Erndtebrück/Bad Berleburg. . Erbbau-Anteile an fünf Wohnungen im Mehrfamlilienhaus im Erndtebrücker Höhenweg standen eigentlich zur Versteigerung. Viel schlauer ist man nach dem Termin allerdings nicht. Zunächst ist das Verfahren eingestellt.
- Türkischer Investor ist an Einzelgebäuden interessiert
- Rechtspfleger ließ das Verfahren einstellen
- Häuser stehen auch im Internet als Angebot
„Ich nehme die komplette Straßenseite, alle Häuser“ – mit dieser Ankündigung auf dem Flur vor Saal 1 im Amtsgericht Bad Berleburg überrascht Cevher Acar Anwälte und andere Verfahrensbeteiligte. Sie warten auf den Termin zur Zwangsversteigerung von Erbbaurecht-Anteilen an fünf Wohnungen im Mehrfamilienhaus im Erndtebrücker Höhenweg 31. Ein Gebäude von insgesamt 40 in der gesamten Kuhlmann-Siedlung.
Unlösbare Geschichte
Cevher Acar, der in Izmir geborene Türke mit deutschem Pass lässt sich noch vor Sitzungsbeginn informieren, was denn überhaupt Erbbaurecht ist, um dann festzustellen: Sollte er etwa den Zuschlag bekommen, kostet ihn das zusätzlich zum Kaufpreis monatlich eine Stange Pacht – pro Wohnung zwischen 83 und 132 Euro, noch 190 Jahre lang. Das rechnet sich wohl nicht.
Aber Rechtspfleger Thomas Göbel packt am Montagvormittag den Zuschlag-Hammer erst gar nicht aus. Die juristischen Vertreter der Deutschen Bank Frankfurt und der Vivacon in Köln einigen sich auf die Einstellung des Verfahrens. „Das ist im Sinne einer Verhandlungslösung zwischen den beiden“, deutet Rechtspfleger Göbel an, dass es ohne Gericht weiter geht in dieser unendlichen Geschichte.
Angebote im Internet
Das war auch schon Ende Juni so, als die Betreiber des Verfahrens, Vivacon und die Stadtwerke Solingen, der Einstellung zustimmten. Danach hatte Kay Pollner, Chef der immofori AG, unserer Zeitung gesagt, er werde die unlösbare Sache zu einer Lösung bringen. An dieser Haltung hat sich offenbar nichts geändert. Frank Bollmeyer, ebenfalls bei der immofori AG, schlägt gleiche Töne an: „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir noch in 2016 Erfolg haben werden. Idealerweise vermarkten wir den gesamten Komplex. Wir wollen keine Häppchen verteilen.“
Das dürfte wahrscheinlich bei Cevher Acar nicht so gut ankommen. Er kann sich schon noch vorstellen, nach Gesprächen mit der Bank zum Zuge zu kommen. Immerhin, so erzählt Acar freimütig, besitzt er schon mehrere Immobilien in Feudingen und Banfe.
Unendliches Verfahren
Die Wohnungen in Erndtebrück würde er renovieren und vermieten. Aber offenbar gibt es Konkurrenz für den Gastwirt aus Schameder; denn über einschlägige Anbieter im Internet werden die Wohnungen aktuell zu dem vom Gerichtsgutachter festgesetzten Verkehrswert – von 5000 bis 28000 Euro – verkauft. Hört sich preiswert an, aber Grund und Boden bleiben außen vor.
Und zwar solange, bis die Deutsche Bank ihre Forderungen minimiert, wenn nicht komplett abschreibt. Die resultieren übrigens aus der Insolvenz der Vivacon. Sollte es tatsächlich zu der von Rechtspfleger Thomas Göbel angesprochenen „Verhandlungslösung“ kommen, dann dürfte tatsächlich die komplette Kuhlmann-Siedlung für Investoren interessant sein. Darauf setzen die Makler, und Frank Bollmeyer bestätigt: „Wir führen aktuell Gespräche mit potenziellen Interessenten, die nicht genannt werden möchten und auch nicht bei den Gerichtsterminen auftreten.“
Ob die bis in den Oktober hinein festgesetzten Zwangsversteigerungstermine überhaupt stattfinden oder ob sie eingestellt werden, darf spekuliert werden. Wenn hinter den Kulissen Einigkeit erzielt werden kann, dürfte Rechtspfleger Thomas Göbel eines seiner längsten Verfahren abhaken können.