Melbach. .
Seit Generationen werden bei „Müllersch“ - das ist der Hausname des Hofes Böhl in Melbach – vorzügliche Milchkühe groß. Und so ist es eine schöne Tradition, dass Urkunden, Plaketten, Ehrenzeichen und manchmal auch Geld-Prämien die harte Zuchtarbeit belohnen. Und so ist es natürlich Ehrensache für Hansi Böhl mit seiner Westfälischen Warmblutzucht und Iris mit ihren Milchkühen, dass sie am 11. Juni die Tierschau am Stünzel beschicken. Da treten Vater und Tochter dann als „Böhl-Melbach GbR“ auf.
Iris ist vor 39 Jahren auf dem Hof geboren, hat dort und im Sauerland die Landwirtschaftslehre, danach ein Praxisjahr auf ihrem Hof und als Betriebshelfer absolviert. Den zweijährigen Vollzeitbesuch der Schule für Agrarwirtschaft in Meschede hat sie als Staatlich geprüfte Landwirtin absolviert – mit Ausbilder-Eignung. Aktuell ist Iris verantwortlich für rund 100 Milchkühe im Stall und auf der Weide; hinzu kommen 140 Stück Kälber und Rinder als weibliche Nachzucht. Aus dieser großen Familie hat Iris Böhl 14 Kühe für Stünzel ausgesucht, je ein Kalb und ein Rind nehmen am Wettbewerb der Jungzüchter teil. Erstmals in den Ring geht dann mit Kälbchen „Cami“ der erst zweijährige Patenjunge Mick aus Rückershausen; das Rind „Fenja“ führt die 15 Jahre alte Gina Schlabach von der Leimstruth.
„Mick hat schon fleißig trainiert, wie das Vorführen funktioniert. Es macht ihm Spaß“, freut sich Patentante Iris. Ihr ist es gerade als Vorsitzende des Rinderzuchtvereins Siegen-Wittgenstein sehr wichtig, dass „den Kindern und Jugendlichen durch solche Aufgaben die Angst vor den Tieren genommen wird; dass sie den Kontakt zum Tier bekommen und ein Gefühl dafür von Kleinauf entwickeln.“ Erfreulich in diesem Jahr: Insgesamt sind laut Anmeldung 24 Jungzüchter am Start.
Und wenn es dann entscheidend zur Sache geht, wenn der große Auftritt naht, dann legt sich hoffentlich die Nervosität bei Tier und Mensch; denn die Preisrichter haben wachsame Augen. Doch dazu später.
Denn früher, viel früher beginnt solch ein „Wettkampftag“ bei „Müllersch“, wo der Wecker um drei Uhr klingelt. „Duschen ja, Frühstück nein – das gibt’s erst oben auf dem Festplatz“, schildert Iris Böhl das Prozedere. Die Kühe werden für den Transport vorbereitet, bekommen die Halfter, werden in den Anhänger verladen, und los geht es zum Hochfest des Landwirtschaftlichen Kreisvereins.
Dort steht die Wäsche der Tier an, die zugewiesenen Stellplätze werden mit Stroh eingestreut, Futter bereit gestellt. Gegen halb Acht ist Zeit für eine Frühstückspause, in der aber permanent darauf geachtet wird, dass die Tiere nach einer eventuellen Toilette wieder gesäubert werden müssen. „Da wird immer viel gewischt“, lacht Iris. Für sie und ihre Vereinsmitglieder heißt es dann: Umziehen in die Vorführkleidung – Jeans, weißes Hemd oder Bluse, darüber die Weste mit Vereinsemblem. Obwohl es „stets freundschaftlich und kollegial“ unter den Züchtern zugeht, ist jetzt noch Zeit für einen neugierigen Blick zur Konkurrenz. Dann kommt der Aufruf zur Schau, es gibt kein Zurück.
Haltung spielt entscheidende Rolle
„Das Tier muss langsam schreiten und den Kopf so hoch wie möglich tragen, damit die Preisrichter die volle Pracht erkennen,“ erklärt Züchterin Böhl. Sie hat ihren Kühen wenige Tage vorher den kompletten Körper geschoren, mit einem speziellen, ganz feinen Scherkamm das Euter von feinen Härchen befreit. Dadurch kommt das Merkmal der Beaderung am Euter besser hervor. Stimmen dessen Höhe und Festigkeit? Wie wirkt die Strichstellung? Ist die Beinstellung korrekt? Sind Beckenlage und Rippentiefe gut erkennbar? Zeigt die Kuh ihren femininen Charakter? Für den großen Auftritt ist tags zuvor das Melken zeitlich exakt abgestimmt worden. „Bei der Bewertung muss die perfekte Euterfüllung vorhanden sein, das dauert etwa 12 bis 14 Stunden“, erklärt Iris Böhl. Für die Kuh sei das volle Euter zwar kein Problem, aber viele Milchviehzüchter nutzen am Stünzel gern die vom Landwirtschaftlichen Kreisverein installierte, mobile Melkanlage – allerdings erst, wenn die fachkundige Jury ihre Urteile gefällt hat. Dann folgen Preisverleihung und eine Ehrenrunde um den Musikpavillon.
Und dann heißt es: Zurück in den heimischen Stall, zurück in den tierischen Alltag. Alle Kühe werden noch kontrolliert, gemolken, und vielleicht bleibt für Iris Böhl und ihr Team dann noch Zeit für eine Runde über den Stünzelfestplatz. Vorher aber bekommen alle Helfer, das sind Freunde und Nachbarn, noch ein herzliches Dankeschön, denn, so Iris: Ohne die vielen Helfer läuft auf Stünzel gar nichts.