Bad Berleburg. . Dr. Ulf Lückel stellt sein neues Buch „Adel und Frömmigkeit. Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien“ vor.

„Dr. Ulf Lückel ist einer der Wenigen, die über unsere Geschichte der letzten 800 Jahre alles weiß“, lobt Prinz Gustaf zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg den Theologen und Autor Dr. Ulf Lückel. „Wenn ich geschichtlich etwas erfahren möchte, dann bekomme ich von ihm eine fundierte Aussage.“ Zusammen stellten sie Lückels neues Buch „Adel und Frömmigkeit. Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien“ vor. Es handelt sich dabei um eine Aufarbeitung der Entwicklung des radikalen Pietismus in der Nordgrafschaft Wittgensteins, wobei der Schwerpunkt auf der Gräfin Hedwig Sophie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und ihrem Sohn, Graf Casimir, liegt.

Erstmals veröffentlicht

Lückel beschäftigt sich seit dem Jahr 2000 verstärkt mit der Geschichte der Familie. Auf die Frage, wie viel Zeit er bereits im Archiv der Berleburg’schen Rentkammer im Schloss Bad Berleburg verbracht hat, winkt der Theologe ab: „Hunderte Stunden!“ Und das ist noch längst nicht das einzige Archiv. Auch in Halle an der Saale, in Herrenhut und in Stuttgart wälzte er diverse Bücher und andere Quellen. Besonders schwer machten es ihm handschriftliche Texte: „Allein die verschiedenen Schriften zu lesen hat mich ein paar Jahre meines Lebens gekostet“, sagt Lückel. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Viele vorhandene Archivalien seien bisher übersehen oder nur teilweise ausgewertet worden. Darunter fällt z.B. auch ein umfangreicher Brief von August Hermann Francke an die damals regierende Gräfin Hedwig Sophie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg aus dem Jahr 1701, der erstmals eine Beziehung zu Halle belegte, die bisher nicht bekannt war. Im Buch erklärt Lückel, dass Graf Casimir sich am „Halleschen Modell“ von Francke orientierte und so ein „Klein Halle an der Odeborn“ schuf. Unter anderem dieser Brief erscheint transkribiert im Anhang.

Zufluchtsort für Fremde

„Also für mich ist der Casimir schon der Held“, sagt Lückel und erklärt, der Graf habe damals sehr viele Flüchtlinge aufgenommen und „als Garant für die Toleranz in seinem Territorium“ eingestanden. Aufschlussreich seien für die Arbeit vor allem die Tagebücher von Graf Casimir gewesen: „Das ist die beste Quelle, um nachzulesen, was er gefühlt hat“, erklärt Lückel.

Die Arbeit ist eine angenommene Dissertation

Das Buch ist die deutlich gekürzte Version einer Dissertation, die im Wintersemester 2011/2012 vom Fachbereich Evangelische Theologie von der Philipps-Universität Marburg angenommen wurde.

Es hat 248 Seiten und ist für 29,95 Euro erhältlich.

Das Buch liefert ein kirchenhistorisches Bild Wittgensteins in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dabei greift es Themen wie die Neutäufer um Alexander Mack in Schwarzenau, die Gründung einer Herrnhuter Brüdergemeine des Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf sowie das Großprojekt der „Berleburger Bibel“ auf und berücksichtigt dabei soziale, ökonomische, theologische und persönliche Faktoren.