Berghausen/Birkefehl. . Die Ortsvorsteher Steffen Haschke und Charlotte Linde-Reber beziehen Stellung zu den Vorrangzonen-Plänen für Windkraft

  • Ortsvorsteher beziehen eindeutig Stellung
  • Kritik an Profitstreben
  • Gemeinsames Vorgehen

Nachdem sich in den letzten Tagen und Wochen schon von vielen Seiten zu der Ausweisung der Windkraft-Konzentrationszonen auf dem Stadtgebiet Bad Berleburg geäußert worden ist, melden sich nun zwei der betroffenen Ortsvorsteher zu Wort. Charlotte Linde-Reber (Berghausen) und ihr Amtskollege Steffen Haschke (Birkefehl) machen ihrem Unmut Luft.

Dieser rührt vor allem daher, dass beide erst am Tage der Veröffentlichung der Vorlage für die Ratssitzung von der Stadtverwaltung über die Entscheidung informiert worden sein sollen, dass mit dem Gebiet „Kilbe-Nord“ an der Gemarkungsgrenze zwischen Bad Berleburg und Erndtebrück die größte der vorgesehenen Flächen ausgewiesen werden soll. Beide hätten sich gewünscht, hier doch vorher schon in den Entscheidungsprozess mit eingebunden worden zu sein.

Artenschutz und Radar

Über ein Weiteres wundert sich Steffen Haschke zudem: „Als im Jahr 2014 der Regionalplan verabschiedet wurde, hat sich die Gemeinde Erndtebrück mit der Stadt Bad Berleburg über eine sinngemäß gleiche Stellungnahme verständigt. Diese besagte ganz klar, dass das damals noch weiter gefasste Gebiet Kilbe-Forstbach-Bilsburg, nicht genehmigungsfähig sei. Dies vor allem aus artenschutzrechtlichen Gründen, weil in dem Bereich Schwarzstörche, Rotmilane und Fledermäuse vorkommen“. Die Rats- und Ausschussmitglieder der Gemeinde Erndtebrück sind entsprechend in einer Sitzung des Ausschusses für Bauen und Gemeindeentwicklung im November 2014 informiert worden. Damals gab es zudem noch eine schriftliche Stellungnahme seitens der Wehrbereichsverwaltung, die sich ebenso negativ zu dem geplanten Gebiet äußerte. Hier wurde ein Beispiel einer Windkraftanlage mit einer Gesamthöhe von 150 Metern angeführt. Diese würde die Bundeswehr aufgrund der bestehenden Radarstation am Ebschloh mit einem Mindestabstand von 11,9 Kilometern ansetzen. Das betroffene Gebiet ist aber nur rund acht Kilometer von der Radarkuppel entfernt. Im jetzigen Planungsstadium sollen aber gar Anlagen mit Höhen bis zu 200 Metern gebaut werden.

Menschen nicht vergessen

Für Charlotte Linde-Reber steht noch ein anderer Aspekt im Vordergrund: „Wir haben in den Wohngebieten Winterscheid-Trufte, Im Willstein, Auf dem Brunkel sowie den anliegenden Straßen Altmühlbachtal, Am Kilbe und Unterm Kilbe ca. 500 Mitbürger, die direkt betroffen sind. Dazu kommen auch die Einwohner von Aue und Birkefehl.“ Zu erwartende Geräuschpegel, Infraschall und Schlagschatten minderten das Lebensgefühl der Anwohner. „Ich frage mich, was bei den Planungen im Vordergrund steht. Die Gewinnoptimierung der Investoren oder der Schutz der Menschen und der Natur?“

Die Ortsvorsteher kommen gemeinsam zu dem Ergebnis, dass „das Gebiet „Kilbe-Nord“ nicht genehmigungsfähig ist“. „Schon allein die Aussage einiger Stadtverordneter im Vorfeld der Ratsentscheidung nur die Wahl zwischen Pest und Cholera zu haben, zeigt mir, dass hier zu Lasten einiger Mitbürgerinnen und Mitbürger entschieden wurde“, äußert sich Linde-Reber kritisch zum Abstimmungsverhalten im Rat der Stadt Bad Berleburg. Ein Grundübel sieht Haschke in der Baugesetzgebung. „Ein Unding, dass dies immer noch Ländersache ist und es kein bundeseinheitliches Baurecht gibt. In Bayern wäre das Gebiet Kilbe-Nord durchs Raster gefallen.“