Bad Laasphe. . Claudia Melton ist Einrichtungsleiterin am Schlossberg. Die angespannte Lage hat sich vorerst beruhigt.
Das Warten auf einen Termin schürt Frustration. Monate vergehen, ohne dass die Menschen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea oder aus dem Libanon wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Ihr Schicksal liegt in den Händen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). 124 Flüchtlinge leben derzeit in der ehemaligen Schlossbergklinik – 21 von ihnen haben schon einen positiven Asylbescheid bekommen; 15 Flüchtlinge wurden abgelehnt; der Rest wartet noch auf sein Ergebnis.
Seit Anfang des Monats gilt die Unterkunft als Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE), der Bauantrag für die dafür erforderlichen Maßnahmen ist eben bewilligt worden. Zwischen Transfer und Asylbewerberleistungen auf der einen und persönlichen Gesprächen und Schicksalen auf der anderen Seite steht Einrichtungsleiterin Claudia Melton. Ein Job, der viel abverlangt – aber auch viel zurückgibt.
Spartanisch eingerichtetes Büro
„Ich arbeite eben nicht in einem Luxushotel“, antwortet Claudia Melton auf die Nebenbei-Bemerkung, dass ihr Büro recht spartanisch eingerichtet sei. Ein Übereck-Schreibtisch mit PC, dahinter ein Bürostuhl; an der gegenüberliegendenden Seite steht ein quadratischer Tisch mit zwei Stühlen – wenn mal Besuch kommt. Ein Waschbecken gibt es in jedem Zimmer, ein Relikt aus vergangenen Klinik-Tagen. Und sonst: weiße Wände und ein Balkon mit Blick auf den Innenhof und in die grünen Wälder.
Seit Mai ist Claudia Melton Leiterin der Unterkunft, kümmert sich unter anderem um die Zuweisungen an die Kommunen oder darum, dass Ankunfts- und Wochenzahlungen korrekt und rechtzeitig ausgestellt werden. Ein Verwaltungsjob, der den Alltag von Hunderten Menschen beeinflusst. Und trotzdem – oder gerade deshalb – darf das Mitleid keine Oberhand gewinnen: „Wir müssen die Menschen unabhängig von ihren Schicksalen betreuen. Wenn man nämlich zu viel an sich heranlässt, kann man nicht mehr objektiv handeln“, erklärt Melton. Mittlerweile habe aber jeder im Haus einen Termin beim BAMF gehabt, das frustrierende Warten habe sich ein wenig gelegt. „Wir in der Einrichtung treten selbst nur als Vermittler auf; und hin und wieder als Tröster.“
Letzte Tumulte waren im Mai
Mitte Mai war es in der ehemaligen Schlossbergklinik zu tumultartigen Szenen gekommen. Zwei Familien sind wegen glaubensbedingter Streitigkeiten aufeinander losgegangen, mehrere Personen wurden dabei verletzt. „Wir haben aber noch in der Nacht dafür gesorgt, dass die Störer die Einrichtung verlassen und haben sie getrennt voneinander untergebracht“, so Melton. Die Lage habe sich aber schnell wieder beruhigt.
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Damit sich Unzufriedenheit und Langeweile nicht durch den Alltag der Flüchtlinge ziehen, muss eine ZUE mehr Angebote als eine Notunterkunft schaffen. Einen Frauen- und Männertreff gibt es schon, genau so wie ein Kiosk für die Selbstversorgung. „Zusätzlich soll es mehr Gemeinschaftsräume geben. Außerdem soll im hinteren Bereich ein Kinderspielplatz mit Rutsche, Sandkasten und Schaukel entstehen, der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht und das Gelände fest umzäunt werden“, erklärt Betreuungsleiter Daniel Joseph Waterreus. Die Gesamtkosten für die umfangreichen Baumaßnahmen belaufen sich auf eine Million Euro.
Momentan leben die Flüchtlinge im Durchschnitt fünf Monate am Schlossberg. Eine Zeit, in der die Einrichtung zum Zuhause wird und Rückzugsräume zunehmend wichtiger werden. Privatsphäre schaffen trotz des engen Zusammenlebens: Auch dafür sorgen Claudia Melton und ihr Team täglich.