Bad Berleburg. . Eine illegale Deponie für Grünabfälle – nach den Umweltsündern fahndet nun der Kreis Siegen-Wittgenstein. Und das kann mit Gefängnis bestraft werden.
- Lange Suche im Wald gar nicht nötig
- Müll gedankenlos abgekippt
- Forstingenieur setzt auf „Selbstkontrolle“
Ganz klar: „Das ist illegale Grünschnitt-Entsorgung“, sagt Wolfgang Lückert und zeigt auf die Reste von Zierrasen. Wenige Meter daneben türmen sich Fichtenzweige. Man braucht nicht lange zu suchen, um auch noch die abgelegtes Blattwerk am Wegesrand zu entdecken. Alles offenbar von privaten Grundstücken entsorgter Müll, der wohl zu Hause auf dem Kompost oder in der dafür vorgesehen braunen Tonne keinen Platz gefunden hat.
Doch das Verhalten einiger Zeitgenossen ärgert den Landschaftsschützer Wolfgang Lückert deshalb, weil der Grünschnitt vermutlich acht- und gedankenlos in einem geschützten Landschaftsbestandteil oben an der Lenne, unweit des Bad Berleburger Ortsschildes abgekippt worden ist. Lückert: „Kürzlich hab’ ich mir noch ein Autokennzeichen hier notiert...“
Kreis: Täter bitte melden
Wer einen Umweltsünder auf frischer Tat ertappt, kann ihn bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises, bei der jeweiligen Kommune oder beim Forstamt melden. Dazu ruft der Kreis auf, um „das große Problem“ vielleicht lösen zu können.
Nicht nur private Grünabfälle hat Landschaftswächter Wolfgang Lückert in der Natur entdeckt, sondern noch ganz Anderes: „Von der Plastiktüte bis zum Kühlschrank war alles dabei“.
Lückert ist für diese Funktion vom Kreis bestellt und zuständig für die Bereiche Bad Berleburg, Dotzlar und Raumland.
Genau in diesem Bereich verläuft ein historischer Hohlweg, an dessen oberem Ende bis etwa Anfang der 1990er Jahre das im Volksmund als „Schekestrüch“ bekannte Naturdenkmal gestanden hat. Das war eine uralte Buche, die aufgrund ihres verwinkelten Wuchses eine mystische Bedeutung erhalten hatte. Vom Scheidebaum an der Stadtgrenze war die Rede, von Delinquenten, die zum Galgen geführt wurden, wird berichtet. Sie hätten von dort aus vor ihrem Abschied vom Leben einen letzten Blick auf Berleburg geworfen.
„Ein kulturhistorisch bedeutsamer Platz“, wertet deshalb auch Forstingenieur Tim Hellinger. Er ist bei der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises zuständig im Amt für Natur und Landschaft. Hellinger kennt den bei älteren Berleburger wohl bekannten Ort und berichtet von Pflegemaßnahmen, die der Kreis dort hat durchführen lassen. „Dort haben wir Fichten und einige Laubbäume herausgenommen, um den Linden als Namensgeber der Lenne Freiraum zu schaffen.“
Bedeutung des Geländes betonen
Damit wollte die Behörde die besondere Bedeutung des Geländes betonen. Denkbar sei, für die Zukunft dort eine Info-Tafel anzubringen, eventuell eine Bank aufzustellen und den „Schekestrüch“ an den Wanderweg „Schieferpfad“ anzubinden. Auch sei es denkbar, dass historische Exkursionen in und um Berleburg herum den Ort in die Tour aufnehmen könnten. Wenn nämlich der Platz dadurch mehr frequentiert werde, könne sich der Müll-Tourismus in dem Bereich vielleicht von selbst erledigen.
Jedes Dorf mit „eigener Deponie“
„Selbstkontrolle“ nennt Hellinger diesen Effekt, der andernorts bereits Wirklichkeit geworden sei. Praktisch jede Ortschaft im gesamten Kreisgebiet habe im kleineren Umfeld eine „eigene Deponie für Grünzeug“. Aber allein schon vom sozialen Gesichtspunkt her sei das kostenlose Entsorgen von Gartenabfällen im Wald eine Frechheit, zeigt Hellinger auf. Denn einerseits würden normale Abholungen über die Biotonne vom Bürger über Gebühren beglichen, und als Steuerzahler müsse man obendrein die Beseitigung der Müllkippen bezahlen. Das sei nämlich notwendig, weil der Gartenabfall leicht Neophyten verbreiten kann – dazu zähle beispielsweise auch der giftige Riesen-Bärenklau. Dem Naturschutz-Fachmann ist es wichtig, darauf hinzuweisen: „Dieses Fehlverhalten kann als Ordnungswidrigkeit, aber auch als Straftat geahndet und mit Gefängnis bestraft werden“.