Wittgenstein. . Für die Jäger in Siegerland und Wittgenstein herrscht seit Monaten Ausnahmezustand. Nach einem ausgefallenen Winter, einem warmen Frühjahr und dem milden Herbstanfang haben die Sauen Oberwasser.
- Für Jäger in Wittgenstein und Umland herrscht seit Monaten Ausnahmezustand
- Sauen auf dem Weg in die Wiesen, Felder und Gärten
- Anzahl der Drückjagden nimmt jährlich zu
- Für Jäger in Wittgenstein und Umland herrscht seit Monaten Ausnahmezustand
- Sauen auf dem Weg in die Wiesen, Felder und Gärten
- Anzahl der Drückjagden nimmt jährlich zu
Die Frischlinge vom Frühjahr sind gerade dabei, innerhalb eines Jahres die zweite Generation der cleveren Schwarzkittel in die Wälder und – schlimmer noch – in die Wiesen, Felder und Gärten zu führen.
Mit Ansitzen frühmorgens, in den Mondnächten oder mit Revier übergreifenden Drückjagden versuchen Pächter und ihre jagdlichen Helfer den Gegendruck zu erhöhen. „Den Appell von Kreis-Dezernent Henning Setzer, über die Reviergrenzen hinweg Sauen zu jagen, können wir in dieser Situation natürlich nur unterstreichen“, stellt Heinz Hartmut Müller, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Siegerland-Wittgenstein, in einer Pressemitteilung fest.
Aber die Jäger können mit herbstlichen Drückjagden auch nicht wettmachen, was an einer vermehrungsfreundlichen Umwelt, den massiv fortschreitenden Beeinträchtigungen der Jagd durch den Freizeitdruck bis in die Lebensräume des Wildes und durch die Landes-Gesetzgebung angerichtet wird.
Jogger und Radfahrer im Wald
Wenn spätabends Mountainbiker auf Rückegassen abseits der Waldwege fahren, Jogger mit LED-Stirnlampen sogar nachts im Wald unterwegs sind, Geocasher in Dickungen stöbern und auch Quad- und Motorradfahrer zu allen Tageszeiten in den geschrumpften Lebensräumen der heimischen Wildtiere auftauchen, dann wird es immer schwieriger, in der üblichen Ansitzjagd dem Zuwachs bei den Wildschweinen Herr zu werden.
In Wohngebieten an Dorfgrenzen, wo die Wühlschäden der Wildschweine die Bürger besonders aufbringen, haben Jäger ohnehin nichts zu suchen. Und in den angrenzenden Flächen stellt kaum ein Jäger noch einen Hochsitz auf. Dort sind Hundebesitzer und Spaziergänger unterwegs, und ein Schuss am späten Abend sorgt schnell mal für einen Anruf besorgter Bürger bei der Polizei.
Kreis-Dezernent Setzer hatte in einer Pressemitteilung auf das Problem der intensiven Freizeitnutzung der Wälder und die damit immer schwerer werdende Bejagung des Schwarzwildes hingewiesen. Auch der KJS-Vorstand begrüßt in dieser schwierigen Situation die Tendenz, die höchst mobilen Sauen großflächiger ins Visier zu nehmen, die Jagdtermine mit den Nachbarn abzustimmen und nicht an der Grenze anzuhalten. „Das war vor zehn Jahren noch die Ausnahme“, so Vorstandsmitglied Reinhard Zacharias: „Solche Drückjagden werden von Jahr von Jahr mehr, und es stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl“.
Einschränkungen für die Jagd
In einem schwierigen gesellschaftlichen und politischen Umfeld glaubt aber kein Jäger mehr, das Problem allein lösen zu können. Die Landesregierung hatte erst letztes Jahr Jagdzeiten eingeschränkt, die erlaubten Kirrmengen für Futter, mit denen Jäger Sauen von Landwirtschaftsflächen weglocken können, deutlich reduziert.
Das Anlegen von Wildäckern wurde verboten. Sie bieten eigentlich den von ortsnahen Weiden vertrieben jagdbaren Tieren ebenso wie Vögeln und vielen Insektenarten Nahrung. Die Baujagd auf die – wie Sauen – äußerst vermehrungsfreudigen Füchse wurde massiv eingeschränkt. Füchse dezimieren die ohnehin schon stark von der Landschaftsverarmung bedrohten Bodenbrüter wie Feldlerche, Kiebitz, Rebhuhn oder Schnepfe. Jagdzeiten für Sauen sind in NRW deutlich eingeschränkt.