Erndtebrück. . Kuhlmann-Siedlung: Zwei Gläubiger stimmen der einstweiligen Einstellung des Zwangsversteigerungsverfahrens zu.

Mit einer faustdicken Überraschung endete die Zwangsversteigerung von acht Erndtebrücker Kuhlmann-Häusern am Berleburger Amtsgericht: Rechtspfleger Thomas Göbel stellte das Verfahren über die Versteigerung des Gesamt-Erbbaurecht an acht Mehrfamilienhäusern 20 Minuten nach Sitzungsbeginn ein. Vorangegangen war ein „klärendes Beratungsgespräch“ zwischen ihm und den Vertretern der beiden erstrangigen Gläubiger, die EDL Solingen und die Vivacon mit Sitz in Köln.

Ergebnis: Nicht nur die am Montag zu verhandelnden acht Häuser, sondern die gesamte Masse von 104 Immobilien sollen komplex vermarktet werden. Offenbar gibt es dafür sogar schon Interessenten. Das ließ jedenfalls der Hamburger Kay Pollner im Gespräch mit unserer Zeitung durchblicken. „Unser Plan ist es, alle Grundstücke zu verkaufen“, sagte der Geschäftsführer der „immofori AG“ und betonte: „Wir werden heute beginnen, die eigentlich unlösbare Geschichte aufzulösen“. Seit anderthalb Jahren verwaltet die „immofori AG“ als Nachfolgerin der Vivacon Grundstücks-GmbH die Erbbaurechte des Erndtebrücker Wohngebietes, hat in dieser Zeit „mehrere konstruktive Gespräche“ mit Bürgermeister Henning Gronau und dessen Vorgänger Karl-Ludwig Völkel geführt.

Verhandlungen immer wieder geplatzt

Obwohl es angeblich schon länger interessierte Investoren für den gesamten Komplex geben soll, sind greifbare Lösungen immer wieder geplatzt, weil die Immomerkurfinanz GmbH als Besitzerin der Häuser einerseits in Insolvenz gegangen war, andererseits durch den im Handelsregister eingetragen Geschäftsführer faktisch nicht mehr geleitet wurde. Der Mann war für Verhandlungen nie erreichbar, zeitweilig wie vom Erdboden verschluckt. Doch offenbar kommt nun Bewegung in das leidige Thema, da sowohl „immofori“ für die Liegenschaften im Ulrich-von-Hutten-Weg als auch der Insolvenzverwalter der restlichen Kuhlmann-Grundstücke Zugeständnisse bei der im Grundbuch eingetragenen Erbbauzins-Reallast machen dürfte. Da liegen die Kosten für einen möglichen Käufer momentan noch bei 4000 Euro pro Grundstück – pro Monat. Darin wiederum liegt der Grund dafür, dass kein ernsthafter Interessent zum jetzigen Zeitpunkt und unter den derzeitigen Konditionen auftritt. Denn bei den horrenden Forderungen würde sogar die Sieben-Zehntel-Grenze deutlich übertroffen, wie es Angelos Tsangaris, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, im Gerichtssaal feststellte. Der Jurist vertritt die Stadt Solingen, deren Tochtergesellschaft „EDL“ im Laufe der Jahre auf über 100 000 Euro Heizkosten hängengeblieben war. Was diese Summe betrifft, signalisierte Tsangaris ebenfalls „Gesprächsbereitschaft, damit die Sache endlich mal beendet wird“.

Henning Gronau bremst Euphorie

„Das Ende des Weges“ hingegen sieht Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau noch nicht. Es ist noch ein Stück zu gehen, bis dass ein Interessent Grundstück und Gebäude zuverlässig kaufen kann.“

Gronau dränge darauf, dass alle Beteiligten eine „juristische Konstruktion“ finden müssten, damit die Erbbaulast-Frage geklärt werde. Erst dann komme man über Zwangsversteigerungen auch an die Gebäude.