Bad Berleburg. . 2006 verbrachte Oliver Junker-Matthes acht Wochen in der „Steinzeit“. Seine Erlebnisse teilte er nun mit Berleburger Sechstklässlern.
- Oliver Junker-Matthes erzählt Realschülern von seinen Erlebnissen in der „Steinzeit“
- Diedenshäuser nahm vor zehn Jahren an einer TV-Doku teil
- Stadtratsmitglied zeigt sich angetan von der Lebensweise
Zehn Jahre ist der Ausflug in längst vergangene Zeiten nun schon her. Dies mag sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch anhören, trifft im Falle von Oliver Junker-Matthes und dessen Steinzeit-Erlebnis aber absolut zu. Manche Leser werden sich erinnern: Im August und September 2006 zog der 50-Jährige mit seiner Frau Britta sowie seinen drei Kindern im Rahmen der SWR-Doku „Steinzeit – Das Experiment“ in eine Pfahlbausiedlung am Bodensee. Acht Wochen, die den Teilnehmenden wohl auf ewig in Erinnerung bleiben werden.
Die etwas andere Geschichtsstunde
Und um den manchmal so drögen Geschichtsunterricht etwas aufzupeppen, erzählt Junker-Matthes den Realschülern in Bad Berleburg gerne, wie es sich in der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte so lebte. Zur besseren Veranschaulichung natürlich stilecht in der Klamotte, die er im Camp trug. Die Klasse 6 d der Städtischen Realschule hat den Themenkomplex „Steinzeit“ zwar gerade abgeschlossen, dies stillte den Wissendurst der Jungs und Mädels aber keineswegs. Die Doppelstunde verging wie im Flug, am Ende blieben fast keine Fragen unbeantwortet.
Dabei wurde kaum ein Themenbereich ausgespart. Zunächst ging es um die Kleidung. „Sind die Klamotten warm und bequem?“ Oder: „Haben Sie nicht an den Füßen gefroren, wenn Sie dort barfuß liefen?“ Letzteres konnte Junker-Matthes verneinen. Die Schuhe waren tatsächlich ein Original-Nachbau der Schuhe des Ötzi, mit Heu und Moos ausgestopft. Auch an die Witterung gewöhnten sich die beiden befreundeten Familien, die zu zehnt in einem vier Meter breiten Bett schlafen mussten. Intimsphäre blieb nicht nur aufgrund der Kameras ein Fremdwort. Als Toilette diente ein mit Zweigen abgedecktes und nicht überdachtes Loch. Dass man(n) sich vor dem Erleichtern erstmal „kräftig an der Hose rumfummeln musste“, sorgte bei den Zehn- bis Zwölfjährigen für amüsierte Gesichter. Ebenso wie die Tatsache, dass Junker-Matthes als kleines modisches Accessoire ein Täschchen an der Kleidung angebracht hat, die aus dem Hodensack eines Bullen gefertigt wurde.
Essen und Waffen im Mittelpunkt
Das Gros der Fragen drehte sich aber um die Nahrungsbeschaffung und -zubereitung. Tiere mussten gejagt, geschlachtet und konsumtauglich verarbeitet werden, die tägliche Getreideernte nahm Stunden in Anspruch – Rückenschmerzen inklusive – und auch die Jüngsten mussten kräftig mithelfen. „Ist es ekelhaft, ein Schwein zu schlachten?“, fragt einer der Jungs. Junker-Matthes, der mit seiner Familie in Diedenshausen auf einem Hof lebt, verneint: „Ich habe gerne etwas geschlachtet. Schließlich brauchten wir alle auch mal etwas Anständiges zu essen und wollten satt werden.“ Was auch nicht immer so einfach war, mit der richtigen Zubereitung wollte es nämlich lange Zeit nicht so recht klappen. „Anfangs haben wir immer nur so viel gegessen, wie es unbedingt nötig war. Auch mit kaputten Kochtöpfen mussten wir uns herumschlagen. Nachdem das Kochen dann aber irgendwann funktioniert hat, schmeckte es richtig gut. Insgesamt habe ich sogar zugenommen.“ Einige Relikte brachte der für Bündnis 90/Die Grünen im Berleburger Stadtrat sitzende Gast ebenfalls mit und zeigte, wie man nur mit Steinen Wärme und Funken produziert. „Das ist für alle ein ganz faszinierendes Erlebnis“, meinte auch die leitende Referendarin Lara Gillmann. Kein Wunder, dass die Pause eifrig dazu genutzt wurde, einige Handyfotos mit dem „Gaststar“ zu knipsen.
Ursprüngliche Kultur kennenlernen
Doch warum entschied sich der dreifache Vater überhaupt, an einem solchen Experiment teilzunehmen? „Ich wollte unsere ursprüngliche Kultur mal hautnah erleben“, erklärt er. Und fügt als Fazit an: „Eigentlich wollten wir gar nicht mehr da raus. Alles hatte dort einen Sinn und Zweck. Da man alles selbst machen musste, zeigte uns das Camp auch, wie man möglichst wenig Energie aufwendet, um sein Ziel zu erreichen.“ Ob sich die Schüler und Schülerinnen zumindest an Letzterem ein Beispiel nehmen sollten?