Erndtebrück. Erndtebrücker Politiker informieren sich über die Möglichkeiten eines Pumpspeicher-Kraftwerks. Die Kosten beliefen sich auf rund 140 Millionen Euro.

  • Fast alle potenziellen Standorte für Pumpspeicher-Kraftwerke liegen in der Region
  • Kritiker argumentieren, dass die Kosten in Millionenhöhe gehen und die Technik veraltet sei
  • Referentin der Energieagentur NRW plädiert im Erndtebrücker Ausschuss für den Ausbau von erneuerbaren Energien

Die Information, dass sich Mittelgebirge besonders gut für die Errichtung von Pumpspeicher-Kraftwerken eignen, kommt nicht überraschend. Allein 23 potenzielle Standorte mit einer möglichen Leistung von 9,4 Gigawatt hat die Landesregierung in einer Studie zusammengefasst. „Die liegen fast alle in dieser Region“, berichtet Anna Katharina Meyer von der Energieagentur NRW im Erndtebrücker Umwelt Ausschuss.

Hohe Baukosten, keine Investoren

Allerdings hat die Idee von Pumpspeicher-Kraftwerken zwei Haken. Der eine ist, dass für eine Mindestanforderung von 100 Megawatt Leistung schätzungsweise 1400 Euro Planungs- und Baukosten pro Kilowatt anfallen. Ein einzelnes Kraftwerk könnte also rund 140 Millionen Euro kosten. Selbst bei einer von Meyer angekündigten Förderkulisse, die Landesbürgschaften für die Planungskosten von rund 12,5 Millionen pro Kraftwerk, gebe es derzeit keine Investoren. Neben den enormen Kosten spielt dabei ein anderer Fakt eine Rolle: Die Technik der Pumpspeicher-Kraftwerke ist alt und bewährt, aber sie verspricht kaum noch Innovationen und Kostensenkungspotenzial. Das ist anders auf dem sich schnell entwickelnden Batteriemarkt.

Mit diesem Ergebnis und diesen Zahlen zum Thema Energie hatte im Umweltausschuss Erndtebrück wohl kaum einer gerechnet. Im vergangenen Juli hatte Karl-Willi Flender die Diskussion um Erneuerbare Energien um einen Aspekt bereichert. Der Erndtebrücker FDP-Politiker brachte den Begriff Pumpspeicher-Kraftwerk ein und nannte mit dem Dreieck Birkefehl-Aue-Berghausen auch gleich einen Ort für ein solches Projekt. Jetzt hat Flender die Diskussion in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Erndtebrücker Umweltausschusses auf eine neue Ebene gebracht: Er lud mit Anna Katharina Meyer von der Energieagentur NRW eine Referentin ins Rathaus ein.

Meyer: Speicher-Ausbau ist wichtig

Und zu dem vorgeschlagenen Standort äußerte sich Meyer auch positiv, was Geologie, Naturschutz und Wasserzulauf anbelange. Allerdings erläuterte sie, dass die Mindestanforderung von 100 Megawatt noch drei weitere Werte umfasse: 200 Meter Gefälle zwischen unterem und oberem Becken, beide Becken sollten einen Abstand von etwa 2000 Metern haben und das Volumen der Becken rund 80 000 Kubikmeter.

Anna-Katharina Meyer plädiert für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, auch wenn noch keine ausreichende Speicher-Technologie vorhanden ist. In NRW gebe es bereits 300 Megawatt Speicher, das stelle aber nur fünf Prozent der Menge in Deutschland, zugleich sei NRW aber das Land mit dem höchsten Leistungsverbrauch. Deshalb fuße die Energiepolitik auf mehreren Säulen. Der Ausbau des Leitungsnetzes sei wichtig, um Strom räumlich zu verteilen.

Der Ausbau der Speicher sei wichtig, um Leistung zeitlich versetzt anbieten zu können. Hinzu komme der notwendige weitere Ausbau der Erneuerbaren Energien. Letzterem räume die Landes- und auch die Bundesregierung Priorität ein, weil sich ein Ausbau der Speicherkapazität erst ab einer Quote von 60 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien lohne.