Bad Berleburg. . Was haben die Mühlenkopf Schanze in Willingen und das Bad Berleburger Unternehmen EJOT gemeinsam. Die Verbindung ist der Darmstädter Architekt Prof. Burkhard Pahl, der Schanzen und außergewöhnliche Industriehallen entwirft.

Die Auftragsbücher von EJOT sind voll, aber der Platz für die Produktion muss wachsen. Wie die neue Produktionshalle für die Kaltumformtechnik am Bad Berleburger Standort Herrenwiese aussehen wird, das zeigten EJOT und die ausführenden Architekten und Baufirmen beim ersten Spatenstich am Mittwoch. 8,4 Millionen werden in Gebäude investiert. Weitere 1,2 Millionen sollen für einen neuen Werkzeugbau folgen.

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Prof. Burkhard Pahl und seine Frau Monika Weber-Pahl wissen, - salopp gesagt - wie man Menschen und Projekten auf die Sprünge hilft. Die Architekten aus Darmstadt haben bereits die Mühlenkopfschanze auf dem Willinger Ettelsberg gebaut. Nicht minder spektakulär und weit entfernt vom Zweckbauimage sind auch die Industriebauten wie die Hochregallager in Bad Laasphe und Bad Berleburg, die das Architekturbüro für das Wittgensteiner Unternehmen EJOT entworfen hat.

Tageslicht und flexible Raumnutzung

Nachdem die in Bad Berleburg aufgewachsene Monika Weber-Pahl beim neuen Logistikzentrum in der Herrenwiese die Bauleitung hatte, übernimmt jetzt ihr Mann Prof. Burkhard Pahl. Der präsentiert eine Halle mit einer Grundfläche, größer als ein Fußballplatz, die von einer freitragenden Stahlkonstruktion überspannt wird. Allein 450 Tonnen Stahl werden dafür verbaut.

Entscheidend für den Entwurf ist einerseits die Nordausrichtung der Halle, die mit den Sheddach-Fenstern viel Tageslicht hineinlässt. „Wir erleben zurzeit die Renaissance des Sheddaches“, formuliert es der Planer, weil kein künstliches Licht die Qualität von Tageslicht erreicht. Der Verzicht auf Stützen andererseits macht das Konzept zur Aufstellung der Maschinen sehr variabel - Auch das war wichtig. Integriert wird neben der Produktion auch ein Lernzentrum. Hier sollen Mitarbeiter direkt und in der Produktion an den modernsten Maschinen aus- und weitergebildet werden.

Schwieriger Untergrund

Wie schon beim Logistikzentrum stießen die Bauherren und Planer aber auf Probleme mit einem nach dem Zweiten Weltkrieg mit Bauschutt aufgeschütteten Gelände. Bohrpfähle und eine ganz spezielle Bodenplatte sorgen jetzt für Standfestigkeit und dafür, dass die viele Tonnen schweren Maschinen in der Halle flexibel angeordnet werden können. „Die Planung ist eine Herausforderung gewesen“, gesteht Prof. Pahl. Aber diese Herausforderung ist notwendig, wie Andreas Plaum für die Firma EJOT erläutert: „Wachstum braucht Platz.“ Der Bereich der Kaltumformtechnik ist kontinuierlich gewachsen.

EJOT expandiert in Deutschland und anderswo

„Das ist heute ein wichtiger Termin für die gesamte EJOT-Gruppe“, erläutert der Geschäftsführende Gesellschafter Christian F. Kocherscheidt. Die Erweiterung in der Bad Berleburger Herrenwiese sei ein wichtiger Baustein im Ausbauprogramm des Unternehmens. In Polen und China stehen 2016 zwei weitere Werkserweiterungen an. Außerdem werde man in der Türkei neu bauen. EJOT investiert trotz der „turbulenten Situation der Weltwirtschaft“, wie es Kocherscheidt erläutert.

Dass der Absatz des Herstellers von Verbindungselementen für Automobil- und Bauindustrie gut läuft zeigt die eindrucksvolle Bilanz auf die Geschäftsführer Winfried Schwarz hinweist. In den letzten zwei Jahren ist die Belegschaft auf 2850 Mitarbeiter weltweit angewachsen. Allein am Standort Bad Berleburg sind in den vergangenen zwei Jahren 77 Arbeitsplätze entstanden. 160 waren es in Deutschland. Damit ist Bad Berleburg mit 439 Beschäftigten nach Tambach-Dietharz in Thüringen der zweitgrößte Firmenstandort in der Gruppe. Die steigenden Personalkapazitäten seien auch notwendig, denn der Umsatz sei in nur einem Jahr um 10 Prozent auf 406 Millionen Euro gestiegen. Das schaffe man nicht nur mit mehr Produktivität, sondern mit mehr Mitarbeitern. Außerdem beschäftigte EJOT 100 Auszubildende und Studenten.

Fast 20 Jahre in der Herrenwiese

1997 begann alles mit dem Kauf der Thielmann-Halle in der Herrenwiese. 2010 folgte die Holzweber-Halle und 2015 die Logistikhalle des Getränkehandels Saßmannshausen. Zwischen diesen bestehenden Hallen zur Odeborn hin entsteht nun die neue Produktionsstätte. Hier werden dann kleine aber sehr komplexe Teile für die Automobilindustrie angefertigt. Bremsen- oder ABS-Systeme für die Zulieferer Bosch oder Johnson Electric gehören dazu. Um dort weiter den steigenden Anforderungen zu genügen, sollen auch neue Maschinen angeschafft und eine neuer Werkzeugbau entsteh-
en.

Erfreulich ist übrigens, dass bei den Ausschreibungen viele Firmen aus der Region – wie die Elektro Schmidt GmbH aus Bad Laasphe, Heizung-Sanitär Schröder aus Bad Laasphe, Lüftungs & Klimatechnik Otto aus Bad Berleburg oder die Briloner BMS Montage- und Schlüsselfertigbau den Zuschlag erhalten haben. Auch dort sind die Auftragsbücher jetzt voller.