Bad Berleburg. . Der drei Monate alte Jungbulle hatte eine Entzündung im Beckenbereich, die Ursache für einen Beckenbruch war. Tierarzt erlöste es von seinem Leid.

  • Das Kalb hatte einen Beckenbruch erlitten in Folge einer Beckenentzündung
  • Der verletzte Jungbulle wurde von einem Anwohner im Wald am Ende des Casimirtals in Wingeshausen entdeckt
  • Obduktion in Arnsberg ergab, dass keine Heilungschance mehr bestand

Die frei lebende Wisent-Herde im Rothaargebirge hat erneut einen Verlust erlitten. Wie der Trägerverein des Artenschutzprojektes am Dienstagmorgen mitteilte, ist ein etwa drei Monate altes Bullenkalb durch einen Tierarzt von seinen Leiden erlöst worden. Das Kalb hatte nach ersten Untersuchungen ein Beckenbruch erlitten. Ursache dieses Leidens war ein Entzündung und nicht etwa eine Auseinandersetzung unter den Tieren in der frei lebenden Herde. Die Wisent-Herde im Rothaargebirge besteht nunmehr noch aus 20 Tieren. Wie der Trägerverein weiter mitteilt, ist dieser Vorfall bereits am 28. September geschehen.

Im Casimirtal gefunden

Bei dem Wisent handelt es sich um ein männliches Tier, das erst in diesem Jahr geboren worden ist. Es ist zirka drei Monate alt gewesen. Das kranke und nicht mehr lauffähige Kalb wurde nach Angaben des Vereins von einem Anwohner im Wald am Ende des Casimirtales in Wingeshausen entdeckt. Der hatte daraufhin den Trägerverein informiert. Am frühen Morgen des 28. Septembers war Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand von einem der zuständigen Revierjäger der Wittgenstein Berleburg’schen Rentkammer über das Auffinden eines verletzten Wisents informiert worden. Der Revierjäger und der hinzugerufene Wisent-Ranger Jochen Born schauten sich dann das Kälbchen gemeinsam sorgfältig an. Der junge Wisent war offensichtlich im hinteren Körperbereich nicht mehr bewegungsfähig. Daraufhin informierte Wisent-Ranger Jochen Born den Kreisveterinär. Kurze Zeit später traf dessen Mitarbeiterin vor Ort ein. Sie untersuchte das Tier und teilte Wisent-Ranger Jochen Born und Wisentvereins-Vorstand Johannes Röhl mit, dass das Kalb vermutlich eine erhebliche Verletzung im Beckenbereich aufweise.

Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand
Johannes Röhl vom Wisent-Vorstand © Peter Kehrle

Die Mitarbeiterin des Kreisveterinärs schlug vor, zur Absicherung der Diagnose einen mit Großtieren erfahrenen Tierarzt hinzuziehen, was auch geschah. Dieser bestätigte – nach der Immobilisierung des Tieres – die erste Diagnose eines Beckenbruchs.

Dem Trägerverein ist es auch wichtig, in der Pressemitteilung auf das Verhalten der Tiere in der wilden Herde hinzuweisen, nachdem es einen Zwischenfall mit einer Wandererin und einer Wisentkuh samt Kalb bei Latrop gegeben hat: Während der tierärztlichen Untersuchung des schwer verletzten Kalbs habe die Wisent-Mutter etwa 20 Meter abseits gestanden und ein durchgängig friedliches und ruhiges Verhalten gezeigt, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. „Sie legte keinerlei Aggressionen gegenüber Menschen an den Tag“, betont Johannes Röhl.

Obduktion in Arnsberg

Unter Abwägung aller naturschutzrechtlichen, tiermedizinischen und tierschutzrechtlichen Belange direkt am Tier, wurde schließlich die Entscheidung getroffen, das Wisent-Kalb durch die Tierärzte von seinen Leiden zu erlösen.

© Wolfram Martin

Zur eingehenden Erforschung der Verletzungsursachen wurde das tote Tier zudem noch nach Arnsberg zur veterinärmedizinischen Obduktion gebracht. Diese Ergebnisse liegen nun vor. Demnach führte ein Entzündungsprozess im Bereich des Nabels zu einem langwierigen Entzündungsherd im Beckenbereich, der zur Zersetzung der Beckenknochen führte und ursächlich für den anschließenden Bruch war. Eine Heilungsmöglichkeit bestand nicht mehr.

Im Gespräch mit dieser Zeitung ist es Johannes Röhl auch wichtig, herauszustellen, dass der Tod des Bullenkalbes nicht auf Rangeleien oder Kommentkämpfe innerhalb der Herde zurückzuführen sei. „Wir müssen Bulle Egnar da aus der Schusslinie nehmen.“ Fakt sei, dass Wisente in der Nahrungskette sehr weit oben stehen und als ausgewachsene Tiere kaum Feinde haben. „Da muss es dann andere regulative Effekte für den Bestand geben“, sagt Röhl. Krankheiten wie die sehr schmerzhafte Entzündung, an der das Bullenkalb litt, seien solche Effekte. Deshalb sei es auch richtig gewesen, das Tier von seinem Leiden zu erlösen. Das sei noch in der Narkose entschieden und durchgeführt worden.