Wie stark der Handlungsbedarf in Wittgenstein ist, machen diese Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik deutlich.
Vor 36 Jahren im Schuljahr 1980/81 drückten noch 7774 Pennäler quer durch alle Schulformen die Schulbänke in Wittgenstein. Jetzt sind es im laufenden Schuljahr nur noch 3024. Sage und schreibe 39 Prozent weniger.
Das entspricht ziemlich genau dem Wert, um den die Zahl der Schüler in Bad Berleburg auf heute 2074 gesunken ist. Mit einem Minus von nur 24 Schülern im Vergleich zum Schuljahr 2014/2015 wurde hier der Trend im Vergleich noch am besten abgefangen. Knapp besser als der Wittgensteiner Durchschnitt bleibt Bad Laasphe mit einem Minus von nur 34,5 Prozent in den vergangenen 36 Jahren und heute noch 2223 Schülern.
Damit haben die Lahnstädter ihren Ruf als Schulstadt auch weiter gefestigt. Allerdings bekommt der durch ein Minus von 179 Kindern und Jugendlichen oder 8 Prozent im Vergleich zum Schuljahr 2014/15 eine derbe Schramme. Aber hier spielen verschiedene Faktoren wie die Schließung der städtischen Hauptschule oder auch Wanderungsbewegungen von Gymnasiasten von und nach Hessen eine Rolle.
Am schlimmsten erwischt hat es Erndtebrück mit einem Minus von 50 Prozent auf heute noch 645 Schüler in der einen verbliebenen Grundschule und der Realschule. Auch hier ist die Schließung der Rothaarsteigschule mit zu berücksichtigen. Aber am Ende bleibt ein Bevölkerungsrückgang als Hauptursache.
Der demografische Faktor wird noch eindringlicher sichtbar, wenn man die Statistischen Werte nur auf die Grundschüler bezieht. In den letzten 15 Jahren hat sich deren Zahl in Bad Berleburg und Bad Laasphe gleichermaßen um 31 Prozent verringert, in Erndtebrück sind es sogar alarmierende 49 Prozent.
Drei Problemfelder
Bevölkerungsrückgang: Erstens sind die Zahlen ein Beweis für den Rückgang der Bevölkerung insgesamt. Außerdem bleiben nicht alle Kinder und Jugendlichen nach ihrer Schulzeit in Wittgenstein. Statistiken sehen vor allem bei der Zahl der 19- bis 30-Jährigen ein hohes Abwanderungspotenzial. Das kann den Bevölkerungsschwund beschleunigen und wird den Mangel an Fachkräften und Arbeitskräften verstärken.
Immobilien-Unterhaltung: Zweitens bedeuten die heute noch genutzten Schulgebäude auf lange Sicht eine Hypothek für die Kommunen. Selbst leerstehende Schulen müssen langfristig unterhalten werden, weil für die Großgebäude nur wenige private Anschlussnutzungen infrage kommen. Selbst kleine Dorf-Grundschulen sind nur schwer zu vermarkten. Das Dorfgemeinschaftshaus in Birkefehl ist ein positives Paradebeispiel. Die beiden Grundschulgebäude in Girkhausen das Gegenteil. In Erndtebrück und Bad Laasphe sind sogar die deutlich größeren Hauptschulen auf dem Immobilienmarkt.
Schulentwicklung: Die Schließung von Zwergschulen bedeutet gerade im so wichtigen Grundschulsektor ein Problem. Der von der rot-grünen Landesregierung propagierte Grundsatz „kurze Beine - kurze Wege“ wird hier oft ad absurdum geführt. Durch die Zusammenlegung von Schulen und Klassen könnten sich dann zumindest für eine Übergangszeit sehr große Klassen bilden. Das könnte Einfluss auf das Bildungsniveau haben.