Berghausen. . Hans-Günter Radenbach bangt um die imposante Naturkulisse bei Klibe-Nord. Der geplante Bau von Windrädern gefährdet ein „Kleinod“ der westfälisch-hessischen Archäologie-Geschichte.

  • Hans-Günter Radenbach ist seit fast 40 Jahren in der Bodendenkmalpflege tätig
  • Nur ein Gebäude in Bad Berleburg ist denkmalgeschützt
  • „Diesem Kleinod droht die Zerstörung!“

Kein Zweifel, Hans-Günter Radenbach lebt für die Bodendenkmäler. Legt man dem 66-jährigen Berghäuser seine alten, archivierten Foto-Aufnahmen aus den 80er Jahren vor, erkennt er immer noch sofort Ort und Protagonisten. Was es aber überhaupt mit Bodendenkmälern auf sich hat, wissen nur wenige in der Umgebung. In Kilbe-Nord droht nun auch potenziell denkmalschützenswerten Einrichtungen eine Bebauung mit Windrädern. Radenbach unterhielt sich mit unserer Zeitung über die Fakten, die seiner Meinung nach gegen einen geplanten Windkraft-Standort Kilbe-Nord sprechen.

Herr Radenbach, Sie verfügen über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Umgang mit Bodendenkmälern. Welche Entdeckungen schätzen Sie als Ihre wichtigsten ein?

Radenbach: Meine 1976 begonnene Forschungsarbeit hatte unter anderem die Zielsetzung, die zur Burg gehörenden eisenzeitlichen Siedlungen zu entdecken. Rund 60 Siedlungen konnten hier nachgewiesen werden. Dabei ist das Birkefehler Gräberfeld mit 32 Brandgräbern aus dem 6. Jahrhundert vor der Zeitenwende das erste dieser Zeitstufe, welches im westfälischen Bergland entdeckt wurde. Von besonderer Bedeutung ist hier die Kombination aus einer eisenzeit-zeitlichen Burg mit dazu gehörender Siedlungskammer nebst Gräberfeld. Also ein in sich auf engstem Raum geschlossener Siedlungskomplex. Und zu diesem gibt es im westfälisch-hessischen Bergland kaum Parallelen.

Hat diese Entdeckung auch über die Region hinaus einen großen Stellenwert?

Ja. Die „Welt am Sonntag“ hat dazu am 30. August 1987 gemeldet, dass „der Verband der Landesarchäologen den zuständigen Komitee des Bundesinnenministeriums eine Liste von Bodendenkmälern vorgelegt hat, die wegen herausragender Bedeutung als archäologisches Reservat unter Schutz gestellt werden sollte. Die Wallburg Aue war dabei eines von nur zweien in Nordrhein-Westfalen.

Das Interesse an dem Thema scheint ja in gewisser Form noch vorhanden zu sein. Wir berichteten erst kürzlich über eine Doktorarbeit, die aktuell darüber verfasst wird...

Dieses Thema ist so wichtig, dass für diese Arbeit mein gesamtes Fundmaterial zur Verfügung gestellt wurde. Schon die Ankündigung einer solchen Dissertation ebenso wie der „WamS“-Artikel muss die Befürworter von Kilbe-Nord zum Umdenken bewegen.

Im Jahre 2017 soll der archäologisch-historische Lehrpfad Aue-Birkefehl umgestaltet und dem digitalen Zeitalter angepasst werden. Wie passt das Ihrer Meinung nach mit Windkraft-Anlagen zusammen?

Ich stelle mir dazu die Frage, ob es Sinn macht, Wanderer hierher zu führen, um diese um Windräder herum laufen zu lassen.

Es ist so, dass die Gemeinde Erndtebrück im Gegensatz zu Bad Berleburg zahlreiche Bodendenkmäler in die Denkmalliste eingetragen hat. Unter anderem bleibt ein Siedlungsplatz hoch über dem Forstbachtal so frei von Windrädern.

In Bad Berleburg wurde lediglich die Burg Aue in diese Liste eingetragen. Und innerhalb einer eingerichteten Schutzzone sind hier keine Windräder erlaubt. Hinsichtlich der genannten Fakten sind weitere Eintragungen von Bodendenkmälern aktuell beantragt. Es stellt sich die Frage: Warum sind die Siedlungsplätze nicht bereits früher unter Schutz gestellt worden?

Zusammenfassend darf man also sagen: Sie haben Angst um ein wichtiges Stück Landschaftshistorie?

Durch die angesprochenen Entdeckungen wurde und wird die archäologische Eisenzeit-Forschung im Mittelgebirge entscheidend vorangetrieben. Ihre überregionale Bedeutung verbietet es dringend, dieses wunderschöne Kleinod, dass wir hier haben, der westfälisch-hessischen Geschichte durch die Windkraft-Industrie für viele Generationen unwiederbringlich zu zerstören.