Erndtebrück. Auch angesichts der Schülerzahlen wollen sich die Erndtebrücker Initiatoren mit ihrem Konzept für die Genehmigung der privaten Bildungseinrichtung Zeit lassen. Der Trägerverein soll aber schon bald gegründet werden.

Die private Sekundarschule in Erndtebrück kommt nun wohl doch nicht so schnell wie ursprünglich geplant. Ein zeitlicher Fahrplan aus dem vergangenen Frühjahr vom Antrag auf Genehmigung im Oktober 2015 bis hin zu einer Eröffnung schon zum Start ins kommende Schuljahr 2016/17 ist offenbar nicht mehr einzuhalten.

„Wir haben da so ein bisschen die Fahrt herausgenommen“, räumt im Gespräch mit unserer Zeitung Christoph Schorge ein, Geschäftsführer des Erndtebrücker Eisenwerks (EEW) und zugleich einer der Initiatoren des Projekts Sekundarschule. Dies geschehe nicht zuletzt auch deshalb, um das Konzept für die neue Schule vernünftig und ohne Zeitdruck erarbeiten zu können – weiterhin mit Unterstützung eines Fachanwaltsbüros aus Düsseldorf. Laut Schorge wird für die neuen fünften Realschulklassen in Erndtebrück ab Sommer unter anderem noch mit Fahrschülern etwa aus Hilchenbach gerechnet, so dass die Mindestzahl von 50 Schülern wohl noch einmal erreicht werde.

Noch kein Antrag für Arnsberg

Eine Genehmigung der Sekundarschule sei bislang noch nicht bei der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg beantragt worden, berichtet Schorge weiter. Und auch der notwendige Trägerverein sei noch nicht gegründet.

„Erndtebrücker Weg“ bald wieder auf der Agenda

Der „Erndtebrücker Weg“ wird bald erneut auf der politischen Agenda stehen – etwa zur nächsten Versammlung des Zweckverbands Region Wittgenstein.

Hier hatten die Politiker der drei Wittgensteiner Kommunen im Dezember eine Entscheidung zur Frage „Wie weiter in der Wittgensteiner Schullandschaft?“ vertagt – mit der Bitte an die Verantwortlichen in Erndtebrück, zeitnah mit der Bezirksregierung zu klären, inwieweit ein Antrag auf Genehmigung der Privatschule Erfolg habe.

Das alles bedeutet aber keinesfalls das Aus des Projekts, macht Schorge deutlich. Im Gegenteil: EEW sei ebenso wie die heimischen Unternehmen AST, Berge Bau und EJOT nach wie vor „sehr daran interessiert“, dass die Realschule Erndtebrück trotz sinkender Schülerzahlen noch einige Schuljahre lang existiere – und die private Sekundarschule ohne Schülerzahl-Begrenzung in den fünften Eingangsklassen nahtlos folge. Idealerweise in den Räumen der dann auslaufenden Realschule. Dazu sei man mit der Gemeinde Erndtebrück als Eigentümer des Gebäudes bereits im Gespräch, so Schorge.

Den Standort der neuen Privatschule sehe er allerdings „gar nicht so an ein bestimmtes Gebäude gekoppelt“, sagt Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau. Denkbar sei zum Beispiel auch eine Nutzung der Hauptschule, die zum Ende dieses Schuljahres mangels Schülern schließt. Auch hier könnte der Trägerverein Räume für seine neue Schule mieten, meint der Bürgermeister. Wie auch immer: Gronau betont, dass die Gemeinde die Neugründung ausdrücklich unterstütze – auch, damit Erndtebrück attraktiv für die Industrie bleibe.

Geplant sei nun, so Schorge, den Trägerverein „schnellstens“ zu gründen – noch in diesem Frühjahr. Alternativ zum Verein könnte auch eine gemeinnützige GmbH als Träger auftreten. Dieser Trägerverein würde auch den offiziellen Antrag auf Genehmigung der neuen Schule in Arnsberg stellen. Ebenfalls geplant: ein Förderverein. Hier mitzumachen – dazu ruft Schorge schon jetzt weitere interessierte Unternehmen, aber auch Privatleute auf.

Gronaus Vorgänger Karl-Ludwig Völkel, der sich demnächst wieder stärker für die SPD-Fraktion im Erndtebrücker Rat engagieren möchte, sieht insbesondere die Eltern künftiger Sekundarschüler als Mitglieder im Förderverein.

Und wer soll die neue Schule leiten? Darjana Sorg, seit dem vergangenen Sommer Leiterin der Realschule, hat jedenfalls bereits signalisiert, nicht als Leiterin einer privaten Sekundarschule zur Verfügung zu stehen. Karl-Ludwig Völkel geht unterdessen davon aus, dass es für einen solchen Schulleiter-Posten „mit Sicherheit genügend Interessenten“ gebe. Schließlich sei das ja ebenso eine gesicherte Beamten-Stelle wie in einer öffentlichen Schule.

Was den Unterricht an der neuen Sekundarschule angehe, sei da grundsätzlich alles möglich, so Völkel. Sicher: Zunächst müsse sich das Lehrer-Kollegium an den allgemein geltenden Lehrplänen für diese Schulform orientieren, habe darüber hinaus aber viele Möglichkeiten, der Schule ein eigenes Profil zu geben. Völkel ist zuversichtlich, dass trotz niedrigerer Schülerzahlen zwei Klassen pro Jahrgang eingerichtet werden können.

Positive Signale zur Kooperation

Positive Signale aus der Region für die notwendige Kooperation mit einer künftigen Erndtebrücker Sekundarschule im Sekundarbereich II gebe es bereits, so Völkel – auch von den städtischen Gymnasien in Bad Berleburg und Bad Laasphe. Und über eine Zusammenarbeit etwa mit dem Privat-Gymnasium im Bad Laaspher Schloss könne man durchaus nachdenken. Inwieweit hier außerdem Berufskollegs als Partner in Frage kämen, so Völkel weiter, hänge vom künftigen Profil der neuen Sekundarschule ab. Was die Finanzierung der privaten Sekundarschule betrifft, müsste sie – einmal genehmigt – vom Land mit etwa 90 Prozent gefördert werden. Etwa zehn Prozent sollten dann die Akteure vor Ort aufbringen.