Dotzlar. . Zwei Mitglieder der Heinerländer Amateurbühne blicken auf 20 Jahre Frohsinn in Dotzlar zurück und erklären woher der Name Heinerländer kommt.
- Seit 20 Jahren auf der Bühne in der Kulturhalle Dotzlar
- Die Heinerländer Amateurbühne feiert mit Mundarttheater große Erfolge
- An diesem Wochenende startet das neue Stück „Wahnsinn oder Mallorca“
Die Heinerländer Amateurbühne geht in ihre 20. Spielzeit. Mit ihrem aktuellen Stück „Wahnsinn oder Mallorca“ begeistern die Dotzlarer an diesem und dem kommenden Wochenende wieder ihr Publikum. Grund genug für ein „Kaffee- Gespräch“ mit dem Gründer Hans Georg Saßmannshausen und Thorsten van de Wetering.
Woher kommt der Name Heinerländer Amateurbühne?
Hans Georg Saßmannshausen: Einer meiner Erndtebrücker Arbeitskollegen beim Steiner hat mich mal mit „Ehr Heinerlänner“ angesprochen. Und ich hab’ zurück gefragt, wie er darauf gekommen ist. Da hat er gesagt, dass in Raumland, Dotzlar und Berghausen so viele auf den Namen Heinrich oder Heiner getauft werden. Als es dann um einen Namen für die Amateurbühne ging, gab es zwei Vorschläge Ö-Länder und Heinerländer. Und da habe ich mich für Heinerländer entschieden.
Sie sind jetzt seit gut 20 Jahren auf der Bühne. Wissen Sie eigentlich noch, mit welchem Stück damals alles begonnen hat?
Saßmannshausen: Unser erstes Stück hieß „Zorres em Ürlöb“. Das war 1996, und das Stück spielte in einer Ferienwohnung in Italien. Aber die Anfänge der Amateurbühne gehen noch viel weiter zurück. Ich hatte Spaß am Schauspielern und war in der Bad Berleburger Laienspielgruppe. In Dotzlar gab es
damals eine Frauen-Theatergruppe im Frauenchor. Diese Damen planten eine Auftritt bei einem Heimatabend. Dabei fiel Gisela Altmann aus, und ich sprang für sie in ihrer Männerrolle ein. Und da habe ich gemerkt, dass Mundarttheater funktioniert. Alle waren begeistert, und es war ein tolles Gefühl. Aus dieser Theatergruppe entstand dann die Amateurbühne. Unser erstes Stück hieß damals „Das Glück an der Angel.“
Wer ist außer Hans Saßmannshausen noch von Anfang an mit dabei?
Saßmannshausen: Seit 1996 sind Birgit Dreisbach-Dickel, Angelika Schlapbach und Erhard Koch mit von der Partie.
Was macht ein Stück aus, damit es bei Ihrem Publikum funktioniert?
Saßmannshausen: Das Bauchgefühl ist entscheidend. Ein Stück muss zu uns, zum Umfeld und zu den Leuten passen. Eine Komödie, die in einer Zahnarztpraxis spielt, fällt da wahrscheinlich raus.
Wie kommen Sie auf die Stücke und Geschichten oder wie passen Sie Stücke auf Wittgenstein an?
Saßmannshausen: Es gibt spezielle Verlage, von denen lasse ich mir so an die zehn Stücke schicken. Und beim Lesen merke ich schon, ob es passt und höre und sehe auch schon vor mir, wer von uns die Rollen spielen könnte.
Gibt es Themen, die Sie in ihren Komödien besonders gerne anpacken oder umgekehrt solche, die Sie nie auf die Bühne bringen werden?
Saßmannshausen: Oh ja. Ich hab mal ein Stück im Ohnsorgtheater gesehen. Das drehte sich die ganze Zeit um eine Leiche im Sarg. Mitten auf der Bühne. Da habe ich kurz überlegt und mich gefragt, können wir so etwas machen?
Es gibt in fast jedem Dorf eine etwas andere Wittgensteiner Mundart, werden Sie von den Ääch-Ländern aus dem Lahntal genauso gut verstanden wie von Ö-Ländern aus dem Odeborntal?
Saßmannshausen: Ja, wir sehen es ja an den zahlreichen Besuchern. Ich schaue nach den Stücken immer die Bestellzettel für die Karten durch. Unsere Zuschauer kommen nicht nur aus Wittgenstein, sondern viele auch aus Hessen. Wir haben zum Beispiel eine sehr treue Fangemeinde aus Wallau und die Landfrauen aus dem Hinterland. Es kommen sogar Zuschauer aus Buchenau. Außerdem hatten wir immer eine ganz treue Schar aus Netphen.
Neben Sprachwitz kommt es auch auf Kostüme und Requisiten an. Woher haben Sie die Ideen?
Thorsten van de Wetering: Jeder kümmert sich selbst um sein Kostüm und bringt etwas mit, und dann schauen wir, was vielleicht noch fehlt.
Saßmannshausen: Wir beraten uns auch untereinander und jeder schaut, was er im Keller hat. In unserem aktuellen Stück steht zum Beispiel ein Radio auf der Bühne, das aus meinem Keller stammt. Das Radio ist so alt wie ich und funktioniert aber nicht mehr.
Wie lange müssen Sie proben, bis ein Stück sitzt? Und wer ist ihr Testpublikum?
Saßmannshausen: Wir haben bereits im Juli angefangen. Zu Beginn proben wir so einmal im Monat. Jetzt sind wir jeden zweiten Tag dran – immer dann, wenn die Halle frei ist. Zu Glück sind gerade Ferien gewesen und wir konnten öfter in die Halle. Am Ende sind es so 15 Wochen pro Stück.
Thorsten van de Wetering: Ein Testpublikum haben wir nicht. Bei uns schaut jeder zu, der gerade nicht auf der Bühne ist, was die anderen machen. Aber bei der Generalprobe sind Freunde und Bekannte da.
Wie viel von den Rollen steckt in Ihnen, oder anders gefragt, ist immer schnell klar, wer welchen Charakter auf der Bühne spielt?
Thorsten van de Wetering: Ich finde, dass kommt auf die Rolle an. Bei manchen Sachen ist es ganz einfach sie zu spielen. Aber im aktuellen Stück gibt es auch Homosexuelle und Prostituierte. Da ist es schon schwieriger.
Saßmannshausen: Bei mir ist es einfach (lacht). Ich spiele immer die älteren Choleriker.
Sie haben in Dotzlar die Kulturhalle, die ist groß und in die Jahre gekommen. Wie wichtig ist diese Bühne als Wohnzimmer der Heinerländer Amateurbühne?
Saßmannshausen: Die Halle war in den vergangenen Jahren sehr wichtig für uns und für unser Dorf. Vor allem die große Bühne ist optimal für uns. Aber es ist gut, dass jetzt etwas passiert, dass die Fenster gemacht werden und auch das Dach. Für uns fast noch wichtiger wären aber auch die Sanitärräume.