Erndtebrück. .

Stephan Klein von der Firma Klapp + Müller hat die Mitglieder des Erndtebrücker Umweltausschusses in der Sitzung am Mittwoch ziemlich schockiert.

Der Diplom-Ingenieur legte eine Zwischenbericht zum Fremdwasser-Beseitigungskonzept für das Einzugsgebiet der Pumpstation Birkelbach vor. Durch Messungen an verschiedenen Punkten hat sich herausgestellt, dass im Regenüberlauf-Becken Birkelbach binnen eines halben Jahres schätzungsweise 637 000 Kubikmeter Wasser angefallen sind. Davon waren aber nur 37 000 Kubikmeter Schmutzwasser und 68 000 Kubikmeter Oberflächenwasser von bewusst angeschlossenen Grundstücken. 334 000 Kubikmeter werden in die Kläranlage nach Erndtebrück gepumpt, der Großteil davon als Fremdwasser aber unnötigerweise. Das führt zu besonders erhöhten Energiekosten für Pumpen und in der Kläranlage.

Nach einem Rechenmodell könne man mit Energie und Klärungskosten von 50 Cent bis einen Euro pro Kubikmeter rechnen. Die Fremdwasser-Reduzierung spare der Gemeinde also bares Geld.

Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, wo etwa Grundwasser oder Oberflächenwasser ungewollt über defekte Kanalrohre, Muffen oder Schächte eintritt. Es folgt eine Kosten-Nutzen-Analyse, wie ein Großteil der Fremdwasser-Belastung mit möglichst geringen Investitionen beseitigt werden kann. Ingenieur Klein macht klar, dass eine Beseitigung von 100 Prozent des Fremdwassers vom Gesetzgeber gefordert ist. Dies sei aber wirtschaftlich unerreichbar, weil Maßnahmen oft teurer seien als der Einspareffekt.

Ein Teil der Kanalisation ist alt, und dann sich auch noch Wirtschaftswege und Drainagen daran angeschlossen. Um herauszufinden, wo das der Fall ist, werden besonders starke Regen-Ereignisse abgewartet. Eine nächtliche Befahrung der Kanäle kann dann weitgehend die Einleitung von Schmutzwasser aus Haushalten ausschließen, erläutert Klein weiter.

Die Politik dankte Klein für seine Analyse und war erstmal geschockt: „Ich bin erstaunt über diese Mengen Fremdwasser“, sagte Fritz Hoffmann (CDU) und schaute in die Zukunft: „Ich bin gespannt, welche Kosten auf uns zukommen.“ Hoffmann erkundigte sich auch, was mit dem Regenwasser der Grundstücke passieren solle. Bauamtsleiter Björn Fuhrmann erklärte, dass Regen und Schmutzwasser in dem Mischsystem erlaubt sind und der Kanal dafür auch ausgelegt sei. Detlev Rath (FDP) fragte, ob es Sinn mache, Schmutz und Regenwasser getrennt zu kanalisieren. Doch Fuhrmann machte deutlich, dass Fremdwasser auch in Trennsystemen ein Problem darstelle und zudem eine komplett neue Kanalisation zu teuer sei. Der Ausschussvorsitzende Karl-Willi Flender (FDP) kündigte an, dass voraussichtlich in der März-Sitzung Zahlen für eine Kosten-Nutzen-Analyse vorlägen. Dann gehe es darum, „mit dem geringsten Aufwand den größten Erfolg zu erzielen“. Der sanierte Kanal in Röspe hat übrigens den geringsten Fremdwasser-Eintrag, so Ingenieur Klein. Das war die gute Nachricht des Abends.