Wittgenstein.

Weihnachten – für einige Bewohner der Bad Berleburger Flüchtlingsunterkunft am Spielacker ist das Fest im Grunde schon gelaufen. Etwa 40 vor allem junge Flüchtlinge mit ihren Familien waren dabei, als sich die Realschüler jetzt mit Schulpfarrer Henning Debus zu ihrer Weihnachtsfeier trafen. „Für sie war es eher eine lustige Geschichte“, so Andreas Holzem, seit kurzem als Koordinator der ehrenamtlichen Aktivitäten in der Unterkunft im Einsatz. Und erinnert sich schmunzelnd an die Nikolaus-Käppis, mit denen einige der Gäste schließlich unterwegs waren.

Auch Pfarrer Peter Liedtke, der sich in der Unterkunft um die Flüchtlingsberatung kümmert, war in der Realschule dabei. Er gestaltet außerdem an Heiligabend einen internationalen Weihnachtsgottesdienst in der evangelischen Stadtkirche – Flüchtlinge als Gäste ausdrücklich erwünscht.

Bus-Unternehmen sollen helfen

 Jede Menge Weihnachts-Päckchen und Stofftiere brachte jetzt eine Abordnung der Evangelischen Kirchengemeinde Wingeshausen in die Flüchtlingsunterkunft am Berleburger Spielacker.
Jede Menge Weihnachts-Päckchen und Stofftiere brachte jetzt eine Abordnung der Evangelischen Kirchengemeinde Wingeshausen in die Flüchtlingsunterkunft am Berleburger Spielacker. © Ev. Kirchenkreis Wittgenstein / Renate Hahn

Für die allermeisten der Flüchtlinge – zu 90 Prozent Moslems – sei Weihnachten als christliches Fest an sich kein Thema, so Andreas Holzem, seit kurzem als Koordinator der ehrenamtlichen Aktivitäten in der Einrichtung im Einsatz. Mit einem opulenten Braten zum Fest sei in der Unterkunft nicht zu rechnen, so Holzem. An der Essensausgabe werde aber Lammfleisch für die Moslems bereitgehalten.

Mit Angeboten der Berleburger Vereine gehe erst Anfang nächsten Jahres weiter, so Holzem. In diesem Zusammenhang erweise es sich im Übrigen als „relativ schwierig“, wenn Vereine Flüchtlinge zu sich einladen wollen. Dann seien Transporte einer großen Gruppe Flüchtlinge mit den kleinen Bullis der Einrichtung sehr umständlich. Das habe sich auch bei der Weihnachtsfeier in der Realschule gezeigt. Deshalb: „Es wäre gut, wenn sich ein Bus-Unternehmen fände, das uns bei solchen Transporten unterstützt und uns ein kostengünstiges Angebot macht“, meint Holzem.

Die Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe in Erndtebrück hat über die Feiertage ihre Aktivitäten für und mit Flüchtlingen zurückgefahren. Eine kleine Weihnachtsfeier hat es mit den Teilnehmern der Deutsch-Kurse schon gegeben. Und fast 30 Flüchtlinge „sind gemeinsam mit uns über den Erndtebrücker Weihnachtsmarkt gegangen“, berichtet Norbert Bleischwitz von der Flüchtlingshilfe. Notfalls stehen Blei­schwitz und sein Team betreuten Familien auch über die Feiertage zur Seite – etwa bei Anhörungen zum Asylantrag oder dringenden Behördengängen.

Kleines Festessen am Schloßberg

Die Bad Laaspher Flüchtlingsinitiative mache über die Tage tatsächlich einmal Pause, so Sprecherin Renate Hahn. Allerdings werde es Besuche einiger Helfer in den Unterkünften geben, etwa am Thüringer Weg.

In der Bad Laaspher Schloßbergklinik als Unterkunft soll es über die Feiertage ruhig bleiben. Hier werden an die derzeit rund 70 Bewohner Weihnachtspäckchen verteilt, so Einrichtungsleiterin Mireille Samaras, werde es am heutigen Heiligabend ein kleines Festessen geben. „An Weihnachten sind die Bewohner schon sehr interessiert“, berichtet Samaras – „auch wenn sie nicht den christlichen Glauben haben. Sie fragen nach, wenn in der Stadt die Weihnachtsbeleuchtung hängt“.

Und wie sieht es Silvester aus? „Der Jahreswechsel ist in den Herkunftsländern der Flüchtlinge nicht der große Festtag“, weiß der Berleburger Koordinator Andreas Holzem. Und für einige sei Neujahr ja auch zeitlich verschoben. In Erndtebrück kam die Frage nach dem Silvester-Brauch in den Deutsch-Kursen auf, so Helfer Norbert Blei­schwitz. Und so werden sich die Flüchtlinge etwa an der Hauptmühle das Feuerwerk wohl mit etwas anderen Augen anschauen. Und vielleicht auch ein bisschen feiern. Zum Jahreswechsel vorbereitet hat eine Gruppe Flüchtlinge in Bad Laasphe einen Kalender 2016 mit Holzdrucken – und zwar in einem derzeit laufenden Kreativ-Workshop. Künstlerin Renate Hahn würde sich wünschen, dass auch Laaspher Bürger sich an dem Projekt beteiligen – damit man sich einmal mehr begegnet und eine Gemeinschaftsarbeit entsteht.