Wittgenstein. . Die Grundstückspreise in NRW ziehen kräftig. Wittgenstein ist allerdings eine große Ausnahme: Mancherorts sinken sogar die Preise.

Die Nachfrage bei Immobilien in NRW ist ungebrochen, der Markt reagiere darauf mit steigenden Preisen – so geht es hervor aus dem aktuellen Grundstücksmarktbericht 2016. In Wittgenstein dagegen stagnieren die Grundstückspreise eher – oder sinken sogar. Und in Bad Berleburg scheint sich die Zahl der Baugenehmigungen pro Jahr im niedrigen zweistelligen Bereich einzupendeln. Was jedoch steigt, sind die Preise bei Flächen für Landwirtschaft und Forst.

Dass die Bodenrichtwerte für Wohnbauflächen gerade in guter Bad Berleburger Lage mit 110 Euro pro Quadratmeter um zehn Euro niedriger als noch vor einigen Jahren angesetzt seien, hänge sicher auch mit den Preisen im Baugebiet am Sengelsberg zusammen, so Oliver Streiß, Immobilienmakler aus Bad Berleburg und einer der Gutachter für den Marktbericht, der auf Daten realer „Kauf-Fälle“ basiert.

Auf 99,50 Euro pro Quadratmeter hatte die Stadt sie hier vor einiger Zeit gesenkt. Dort oben werde zwar erkennbar gebaut, hat Streiß beobachtet – doch werde es am Sengelsberg wohl zwei oder drei Jahre noch genügend Baugrund geben, schätzt er. Aber auch im Baugebiet am Galgenberg in Bad Laasphe sei noch Platz, und in Kürze ja ebenso im Baugebiet „Über dem Alten Schlag“, das gerade im Kernort Erndtebrück ausgewiesen werde. Ferner klafften in den Wittgensteiner Orten oft noch einige Baulücken, weiß Streiß – doch die blieben nicht selten im Familienbesitz, stünden oft leider nicht zum Verkauf.

Grundstücksmarkt Wittgenstein
Grundstücksmarkt Wittgenstein

Gerade im Bad Berleburger Stadtgebiet gibt es aber noch deutlich günstigeren Grund und Boden für den Wohnungsbau. In Girkhausen zum Beispiel, wo der Quadratmeter in guter Lage nun 50 Euro kostet. Ganz ähnlich sieht es bei gewerblichen Bauflächen etwa in mittlerer Lage aus: In der Kernstadt liegt der Richtwert bei 40 Euro, in Aue dagegen nur bei 20. Günstige Bauflächen auf den Dörfern – daran werde sich wohl kaum viel ändern, schätzt Oliver Streiß. Natürlich seien die Kaufpreise „grundsätzlich verhandelbar“ – doch dank der alljährlichen Marktberichte, deren Daten auch im Internet (www.boris.nrw.de) zu finden sind, seien Verkäufer und Interessent stets im Bilde über die üblichen Werte.

Im Übrigen spiele sich im Wittgensteiner Markt sehr viel im Bereich gebrauchter Immobilien ab, so Streiß und Georg Lange, Sparkassenfachwirt aus Erndtebrück und ebenfalls Gutachter – vor allem mit Ein-Familien-Häusern oder Eigentumswohnungen.

Forstflächen jetzt bei 1,60 Euro

1,05 Euro pro Quadratmeter 2011 zum Beispiel in Erndtebrück, dann 1,15 und schließlich 1,20 Euro im Jahr 2016 – warum bloß werden Grünland und Äcker offenbar immer wertvoller? Oder Wälder? Georg Lange vermutet Kapitalanleger als einen der Gründe dafür. Sie kauften solche Flächen auf und verpachteten sie dann an Landwirte weiter. Oder bewirtschafteten Wälder mit wertvollem Holz-Bestand gleich selbst. „Das ist aber nicht nur ein Phänomen in Wittgenstein“, betont Lange, „sondern ein bundesweites“. Und mitunter „ein Dilemma für Landwirte, die große zusammenhängende Flächen bewirtschaften wollen“. Die Entwicklung bei den Durchschnittswerten für forstwirtschaftliche Grundstücke im Kreis Siegen-Wittgenstein: 1,20 Euro pro Quadratmeter (2012), 1,35 (2014), 1,60 (2015).