Bad Laasphe. . Martin Achatzi von der CDU ist überzeugt, dass der Standortnachteil in Wittgenstein durchaus durch bezahlbare Mieten aufgewogen werden kann.
- Politiker sieht die Wittgensteiner Kommunen in der Pflicht, ein Leerstandsmanagement zu organisieren
- Förderprogramme und Kreisinitiativen sollten den Wohnungsbedarf decken
- Studenten der Uni Siegen können günstigen Wohnraum in Wittgenstein finden
An der Uni Siegen studieren und in Wittgenstein wohnen? Martin Achatzi, CDU-Ratsmitglied in Bad Laasphe und Sprecher der Christdemokraten im Wirtschaftsausschuss des Kreises Siegen-Wittgenstein, kann sich das im Interview mit unserer Zeitung gut vorstellen. Mit Blick auf die Diskussion, welche die CDU-Kreistagsfraktion mit einem Antrag zum Thema „Zukunftssicheren Wohnungsbestand sichern“ anstoßen möchte, sieht der Politiker die beiden Städte Wittgensteins und die Gemeinde Erndtebrück außerdem in der Pflicht für ein umfassendes Leerstandsmanagement.
Wo liegen die Probleme speziell in Wittgenstein? Können Sie da Beispiele nennen?
Martin Achatzi: Ganz aktuell zum Beispiel bedingt durch die Schließung des AWO-Seniorenzentrums sowie der dazu gehörenden kleinteiligen Altenwohnungen in Bad Laasphe. Wer darüber hinaus den Kleinanzeigen-Markt aufmerksam verfolgt, stellt schnell fest, dass besonders kleinere Wohnungen in Bad Berleburg wie auch Bad Laasphe oft nachgefragt werden.
Was kann die lokale Politik aktiv tun für modernere Wohnungen und gegen Leerstände in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück?
Zuerst gilt es, Fakten zu sammeln. Anschließend könnten Förderprogramme oder Initiativen des Kreises Siegen-Wittgenstein wie auch der Kommunen gestartet werden, um zeitnah den Bedarf zu decken. Gestatten Sie mir, dass ich als Laaspher hier besonders die Altstadt Laasphes als Beispiel nehme: Hier gibt es viele kleinteilige, zentral gelegene Wohnungen, welche gerade für Seniorinnen und Senioren attraktiv sein könnten, jedoch oft – aufgrund ungünstigen Zuschnitts oder fehlender seniorengerechter sanitärer Einrichtungen – nicht im Angebot sind. Hier gilt es, Förderprogramme anzubieten und zu nutzen.
Inwiefern ist der geschilderte Bedarf an zusätzlichen Wohnungen aus Sicht des Landes NRW für Wittgenstein relevant?
Die Veränderung der Gesellschaft macht auch vor Wittgenstein nicht halt. Immer mehr ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger sind im Alter allein. Große Wohnungen oder gar Häuser sind da nicht geeignet. Und die aktuelle Entwicklung des Renten-Niveaus zeigt auf, dass bereits im nächsten Jahrzehnt eine große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum zu erwarten ist. Wittgenstein ist hier noch recht gut aufgestellt. Wir sollten uns jedoch – nach einer präzisen Untersuchung der Faktenlage – passend einstellen. Nicht zu vergessen ist hierbei der Zuzug von anerkannten Flüchtlingen. Diese gilt es zu integrieren – was wiederum besonders gut gelingt, wenn passender, bezahlbarer Wohnraum angeboten wird.
Wo gibt es in Wittgenstein ganz konkret Lücken beim sozialen Wohnungsbau, bei mietpreisgünstigem Wohnraum für Senioren, Studierende oder junge Berufstätige?
Dies ist ja gerade die Frage, welche wir dem Kreis stellen. Wir sehen jedoch durchaus die Möglichkeit, Studenten der Uni Siegen passenden Wohnraum zu wirklich attraktiven Preisen in Wittgenstein anbieten zu können. Sicherlich ist die Erreichbarkeit der universitären Einrichtungen von Wittgenstein aus nicht optimal, jedoch könnten bezahlbare Mieten sowie ein attraktives Wohnumfeld durchaus den Standort-Nachteil aufwiegen.
Wie könnten die geforderten Beiträge der Kommunen Wittgensteins zur Problemlösung aussehen?
Zum Beispiel durch eine umgehende Prüfung des Wohnungsleerstandes. Es gilt hier, passende Objekte zu erfassen, Fördermöglichkeiten zu offerieren und den Eigentümern der Objekte bei der Renovierung oder dem Umbau zur Seite zu stehen. Wir – als Kommunen – können hier nur Angebote machen und Bewusstsein wecken.