Bad Laasphe. Auch für Wittgenstein setzt Landrat Andreas Müller auf geförderte Medizin-Studenten sowie Verbund-Modelle. Und die Buslinien müsse man besser bewerben.

  • Ärzte-Nachwuchs einer Praxis-Übernahme „durchaus nicht abgeneigt“
  • SPD-Stadtverband Bad Laasphe fordert mehr Kinderbetreuung auch in Schulen
  • Schließung des Fritz-Heinrich-Seniorenzentrums: Bedauern im Kreishaus

Praxis-Verbünde, heimische Klinik-Betreiber oder gar der Kreis Siegen-Wittgenstein als Träger – das alles kann sich Landrat Andreas Müller vorstellen, um ein weiteres Praxis-Sterben auch in Wittgenstein „möglichst zu verhindern“. Ein spezielles Stipendien-Programm für Medizin-Studenten, aufgelegt von der Kreisverwaltung, zeige inzwischen Erfolg, berichtete Müller jetzt im SPD-Stadtverband Bad Laasphe: Erste Absolventinnen, die man gefördert habe, seien „durchaus nicht abgeneigt“, Hausarzt-Praxen älterer Kollegen zu übernehmen.

Im Kreishaus sei man sich bewusst, so Müller bei der Versammlung des Verbandes im Bad Laaspher Brauerei-Gasthof „Zur Sonne“, „wie alt die Praxis-Inhaber zum Teil sind“. Deshalb habe man 2014 damit begonnen, die ersten vier Medizin-Studierenden zu fördern – unter der Bedingung, nach ihrem Studium im Kreisgebiet tätig zu werden. Zwei der Stipendiaten hätten ihr Studium mittlerweile abgeschlossen. Eine Studierende habe bereits „eine Bindung zum Kreis“, so Müller, habe ihre Ausbildung zur Fachärztin in Siegener Kliniken gemacht.

Gesundheit & Pflege

Zum Thema „Gesundheit und Pflege“ verweist Landrat Müller außerdem auf ein Modell in Kreuztal, bei dem Arztpraxen einen Verbund gebildet haben – mit zentraler Verwaltung. Vorteil: Die Mediziner können sich mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

Flüchtlinge im Mittelpunkt

Immerhin 26 verschiedene Aktionen habe die Bad Laaspher SPD im vergangenen Jahr gestartet, so der Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes, Samir Schneider, in seinem Bericht des Vorstandes. Dabei im Mittelpunkt: die Flüchtlinge.

Etwa im vergangenen November: „Gemeinsam mit der Flüchtlingsinitiative entschieden wir uns für einen Koch-Nachmittag in der Lachsbachschule.“ Dabei seien traditionelle Gerichte gekocht, aber auch eine Spende zur Anschaffung neuer Deutsch-Lernbücher übergeben worden. Schneiders Fazit: „Dieser Tag war ein voller Erfolg – und man konnte sehen, dass man trotz der Sprachbarriere keinen Probleme hatte, sich zu verständigen.“

Im April revanchierten sich die Flüchtlinge für das Kochen sowie eine Back-Aktion kurz vor Weihnachten – und luden die Bad Laaspher Bürger zu einem Essen ein.

Alle Teilnehmer der Bad Laaspher Verbandsversammlung lud Samir Schneider dazu ein, sich am 5. November in der Bismarckhalle, Siegen-Weidenau, an der Wahl des heimischen SPD-Kandidaten für die Bundestagswahl zu beteiligen. Für die Nachfolge des langjährigen heimischen SPD-Bundestagsabgeordneten Willi Brase haben sich Tim Bernshausen aus Hilchenbach, Silke van Doorn aus Siegen und Heiko Becker aus Kreuztal beworben. Becker sitzt für die SPD im Kreistag und war bis Ende 2015 noch SPD-Fraktionsvorsitzender im Erndtebrücker Gemeinderat.

Zugleich bedauerte es Müller, dass die AWO als Träger ihr Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe Ende März 2017 schließen wolle. „Es ist traurig, was da passiert“, so der Landrat in der Verbandsversammlung – und das „begrüße ich ausdrücklich nicht“. Ob es denn zum Thema Gespräche zwischen AWO und Kreis gebe, wollte Verbandskassenwart Gerhard Anspach wissen. Bislang lägen weder vom AWO-Ortsverein Bad Laasphe noch von der AWO Westliches Westfalen in Dortmund Gesprächsanfragen vor, so der Landrat. Weil aber weder der Kreis noch die Stadt Bad Laasphe für den Heim-Betrieb verantwortlich seien, müsse die Initiative für Gespräche von der AWO als Träger kommen.

Bus & Bahn

Beim Themen-Schwerpunkt „Bus und Bahn“ verbucht der Landrat in seiner bislang zweijährigen Amtszeit die Neugestaltung des Laaspher Bahnhofs samt neuem Café der Kurhessenbahn als Erfolg – aber auch die Park-and-Ride-Anlage der Gemeinde Erndtebrück am mittlerweile ebenfalls neu gestalteten Bahnhof im Kernort, die das Land jetzt mit 500 000 Euro fördere.

Noch Hoffnung hat Müller für den Nachtbus (Linien N7/N8) freitags und samstags von Siegen (23.10 Uhr) über Erndtebrück (23.51 Uhr) und Bad Berleburg (0.24 Uhr) nach Bad Laasphe (0.50 Uhr), derzeit bis Ende des Jahres im Markt-Test. Das Angebot werde leider „nicht angenommen“, bedauert der Landrat – „und bei der Fahrtzeit wundert mich das auch nicht“. Aber: Mit mehr offensiver Werbung könnte für die Auslastung noch etwas getan werden, meint er.

Kinderbetreuung

Thema „Kinderbetreuung“: Hier plant der Landrat zum nächsten Kindergarten-Jahr 2017/18, dass in jeder Stadt und Gemeinde des Kreises mindestens eine Kita morgens früher und abends länger geöffnet sei. Das nehme vielen Familien, in denen beide Eltern arbeiteten, enorm viel Druck.

Solch ein Betreuungsangebot müsse man dann aber auch „im Schulsystem“ machen, fand Daniela Schneider (Feudingen) in der Versammlung. Das sei dann aber Aufgabe des Landes NRW, betonte Landrat Müller. Er verwies jedoch vorbildhaft auf „Hort-Systeme“ in Kreuztal und Freudenberg, getragen vom Kreis und den beiden Städten. Sie seien geeignet als „Zwischenlösungen“ für Kinder bis sechs Jahre, über die man bei steigendem Bedarf nachdenken sollte. Zum Teil gebe es eine zusätzliche Betreuung ja auch schon an Wittgensteiner Grundschulen, warf Waltraud Schäfer vom SPD-Ortsverein Bad Laasphe ein.

Anbindung Straße

Auch auf die Anbindung Wittgensteins über die Straße als thematische „Dauerbrenner“ ging der Landrat in seinem Bericht ein. Hier laufe ja bereits der Ausbau der Bundesstraße 62 zwischen Kronprinzeneiche und Lützel – „und genau da machen wir weiter“, kündigte Müller an. Es folge die Ertüchtigung der L 719 zwischen Walpersdorf und Siegquelle, ehe es in ein paar Jahren auf der B 62 von Lützel über Altenteich bis Ortseingang Erndtebrück mit dem Ausbau weitergehe – samt Überholstreifen und Brücke statt Bahnübergang.

Anbindung Internet

Stichwort Breitband-Anbindung für schnelles Internet: Hier werde der Kreis in Kürze mehr als 16 Millionen Euro in rund 200 Kilometer Glasfaser-Kabel investieren, so Müller, um schon bald zu 98 Prozent flächendeckend eine Datenrate von 50 Megabit pro Sekunde zu gewährleisten.