Bad Berleburg. . Ralf Strackbein stellt seinen neuen Rätselkrimi in der Berleburger Stadtbücherei vor. In seiner Distanz verfällt er oft in Erklär-Manier.
- Ralf Strackbeins Romanfigur Tristan Irle ermittelt seinen 26. Fall in Siegen-Wittgenstein
- Die Handlung von „Der Missionsbefehl“ spielt dieses Mal ausnahmslos auf Siegerländer Boden
- Oft verfällt Strackbein in Erklär-Manier statt sich auf spielerische Szenenbeschreibungen zu verlassen
„Wenn Tristan Irle auftaucht, steigt die Mordrate in Siegen-Wittgenstein rasant an“ – glücklicherweise bleibt dies eine Fiktion. Ralf Strackbeins Romanfigur steckt in seinem 26. Fall, der Mord und die Ermittlungsarbeiten finden dieses Mal ausschließlich im Siegerland statt. Strackbeins Rätselkrimis haben in den vergangenen Jahren aber auch Platz in einigen Wittgensteiner Bücherregalen gefunden, weil einige Fälle der Romanserie auf Wittgensteiner Gebiet spielen. Selbstverständlich also, dass Ralf Strackbein sein neues Buch auch in der Berleburger Stadtbücherei vorstellte.
Der Inhalt
In „Der Missionsbefehl“ wollen Studenten der Uni Siegen – die sich selbst die „Riewekooche Gäng“ nennen – um jeden Preis in die erste Paintball-Bundesliga aufsteigen; gleichzeitig möchte der persönliche Assistent des Landrates ein neues, möglichst billiges Flüchtlingsheim bauen lassen. Dazu muss er zwei konkurrierende Fertighaushersteller zusammenbringen. Als der Kapitän der „Riewekooche Gäng“ in der Paintball-Anlage in Kreuztal ermordet wird, drohen jedoch beide Missionen zu scheitern. Der Ermordete ist verzwickterweise nämlich der Sohn eines der Fertighausherstellers. Privatdetektiv Tristan Irle beginnt mit den Ermittlungen.
Die Lesung
Geschätzt 30 Besucher kamen zur Lesung in die Berleburger Stadtbücherei; zwischen Frauenzeitschriften und Kochbüchern setzte sich Ralf Strackbein an einen schwarz lackierten Holztisch, vor ihm eine weiße Plastik-Tischlampe, die Kinderzimmer-Erinnerungen wachrief. Die schummerige Beleuchtung sollte atmosphärisch zur Spannung beitragen. „Es darf gleich ruhig gelacht und auch geklatscht werden“, gab sich der Autor zuversichtlich. In seiner 45-minütigen Lesung schaffte er es hin und wieder, ein Schmunzeln beim Publikum hervorzurufen. Beifall gab es nach erst nach einer kleinen Lese-Zugabe.
Strackbein las die ersten Kapitel hintereinander weg, ohne damit einen Teaser für die Kriminalgeschichte zu schaffen. Die Leseprobe gab eher einen Überblick über die – zum Teil – bereits bekannten Charaktere und deren Eigenarten, statt einen Spannungsbogen aufzubauen.
Fragen aus dem Publikum
„Wie sind Sie zur Idee der Handlung gekommen?“; „Wie ist das Brutto-Netto-Verhältnis beim Schreiben?“; „Was macht Ihnen am meisten Spaß beim Schreiben?“ – bei der anschließenden Fragerunde bekannten sich manche Zuhörer als wahre Tristan-Irle-Fans. Und losgelöst von seinem Taschenbuch wirkte Ralf Strackbein euphorisch, aufgeschlossen, mitunter trocken-humorvoll: „Ich spare mir meinen Psychiater, indem ich es anders auslebe“ – „es“ bedeutet in dem Fall sein Interesse an kommissarischer Detektivarbeit, verbunden mit einer Fantasie, die im lokalen Milieu spielt. Er wisse die Geschichte vorher nicht genau; aber er lasse sich von lokalen Themen beeinflussen, wie zum Beispiel die Flüchtlingsthematik. Seine Lieblingsaufgabe: Strukturen erschaffen und herausarbeiten, damit ein Rätsel entwirrbar, aber nicht zu früh lösbar ist.
Kritik
Einen Großteil der Handlung in der Paintball-Anlage spielen zu lassen, könnte prinzipiell auch ein jüngeres Lesepublikum begeistern. Allerdings hat Strackbein zu viel Distanz zu diesem Setting. Oft verfällt er in Erklär-Manier, statt sich auf spielerische Szenenbeschreibungen zu verlassen. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass er bei seinen Recherchen in der Kreuztaler Paintball-Anlage selbst nur Beobachter und nicht Akteur war.
Die Dialoge wirken mitunter schwach, werden immer wieder durch überflüssige Einschübe entzerrt. Sein Schreibstil ist wenig überraschend, zeitweise auch floskelartig wie aus einem Lehrbuch entnommen. Irle-Fans und Strackbein-Anhänger wird das allerdings nicht vom Lesen abhalten.