Bad Berleburg. .
Eigentlich ist Andreas Wolf Pressesprecher bei Ejot, engagiert sich aber ehrenamtlich noch für die Kulturgemeinde Bad Berleburg – als Hobby quasi. Seit Mai ist er 1. Vorsitzender des Vereins und hat schon ein paar Überraschungen auf Lager. Wir haben mit ihm über die lokale Kulturszene und natürlich über die anstehende Musikfestwoche gesprochen; und darüber, wie vielleicht auch ein jüngeres Publikum Gefallen an klassischer Musik findet.
Was macht die Berleburger Kulturszene für Sie so besonders?
Andreas Wolf: Auf jeden Fall kann die Kulturgemeinde auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken, seit über 60 Jahren ist sie in Berleburg aktiv. Wir sind zwar nicht mehr der alleinige Kulturanbieter hier, aber das Entscheidende ist ja, dass man sich im besten Fall ergänzt. Wir legen viel Wert auf Qualität und wollen auch große Namen hierher holen, wie Götz Alsmann oder Katja Riemann zum Beispiel. Die Kulturgemeinde bedient hier alle Genres, vom Kindertheater über Rock, Schlager und Musical; das ist schon etwas Besonderes für so einen kleinen Ort. Und dabei sind die Eintrittspreise – im Vergleich zu anderen Städten – sehr günstig. Außerdem fühlen sich die Künstler immer sehr wohl hier.
Wohlfühl-Faktor Bad Berleburg also. Was gefällt den Künstlern denn besonders an der Stadt?
Die Künstler schätzen vor allem die Nähe zum Publikum, dass alles so familiär abläuft. Wenn Götz Alsmann aus der Garderobe kommt, dann können sich die Besucher noch schnell ein Autogramm abholen, weil er mit ihnen zusammen den Saal verlässt; so etwas wäre in Köln, Berlin oder München nicht möglich. Und auch in den Konzertsälen sind die Musiker immer ganz nah an dem Zuschauer. Für eine 30-Euro-Karte kommen die Besucher im Schloss bis auf fünf Meter an den Künstler heran, in großen Kulturstädten würde man da viel weiter weg sitzen.
Sie sind jetzt seit Mai neuer Vorsitzender der Kulturgemeinde Bad Berleburg, haben damit Otto Marburger abgelöst. Was möchten Sie eventuell anders machen als Ihr Vorgänger?
Die Kulturgemeinde in Bad Berleburg ist mit einem sehr aktiven Vorstand sehr gut aufgestellt und bietet viele Veranstaltungen über das Jahr verteilt an. Ich habe also ein gut bestelltes Feld übernommen. Otto Marburger hat über 25 Jahre hervorragende Arbeit geleistet. Mein Augenmerk gilt künftig mehr Projekten, wie zum Beispiel Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten. Da wird es Überraschungen geben. Insofern werden wir hier und da auch von unserem Spielplan etwas abweichen, der seit Jahren besteht.
Überraschungen, Interessant! Und wie sehen die genau aus?
(lacht): Wenn ich das verrate, dann wäre es ja keine Überraschung mehr! Ich kann nur so viel sagen: Die Projekte sollen an ganz besonderen Orten hier in Berleburg stattfinden. Die Planungen dafür laufen auf Hochtouren und zwar schon für den Zeitplan 2017/2018. Wir müssen so lange vorplanen, das tun die Künstler schließlich auch.
Ab 4. Juli ist ja wieder Musikfestwoche in Berleburg, in der viele klassische Künstler zu Gast sind. Meist ist dieses Genre ja eher etwas für die Generation 40 plus. Wie versuchen Sie auch jüngeres Publikum für die Musikfestwoche zu begeistern?
40 plus ist schon sehr großzügig geschätzt, die größte Gruppe ist eigentlich älter. Aber wir versuchen auch jüngere Leute zu gewinnen. Zum Beispiel arbeiten wir mit Musikschulklassen zusammen, die ermäßigten Eintritt zu den Konzerten und Veranstaltungen bekommen. Im Unterricht lernen sie das Theoretische und während der Musikfestwoche oder anderen Konzerten hören und sehen sie die Künstler dann live. Außerdem achten wir darauf, auch junge Künstler einzuladen, wie zum Beispiel den 23-jährigen Pianisten und Weltstar Kit Armstrong – der Altersunterschied ist dann nicht so groß und die Schüler finden einen direkteren Zugang zum Künstler.
Klassische Musik mit Pop-Elementen zu verbinden, ein Orchester einfach mal mit einer Rockband auftreten zu lassen: So ein „Cross-Over“ kann einen spannenden Mix ergeben und auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Ist Berleburg solchen Experimenten gegenüber aufgeschlossen?
Auf jeden Fall! Vor zwei Jahren hatten wir zur Musikfestwoche die Band „Power Percussion“ hier, die auf Mülltonnen, Ölfässern oder Leitern getrommelt hat. In diesem Jahr haben wir unter anderem die A-Cappella-Band „Delta Q“ für uns gewinnen können. Die Berliner Jungs kommen aus dem klassischen Genre und können perfekt singen; gleichzeitig sorgen sie aber für ordentlich Dampf in der Bude, von Hip Hop über Ethno und Jazz ist alles dabei. Vor allem sind die vier Jungs auch richtig witzig dabei, nehmen gerne mal die ein oder andere Musikrichtung aufs Korn. Und laut kann es bei ihren Auftritten auch mal werden. Ein richtiger Stimmungsmacher also bei unserem Open-Air-Konzert auf dem Schlosshof am 9. Juli.
Worauf können sich die Besucher der Musikfestwoche besonders freuen. Oder anders gesagt: Wer ist Ihr persönlicher Favorit?
Puh, schwer zu sagen. Wir haben exzellente Künstler dabei. Mit am interessantesten finde ich aber Kit Armstrong: noch sehr jung, weltweit gefeiert und eine sehr außergewöhnliche Biografie. Mit gerade einmal 23 Jahren ist der Pianist ein absolutes Jahrhunderttalent, ein Wunderkind, das schon im Kindergartenalter Lexika gelesen haben soll. Der bedeutende Pianist Alfred Brendel hat über ihn gesagt, dass er das größte Talent sei, das ihm jemals begegnet sei – und so jemanden für die Musikfestwoche gewinnen zu können, ist eine sensationelle Bereicherung.