Niederlaasphe.
Philipp Georg (21) und Sebastian Limper (25) haben in diesem Jahr eine Menge vor. Die beiden Vorstandsmitglieder der Burschenschaft „Schreiber“ Niederlaasphe wollen die Tradition wahren und zugleich die bedeutendste Veranstaltung der Burschenschaft, die Kirmes, modernisieren. Wir haben mit Limper und Georg über ihren Verein, seine Bedeutung für das Dorf und die Kirmes gesprochen.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Burschenschaft und einer Dorfjugend?
Sebastian Limper: Der große Unterschied ist nicht vorhanden. Dorfjugenden oder Burschenschaften; der Unterschied liegt eher in den verschiedenen Brauchtümern begründet und dem Jahr der Gründung. Uns gibt es zum Beispiel schon seit 1902.
1902! Also um die Jahrhundertwende, das scheint die Zeit für die Gründung der Burschenschaften zu sein. Dann gehört ihr zu den Älteren?
Sebastian Limper: Na ja, die Burschenschaft Arfeld ist noch älter. Aber wir hatten in Niederlaasphe ja ursprünglich sogar einmal zwei Burschenschaften. Neben der Burschenschaft „Schreiber“ gab es auch die Burschenschaft „Schäfer“, die im Gasthaus zur Lahn ansässig war.
Warum heißt Eure Burschenschaft eigentlich „Schreiber“?
Limper: Das hängt mit dem Vereinslokal und seinem damaligen Besitzer zusammen. Die Burschenschaft Schäfer hatte ihr Stammlokal im Gasthaus „zur Lahn“ oder Gasthof „Schäfer“ und die Burschenschaft Schreiber eben im Gasthof „Schreiber“. An der Stelle des Gasthofes „Schäfers“ steht heute der Sanitärbetrieb Gerhard. Unter anderem gab es dort auch mal eine Diskothek.
Das heißt also die Schreiber-Jungs gehen zum Schreiber und die Schäfer-Jungs zum Schäfer?
Limper: Genau. Und Christian Schreiber war auch einer unserer Gründungsmitglieder. Das Haus, das heute der Landgasthof Schäfer ist, war früher der Gasthof Schreiber und da liegen sozusagen die Wurzeln. Die Burschenschaft Schäfer oder wie sie nach dem 2. Weltkrieg hieß, Burschenschaft Bode, gibt es heute nicht mehr. Es gab wohl einen Streit zwischen dem Inhaber des Hotels zur Lahn, Gasthof Bode und der Burschenschaft und diese haben sich dann aus dem Lokal entfernt. Zu dieser Zeit wechselte dann auch für die Mitglieder der Burschenschaft Bode das Vereinslokal hin zum „Schreiber“ und folglich fusionierten die Burschenschaften.
In Wittgenstein fallen mir neben Niederlaasphe noch Puderbach, Arfeld, Dotzlar und Beddelhausen als Ortschaften mit Burschenschaften ein. Gibt es Eigenheiten, die die eine Burschenschaft von der anderen deutlich abheben?
Philipp Georg: Im Prinzip veranstaltet ja jede Burschenschaft ihre eigenen Feste. Mit Puderbach und Arfeld haben wir z.B. das Zelebrieren der Kirmes gemeinsam.
Limper: Unterschiede gibt es traditionsbedingt, die Grundstrukturen sind aber ungefähr die gleichen. Puderbach hat zum Beispiel die Tradition, montags durchs Dorf zu laufen und Eier zu sammeln und ein Huhn zu schlachten. Dann gibt es dort Hühnersuppe und Rühreier.
Was ist typisch Niederlaasphe?
Limper: Da fällt mir vor allem die gute Gemeinschaft ein!
Georg: Wir haben eine ziemlich gute Zusammenarbeit mit vielen Vereinen aus dem Ort. Wir helfen uns gegenseitig. Es ist nicht so, dass sich die Burschenschaft auf die eigenen Veranstaltungen beschränkt. So ist das immer ein Geben und Nehmen. Ich würde sagen, das ist bei uns besonders ausgeprägt.
Welche Bedeutung hat die Burschenschaft für das Zusammenleben in Niederlaasphe?
Limper: Ohne uns herauszustellen. Es ist ein Ineinandergreifen. Wir versuchen uns einzubringen, wo wir können, wie z.B. bei Dorfsäuberungen oder auf Festen anderer Vereine in Form von Thekendiensten. Im Gegenzug helfen uns die dann zum Beispiel bei unserem Oktoberfest. Berührungspunkte haben wir natürlich vor allem mit dem Kultur- und Heimatverein oder den Altburschen, die uns überwiegend unterstützen.
Beim MGV oder Frauenchor haben wir zum Beispiel beim Hüttenaufbau für den Weihnachtsmarkt geholfen. Dafür bekommen wir wiederum Unterstützung, wenn mal wieder was mit dem Traktor transportiert werden muss.
Georg: Natürlich wird man auch zu den Festen der anderen Vereine eingeladen und besucht sich.
Burschenschaft. Das klingt traditionell, vielleicht sogar altmodisch. Warum sollten Jugendliche in einer Burschenschaft wie Eurer Mitglied werden?
Limper: Man kann hier Gemeinschaft erleben. Bei mir war es so, als ich eingetreten bin, man kannte viele Niederlaaspher nur vom Sehen. Mit dem Eintritt in die Burschenschaft änderte sich das dann. Man hilft beim Dorfsäubern, verbringt Abende zusammen, feiert zusammen und wird integriert in die Dorfgemeinschaft.
Georg: Man lernt ja nicht nur Leute aus dem eigenen Dorf kennen. Wenn man auf Feste geht sind da auch Leute aus anderen Ortschaften aus anderen Burschenschaften, mit denen man viel Spaß haben kann. Und die hätte man sonst nie kennen gelernt.
Limper: Man kann es zusammenfassen mit Freundschaften knüpfen. Wir haben die Förderung der Geselligkeit ja auch in unserer Satzung stehen. Und wir machen eben auch viele Feste oder besuchen Feste und machen Ausflüge, wie zum Beispiel zu Weihnachtsmärkten.
Georg: In diesem Jahr fahren wir sogar nach der Kirmes zum Zelten an den Teichmannsee.
Die Kirmes ist das größte Fest in Niederlaasphe und hat eine lange Tradition. Aber die Burschenschaft möchte mit einem neuen Konzept die Kirmes modernisieren. Was wird anders und warum?
Georg: Wir haben die Kirmes jetzt auf drei Tage eingekürzt. Viele Jahre lang ging sie vorher über vier Tage von Freitag bis Montag. In den letzten Jahren haben wir aber gesehen, es kommen weniger Leute auf die Kirmes. Besonders der Montag ist für die Leute schwierig. Sie müssten sich dafür Urlaub nehmen, vielleicht sogar den Dienstag auch. Dann haben wir überlegt, wie wir aber dennoch die traditionelle Kirmes mit einer größeren Besucherzahl weiterführen können. Deshalb haben wir alles einen Tag nach vorn verlegt. Freitags ist die traditionelle Eröffnung, Samstag der Kirmesumzug und Sonntag der Frühschoppen.
Wie ist es mit der Musik, Ihr müsst eine Kapelle finden, die das traditionelle Blasmusikgenre genauso abdeckt wie die Rock- oder Partymusik. Wie löst ihr das?
Georg: Da sind wir seit Jahren mit der Band Donau-Power sehr gut aufgestellt. Die machen beides und können beides. Die haben wir am Samstag und Sonntag. Und für den Freitag haben wir jetzt eine neue Band: Die Kinzenbacher Musikanten. Die können auch beides. Es ist auch ein Wunsch aus dem Ort gewesen, dass man bei der Eröffnung auch Blasmusik hat.
Limper: Wir haben bei den Besuchern eine Altersstruktur von alt bis jung. Die „ältere Generation“ hört eben gerne Blasmusik und ich kann das gut nachvollziehen. Und andere wiederum hören halt alles. Das jüngere Publikum will dann eher was Rockiges von AC/DC oder Ramstein. Da stehen wir jedes Jahr vor der Frage: Wie strukturieren wir das? Neu ist in diesem Jahr zum Beispiel am Samstag auch das Platzkonzert, dass es so noch nicht gegeben hat.
Wie viele Leute braucht ihr, damit sich das Fest rechnet, schließlich kosten Festzelt und Kapelle Geld?
Limper: Stehend gehen ins Festzelt etwa 1000 Personen rein und sitzend 500.
Georg: 1000 Besucher über drei Tage braucht man mindestens.
Braucht ihr eigentlich ein besonderes Sicherheitskonzept?
Limper: Wir haben über Jahre hinweg ein Sicherheitskonzept mit der Stadt Bad Laasphe entwickelt und vereinbart. Das war auch gerade für den Rockabend am Freitag wichtig, da waren die 600, 700 Leute schnell im Festzelt. Ansonsten haben wir Bändchen, Ausweiskontrollen und solche Standards halt. Bis jetzt gibt es da keine Probleme.