Wittgenstein/Kühhude. .

Unmittelbar mit Beginn der Vegetationsperiode hat der Wisent-Verein damit begonnen, attraktive Flächen auf der Wittgensteiner Seite des Rothaarsteigs für die frei lebende Herde herzurichten. Damit soll die Lust der Wisente auf Baumrinden – insbesondere auf Grundstücken privater Waldbesitzer im Sauerland – nachhaltig geschmälert werden. Deshalb ist als einer von vielen Schritten den Wisenten ein neues Nahrungsangebot auf der Kühhude zur Verfügung gestellt worden.

Bekanntlich war der Wisent-Verein vom Landgericht Arnsberg dazu verurteilt worden, „geeignete Maßnahmen“ zu ergreifen, um die Wisente am Betreten der Grundstücke zweier klagender Waldeigentümer aus Schmallenberg zu hindern. Dafür dient dem Verein in erster Linie ein Gutachten von Dr. Michael Petrak. Er leitet die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und hat die Expertise im Auftrag des Landes erstellt. Dr. Petrak listet darin eine Reihe von Möglichkeiten auf, den Wisenten den Aufenthalt in Wittgenstein im Wortsinne schmackhaft zu machen.

Entscheidend ist dabei die Schaffung neuer attraktiver und vielfältiger Nahrungsquellen. Einen wichtigen Baustein in diesem Konzept bildet der Bereich um Kühhude. Dort hat die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer etwa acht Hektar großes Areal gekauft. Über die Anpachtung weiterer rund acht Hektar Wiese in dem Gebiet wird gerade verhandelt.

Dieser Bereich sei jetzt für die Tiere geöffnet worden, berichtet Johannes Röhl vom Vorstand des Wisent-Vereins. Einerseits wurde ein neuer Zaun gesetzt, um angrenzende Haus- und Gartengrundstücke für alle Wildarten unzugänglich zumachen und parallel dazu die südliche Zauntrasse geöffnet.

So wurde allen Wildarten wie auch den Wisenten ein neues Nahrungsangebot eröffnet. In den kommenden Tagen wird auch noch der Zaun im Osten des Grundstücks teilweise verschwinden. Die Begrenzung im Westen bleibt allerdings bestehen – wegen der angrenzenden Straße.

Im Bereich der Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer werden darüber hinaus weitere Wiesen und Grünflächen – die über das ganze Gebiet verteilt sind – im Sinne des Petrak’schen Gutachtens aufgewertet. Insgesamt sind dies im Streifgebiet der Wisentherde zirka 60 Hektar. Im Kern wird die Zusammensetzung der Pflanzen auf diesen Grundstücken vielfältiger und abwechslungsreicher gestaltet.

Hoher Artenreichtum wichtig

Im Gutachten listet Dr. Michael Petrak auf, was alles dazu gehört, um Äsungsflächen für Wisente attraktiver zu machen. Dort heißt es: „Die attraktivsten Flächen mit hohem Arten- und Strukturreichtum für die Wisente sind diejenigen, auf denen Pflanzengemeinschaften aus verschiedenen Verbänden wie z.B. Rohrglanzgasröhrichte, Mädesüßfluren, Feuchtwiesen, Fettweiden, Borstgrasrasen und Schlagfluren unmittelbar nebeneinander wachsen.“ Das alles setzt der Wisent-Verein um. Allerdings, schränkt Wisent-Vorstand Johannes Röhl ein: „Das funktioniert nicht so, als wenn man einen Schalter umlegt. Hier handelt es sich um biologische Prozesse.“ Das heißt, es braucht natürlich Zeit, bis die neuen Kulturen wachsen und bis sich der Charakter der Wiesen nachhaltig verändert.