Schameder. .
Wie wird ein Baum zum Pellet? Dieser Frage konnten interessierte Besucher der Messe Wir in Wittgenstein am Samstag und Sonntag bei NRW Pellets in Schameder nachgehen. Das Unternehmen hatte im Rahmen der Gewerbemesse seine Türen für Besucher geöffnet und bot von morgens bis abends alle 30 Minuten eine Führung an, abwechselnd durch das Pelletwerk und das Biomasse-Heizkraftwerk. Ausgestattet mit Warnweste, Helm und Hörschutz durften Personengruppen von bis zu 15 Leuten den sachkundigen Mitarbeitern auf dem Weg durch die Werke folgen.
Das Biomassekraftwerk erzeugt Strom aus Waldrestholz, Landschaftspflegeholz oder Altholz aus der Region, aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern. Dafür wird das angelieferte Holz in einem Brennofen verbrannt. Die Wärme, die dabei erzeugt wird, erhitzt Wasser. Der dabei entstehende Wasserdampf treibt eine Turbine an, durch die Strom erzeugt und direkt ins Netz abgeführt wird.
Klimaschonend und nachhaltig
Diese Art der Stromerzeugung ist klimaschonend, denn sie ist sehr CO2-arm. Bei der Verbrennung wird lediglich das CO2 freigesetzt, das die Bäume zu Lebzeiten aufgenommen haben. Zudem kommt alles Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Insgesamt werden in der Anlage pro Jahr etwa 70 000 Megawattstunden Nutzwärme und 40 000 Megawattstunden Strom erzeugt. Die Wärme wird unter anderem dazu genutzt, das Holz-Pellet-Werk zu versorgen. Dort ist sie wichtig, um Holzspäne zu trocknen, denn daraus entstehen letztendlich die Pellets.
Gesundheitsbranche präsentiert sich
Bürgermeister Bernd Fuhrmann steht vor einer Wand mit weißen Kacheln, die nacheinander bunt aufblinken und schlägt auf die leuchtenden Felder. Was tut er da? Die Barmer GEK Krankenkasse bietet einen Test zur Reaktionszeit: eine Minute lang leuchten die Felder auf und der Tester muss so schnell wie möglich zuschlagen. Der Rekord an diesem Wochenende liegt bei 138 Schlägen in 60 Sekunden. Bürgermeister Fuhrmann schaffte immerhin 120.
Informationen über Therapien
Im selben Gang findet der Besucher direkt nebeneinander die Praxis für Ergotherapie Wallat und die Kurapotheke Wolter, beide aus Bad Berleburg. Dort gibt es Informationen rund um Therapiemöglichkeiten für beispielsweise Menschen mit einer motorischen Störung. Eine Therapie kann unter anderem auch handwerkliche oder kreative Elemente enthalten. Direkt nebenan am Apotheken-Stand liegen diverse Bücher zu Diäten und zum Entschlacken aus und die Apotheker/innen stehen bei Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen zur Verfügung.
Fragen zu Demenz beantworten
Besonders detailliert beraten die Damen am Mobi-Care-Messestand. Das mobile Pflegeunternehmen kümmert sich um Alte, Kranke und Kinder, die Pflege benötigen. An den Messetagen führen sie Beratungsgespräche zur Pflegestufe und geben Informationen zu Pflege, Betreuung und Leistungen bei Demenz.
Das Pelletwerk in Schameder ist seit 2010 in Betrieb und ist eins der modernsten in Deutschland. Pro Jahr können bis zu 120 000 Pellets hergestellt werde – genug, um 25 000 Haushalte ein ganzes Jahr lang zu versorgen. Auch beim Pellet-Werk wird zunächst Holz angeliefert. Zum einen kommen ganze Lkw-Ladungen mit Rundhölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft der Region, zum anderen wird das Werk mit Sägeresten von Sägewerken aus der Umgebung beliefert. Mithilfe eines Rotor-Entrinders werden alle Baumstämme vollständig entrindet. Danach durchlaufen sie den Hacker und werden zu kleinen Hackschnitzeln, bevor sie schließlich in der Hammermühle zu Spänen verarbeitet werden. In einem weiteren Schritt werden verschiedene Späne zusammen gemischt, bis die immer gleiche Mischung für das Wittgensteiner NRW Pellet entsteht. Letztlich muss die Späne getrocknet werden, bis der Feuchtigkeitsanteil im Holz etwa acht Prozent erreicht hat. Danach steht die Pressung in die herkömmliche Pellet-Form aus. Der letzte Arbeitsschritt ist das Einlagern und Verpacken und schließlich der Vertrieb der Pellets. Kunden des Werks in Schameder sind vor allem Händler aus der Region, die die Ware in großem Stil abnehmen und an die Endverbraucher liefern, sowie einige Baumärkte.
Umsätze steigen kontinuierlich
Seit 2014 gehört NRW Pellets zu RWE. „Pellets sind gerade erst im Kommen“, sagt Sandra Silva Riaño, Leiterin Biomasse Deutschland und Geschäftsführerin von NRW Pellets. Der Pelletumsatz steige kontinuierlich, mittlerweile gebe es etwa 400 000 Pellet-Heizungen und -Öfen. Es sei eine Brückentechnologie, um konventionelle Energien wie Öl und Gas abzulösen, so Silva Riaños. Bei der Installation einer Pellet-Heizung erhalte der Verbraucher Fördergelder vom Staat. Der Leiterin ist wichtig: „Wir fühlen uns der Region und den Menschen in Siegen-Wittgenstein verbunden. Es ist quasi ein Produkt aus der Region für die Region.“ Der Standortleiter des Biomasseheizkraftwerks, Clemens Rossi, sagte: „Wir können mit unserem Produkt auf dem Markt bestehen und müssen uns nicht verstecken.“