Erndtebrück. . Fritz Wieds Betrieb in Erndtebrück freut sich über die Nominierung zum „Ausbildungsbetrieb des Jahres“.
Gut Lachen hat Fritz Wied an diesem Mittwochnachmittag. Kein Wunder: Schließlich bekam der erfahrene Fleischermeister soeben eine Urkunde überreicht, welche die Nominierung des Lebenswerks seiner Familie zum „Ausbildungsbetrieb des Jahres 2016“ in Wort und Schrift bestätigt.
In der Kategorie „Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement“ nominiert, kann sich Wied somit größere Hoffnungen machen, die Preisverleihung in Arnsberg am 16. September als strahlender Sieger zu verlassen.
Starke Lösungsquote
Die Jury prämierte die Metzgerei von der Grimbachstraße aus mehreren guten Gründen. „Die Lösungsquote (der Anteil derjenigen Azubis, die es nicht bis zur Gesellenprüfung schaffen, d. Red.) ist hier deutlich besser als bei vielen anderen Betrieben. Die ständigen Führungen für Realschüler, die Kooperation mit dem christlichen Jugenddorf in Olpe sowie die Hilfe im Bereich „Führerschein und Auto“ haben uns beeindruckt“, erläuterte Fabian Bräutigam, Geschäftsführer der Handwerkskammer.
Doch was unterscheidet den Betrieb, welchen Wied gemeinsam mit Frau Ursula seit 1994 führt, von anderen? Soziale Wärme wird im Hause offenbar besonders gewährleistet. „Man muss heutzutage ganz anders mit den jungen Leuten umgehen. Wenn sich ein junges Mädchen von ihrem Freund getrennt hat, dann ist die fünf Tage lang nicht mehr zu gebrauchen. Früher hätte man solche Azubis sofort entlassen, aber wir denken, dass man ihnen dann jemanden an die Seite stellen muss“, erklärt Wied.
Ausbildung inklusive Zahnsanierung
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Einer anderen jungen Dame, die jahrelang unter stark dunkel gefärbten Zähnen litt, organisierte Wieds Metzgerei eine komplette Zahnsanierung. „Die Frau hätten wir so nicht in die Welt lassen können. Nach drei Monaten konnte sie dann starten und hat es geschafft. Sie hat durch die Zeit hier ein ganz anderes Selbstbewusstsein bekommen und ist als völlig andere Frau gegangen“, erinnert er sich. Auch beim in Wittgenstein so heiklen Thema „Öffentlicher Personennahverkehr“ kommt der Fleischermeister seinen Lehrlingen so gut entgegen wie nur möglich. „Die jungen Leute, die aus Birkefehl, Feudingen oder Girkhausen stammen und hier eine Ausbildung absolvieren wollen, kommen mit dem Bus nun einmal nicht hierhin. Zudem haben sie häufig auch nicht das Geld für einen Führerschein oder ein Auto. Dabei muss man ihnen beim Überspringen dieser finanziellen Hürden auch helfen, wir haben dem ein oder anderen auch schon mal ein Auto geleast“, sagt Wied.
Und wenn er sich nicht gerade um das Wohl der Auszubildenden kümmert, heckt der Betriebsinhaber neue Ideen für weitere Projekte und Produkte aus. Zum Beispiel können sich Feinschmecker auf der Homepage www.myrollbraten.com aus unzähligen potenziellen Zutaten nun ihren eigenen Rollbraten zusammenstellen und bei ihm im Hause bestellen. „Eine hochinteressante Idee, die wir hier ins Gebiet holen konnten. Die habe ich auch direkt schützen lassen“, betont er.
Eine Wurst wie vom Sushi-Meister
Zum Abschluss des Treffens präsentiert Wied, der auch regelmäßig Workshops in Sachen Fleischzubereitung, -herstellung und Grillen veranstaltet, den Beteiligten dann seine neueste Kreation. Eine Wasabi-Sushi-Wurst. Ungläubiges Staunen bei allen Anwesenden, ein weiteres breites Grinsen im Gesicht von Fritz Wied. Durchaus denkbar, dass seine Metzgerei demnächst auch noch in der Kategorie „Kreativität“ prämiert wird.