Siegen-Wittgenstein. Arbeitslosenquote liegt in Wittgenstein seit langem unter vier Prozent. Flüchtlinge können die akute Situation nicht ausgleichen.
- Im Oktober waren im Kreis rund 1900 Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet
- Geringqualifizierte Arbeitnehmer und Arbeitslose müssen weitergebildet werden, so Dr. Bettina Wolf
- Strategie für Flüchtlinge: bilden, qualifizieren und dann integrieren
„In einigen Kernbranchen haben wir heute schon Fachkräftemangel“, erklärt Dr. Bettina Wolf. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen hat den CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein und den CDU-Landtagsabgeordneten Jens Kamieth zu sich eingeladen. Jedes Jahr informiert sie die heimischen Bundes- und Landtagsabgeordneten in einem Gespräch über den Arbeitsmarkt in der Region.
Im Oktober waren in Siegen-Wittgenstein rund 1900 freie Stellen bei der Agentur gemeldet. In einigen Branchen werden teils mehr als doppelt so viele Mitarbeiter gesucht, wie noch vor einem Jahr. „Mittelfristig wird der Fachkräftemangel ein echtes Problem für die Region, wenn es nicht gelingt erstens geringqualifizierte Arbeitnehmer und Arbeitslose weiterzubilden und zweitens Fachkräfte von außerhalb zu gewinnen“, betont Dr. Wolf. In Wittgenstein macht sich der Fachkräftemangel schon früher bemerkbar. In den drei Wittgensteiner Kommunen liegt die Arbeitslosenquote schon seit langem unter vier Prozent.
Chance für geflüchtete Menschen?
Die beiden Politiker wollen auch wissen, wie die Arbeitsagentur die Chancen sieht, die geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel dürfe man nicht zu schnell erwarten, berichtet ihnen Dr. Wolf. Viele Geflüchtete müssen erst einmal die deutsche Sprache lernen und sich mit dem Arbeitsmarkt in Deutschland vertraut machen. Dafür hat die Agentur gemeinsam mit dem Jobcenter und dem Kreis Siegen-Wittgenstein den Integration Point eingerichtet. Seit rund elf Monaten beraten und begleiten die Mitarbeiter im Integration Point geflüchtete Menschen und bieten ihnen Qualifizierungsmaßnahmen an. Allen Maßnahmen gemeinsam ist deutscher Sprachunterricht. „Nach den Maßnahmen wissen wir, wer motiviert ist und von seinen sprachlichen und fachlichen Fähigkeiten fit genug für den Arbeitsmarkt. Erst dann stellen wir ihn oder sie in den Betrieben vor“, erläutert Dr. Wolf den Abgeordneten, wie der Integration Point vorgeht. „Unsere Strategie ist zuerst bilden und qualifizieren und dann integrieren“, verdeutlicht Dr. Wolf, wie sie die Geflüchteten in Arbeit bringen möchte. Dennoch werden viele erst einmal nur als Helfer arbeiten können, so die Erfahrungen im Integration Point.
Egal ob die Geflüchteten nun eine vollwertige Ausbildung machen oder über Teilqualifikationen und Berufstätigkeit etwas lernen, bemerkt Kamieth: „Das, was sie in Deutschland gelernt haben, können die Menschen in ihrem Heimatland später sehr gut gebrauchen“. Zustimmung dazu bekommt er von seinem Kollegen aus dem Bundestag. „Die Menschen dürfen nicht mit leeren Händen nach Hause kommen. Wenn sie hier etwas gelernt haben und sich in ihrem Heimatland dann selbstständig machen können, werden sie auch von ihren Familien anerkannt“, berichtet Klein. Durch sein ehrenamtliches Engagement für Ghana weiß er sehr gut, wie hoch die Erwartungen der Familien in diesen Ländern sind.
Gesetzgeber soll aufmerksamer auf Integrationsinstitutionen werden
Dr. Bettina Wolf nutzte das Gespräch außerdem, um den beiden Abgeordneten noch ein paar Botschaften mit nach Berlin und Düsseldorf zugeben. Aus ihrer Sicht gibt es durchaus Punkte, den der Gesetzgeber Aufmerksamkeit schenken könnte, damit Arbeitsagentur, Jobcenter und Integration Point noch erfolgreicher bei der Integration von Menschen in Ausbildung und Arbeit werden.