilt Sicht des NABU überhaupt nicht

Der Baugrund ist soweit vorbereitet, in gut zwei Wochen soll es mit der Pfahl-Gründung weitergehen: Auf dem Gelände der Firma Bikar Metalle an der Industriestraße entstehen demnächst ein modernes Hochregal-Lager samt Zuschnitt- und Versandhalle sowie ein neues Bürogebäude. Weil die neuen Gebäude aus technischen Gründen mit 25 und fast 23 Metern ungewöhnlich hoch sind, muss dafür der Bebauungsplan „Industriegebiet Berghausen-Raumland“ geändert werden. Das dürfte nur noch Formsache sein – obwohl es Kritik von Naturschützern gibt.

Fehlanzeige bei Bodenfunden

Und wie sieht es mit kultur- und naturgeschichtlichen Bodenfunden aus, auf die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hinweisen?

Hier meldet Geschäftsführer Pascal Bikar Fehlanzeige: Schon Bodenproben des Bauunternehmers vorab hätten keine Hinweise auf solche Funde ergeben.

Zur Diskussion liegen den Politikern im Bad Berleburger Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt (öffentliche Sitzung am kommenden Dienstag, 29. November, ab 18 Uhr im Bürgerhaus am Markt, großer Saal) mehrere Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange vor, darunter Umwelt-Behörden und -Verbände.

Die Kritiker

So kritisiert der Naturschutzbund Siegen-Wittgenstein, dass auf dem Firmengelände Bauten mit einer enormen Höhe entstünden, die „eine erhebliche nachteilige Wirkung auf das Landschaftsbild haben werden“. Und der Erholungswert der benachbarten weiträumigen Ederaue mit ihren Rad- und Spazierwegen werde sinken.

Die Argumente der Stadt

Mit Änderung des Bebauungsplans werde „eine klassische Nachverdichtung innerhalb eines bestehenden Industriegebietes betrieben“, argumentiert die Stadt. Im Übrigen „werden keine zusätzlichen Flächen in Richtung Ederaue in Anspruch genommen“. Von einer Beeinträchtigung, die „erheblich“ sei, könne nicht gesprochen werden. Es werde aber „Ausgleichsmaßnahmen“ geben, so die Stadt weiter, wie vom NABU gefordert.

Der Bauherr

Die Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher wandern an eine andere Stelle auf dem Gelände.
Die Parkplätze für Mitarbeiter und Besucher wandern an eine andere Stelle auf dem Gelände. © Eberhard Demtröder

Geschäftsführer Pascal Bikar kann die Sicht des NABU überhaupt nicht teilen. Das Firmengrundstück liege weit unterhalb der Berghäuser Straße (L 553), so dass die Gebäudehöhen dem Betrachter nicht negativ auffallen würden. Im Übrigen habe das Bad Berleburger Planungsbüro Arlt die Neubauten optisch an die bereits bestehenden Werkshallen auf dem Gelände angepasst. Dabei würden auch die charakteristischen Blau-Töne der Nachbargebäude aufgegriffen. Mit dem neuen, energetisch optimierten Bürogebäude komme es zudem langfristig zu deutlichen Einsparungen beim Energieverbrauch.

Das Projekt

Rund zwölf Millionen Euro werde das Unternehmen in Zusammenarbeit mit regionalen Baufirmen in die Neubauten investieren, so Pascal Bikar weiter im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf die Baugenehmigungen habe man zwar lange gewartet, doch grundsätzlich hätten Stadt Bad Berleburg und auch die Baubehörde beim Kreis Siegen-Wittgenstein das Projekt gut unterstützt.

Die Bauarbeiten

Ziel sei es nun, die Bauarbeiten so voranzutreiben, „dass wir Ende August die Hallen beziehen“. Die nun anstehende Pfahl-Gründung sei der „unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit“ vor Ort geschuldet, erläutert Bikar. Hier wolle man „auf Nummer Sicher gehen“. Im Zuge der Bauarbeiten werde außerdem der Parkplatz für Mitarbeiter und Besucher neben das Firmengelände verlegt, so Bikar – auch, um Pkw- und Lkw-Verkehr auf dem Gelände zu entzerren. Dadurch erwarte man sich eine deutliche Reduzierung der Lkw-Standzeiten und somit auch eine Entlastung für die Umwelt.

Die Arbeitsplätze

Mit dem Neubau-Projekt werden nach Angaben des Unternehmens demnächst auch neue Arbeitsplätze entstehen. 450 sind es derzeit insgesamt, darunter 240 allein am Standort Raumland. Die Bikar-Metalle GmbH hat hier ihren Stammsitz und ist eines der weltweit führenden Häuser im Handel mit Aluminium, Kupfer, Messing, Rotguss, Bronzen, Sonderlegierungen und Kunststoffen.