Wittgenstein. . Privatleute haben in Wittgenstein (noch) kein Interesse an Alternativ-Fahrzeugen - obwohl die Steuerbefreiung aktuell auf zehn Jahre erhöht wurde.

  • Die meisten Elektroautos in Wittgenstein sind Dienstfahrzeuge
  • Das Dienstauto der Stadt Bad Berleburg sammelt Daten zu Forschungszwecken für die Uni Duisburg-Essen
  • Mit einer Ladung kommt das Dienstfahrzeug der Stadt bis zu 250 Kilometer weit

Erleichterungen bei der Kfz-Steuer sollen die Bürger für den Kauf von Elektroautos sensibilisieren. Vor wenigen Tagen hat der Bundestag die Steuerbefreiung für diese Fahrzeuge auf zehn Jahre erhöht. Außerdem sollen Ladestationen auch an privaten „Tankstellen“ ermöglicht werden. Zu den Steuervorteilen gibt es seit wenigen Monaten zusätzliche Prämien beim Kauf von Elektro- oder Hybridfahrzeugen. Wie ist denn die Nachfrage eigentlich in Wittgenstein?

Ernüchternde Zahlen

Die von der Kreis-Pressestelle im Straßenverkehrsamt besorgten Zahlen sind ernüchternd und überraschend zugleich (siehe Grafik). Im Altkreis Wittgenstein laufen elf Autos mit Strom; mit Hybrid-Antrieb sind 59 Wagen zugelassen.

Unter den Besitzern dieser alternativen Fahrzeuge ist auch die Sparkasse Wittgenstein. Dort ist Tim Saßmannshausen u.a. für den Fuhrpark zuständig. Er weiß von Kollegen, „die damit äußerst positive Erfahrungen gemacht haben“. Die Sparkasse hat seit vier Jahren ein reines Elektroauto, einen Mitsubishi, und seit drei Jahren einen Hybrid-Toyota. „Die Energie beider Autos“, so Saßmannshausen, „reicht allemal aus, um unsere Geschäftsstellen in Wittgenstein von Bad Berleburg aus anzufahren.“ Dort gibt es neben dem Immocenter eine E-Tankstelle, an der die kleinen Flitzer angestöpselt und aufgeladen werden.

Auch heimische Autohäuser, wie beispielsweise die Firma Althaus in Bad Berleburg haben eigene Fahrzeuge zugelassen. Uwe Schulz zu dem Peugeot Ion: „Wir nutzen den Wagen seit viereinhalb Jahren, er hat inzwischen 15 000 Kilometer gelaufen. Eine komplette Aufladung, das habe ich mal mit getestet, kostet zwischen 2,20 und 2,40 Euro – je nach Stromanbieter. Dann kann man wieder 120, im Sommer 140 Kilometer fahren.“

Forschungsprojekt in Berleburg

Positive Erfahrungen mit einem BMW i 3 REX (mit Range Extender) hat die Stadt Bad Berleburg gemacht. Fast alle Mitarbeiter, inklusive Bürgermeister und Beigeordneter, so teilt Pressesprecherin Regina Linde auf Anfrage mit, haben positive Erfahrungen mit dem im März angeschafften Dienstwagen gemacht. Bevor sie zum ersten Mal gestartet sind, wurden sie in die Bedienung und Aufladung des Fahrzeugs eingewiesen.

Vor dem Immobiliencenter der Berleburger Sparkasse können Elektroautos
Vor dem Immobiliencenter der Berleburger Sparkasse können Elektroautos "betankt" werden. © WP

Das Besondere am städtischen Fahrzeug beschreibt Regina Linde so: „Das Auto wurde im Zuge eines zweijährigen Forschungsprojektes, gefördert durch Bund und Land unter wissenschaftlicher Begleitung der Uni Duisburg, geleast. Für spätere statistische Auswertungen durch die Uni ist das Fahrzeug mit einem Datenlogger ausgestattet, der Strecken, Geschwindigkeiten, mögliche Störungen, Fahrverhalten allgemein, anonymisiert aufzeichnet. Die nutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind darüber schriftlich informiert worden.“

Auf 100 Kilometer verbraucht der Wagen 0,3 Liter Super bzw. ca. 16 kW/h Strom. Nachts wird er an einer Standard-Steckdose aufgeladen. Die Füllung reicht dann für 250 Kilometer, davon 125 im Batteriebetrieb. Auf dem Tacho stehen momentan rund 7300 Kilometer. Die kamen zusammen bei Dienstfahrten überwiegend auf Landstraßen u.a. nach Arnsberg, Meschede, Brilon, Schmallenberg, Olpe, Siegen sowie im Altkreis Wittgenstein.

Bei der Gemeindeverwaltung Erndtebrück steht seit Dezember 2013 ein Elektro-Smart. Den können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für dienstliche Fahrten nutzen.

Begeisterung in Erndtebrück

Eva Kies vom Bauamt der Gemeinde zählt zu den Vielnutzern des E-Autos. Ihre Erfahrungen teilt sie gern: „Seit April 2014 fahre ich regelmäßig mit dem Smart, geschätzte Kilometer jede Woche ca. 30. Besonders für Kurzstrecken hier im Ortskern als auch für längere Strecken ist er sehr gut geeignet. Die Reichweite habe ich persönlich noch nie bis zum Ende ausgereizt. Ich weiß aber von Kollegen, die bis nach Siegen oder Wilnsdorf fahren, ohne zwischendurch zu laden. Das Fahren mit einem E-Smart ist besonders schön, weil der E-Motor beim Beschleunigen so schön pfeift und „Gas“ direkt umgesetzt wird. Ein Tempo bis 100 km/h ist kein Problem. Anfangs muss man sich daran gewöhnen, dass man den Motor im Leerlauf nicht hört. Aber durch die akustischen Warnsignale wird man stets drauf aufmerksam gemacht. Sollte sich die Reichweite gegen Ende richten, wird der Smart einfach in die Steckdose gesteckt und nach drei Stunden ist er fast nahezu wieder vollgeladen! Ich persönlich möchte den Smart nicht missen, und es sei zu erwähnen, dass die Kollegen vom Fachbereich IV immer den Smart dem Golf vorziehen! Das sagt wohl schon viel über den Fahrspaß des Autos aus.“