Bad Berleburg. Bärbel Michels ist riesengroßer Weihnachts-Fan. Lange über die eigene Kindheit hinaus erlebt die Wahl-Sauerländerin jedes Jahr die Adventszeit als Highlight des Jahres. Die Mitt-Sechzigerin, heute Autorin einiger Heimatbücher zum Sauerland und Wittgenstein, wurde in einem nicht sehr christlich geprägten Haus im niederrheinischen Homberg zwischen Duisburg und Moers geboren und wuchs dort auf.

Begeisterung für Adventstraditionen

Heute lebt sie mit Ehemann Peter in Rehsiepen, mitten im Wald auf einem Einzelgehöft und widmet sich intensiv der Lebensart der Wahlheimat. Die Begeisterung für weihnachtlichen Traditionen spiegelt sich in ihrem Werk „Das Fest der Liebe – Weihnachten im Sauerland und Wittgensteiner Land in früherer Zeit“. Jetzt stellte sie es den Bewohnern und Besuchern des Altenheims am Sähling in Begleitung von Monika Schröder (Buchhandlung MankeMuth) vor. Weihnachten, Advent, ja sogar der Beginn mit dem Sankt-Martins-Fest hat etwas Heimeliges, auch Geheimnisvolles. Von Bärbel Michels Erzählungen über die Tradition der Weihnachtskalender, der Nikolausbräuche, der Dekorations-Gepflogenheiten zur Weihnachtszeit und zur Bescherung ließen sich die Senioren gern in ihre Kindheit mitnehmen. „Viele, die heute 82 Jahre sind, erinnern sich noch an die einheitlich vom Nazi-Regime herausgebrachten Adventskalender und haben sie aufgehoben.“ Sie erinnern die kühle und bedrohliche Machart des Kalenders, er hatte nichts gemein mit den Kalendern, die wir heute kennen.

Nach dem Krieg wurde die Produktion von hübschen Bildkalendern des Kinderbuchillustrators Fritz Baumgarten aufgenommen. „Die kleine Stadt“ war ab 1946 sogar der Renner bei den stationierten US-Soldaten. Zu Tausenden schickten sie den hübsch gestalteten Kalender in die USA. Selbst der damalige Präsident Eisenhower zeigte sich von dem nostalgisch kreierten Werk begeistert. Schnell konnten einige ältere Damen im Haus am Sähling aus ihrem „Kindheits-Nähkästchen“ plaudern, wann und wie der Nikolaus sie beschenkte, wie die Bescherung am Weihnachtsmorgen vonstatten ging. Im evangelischen Wittgenstein wurde es anders gehandhabt, als im katholischen Sauerland, wo das Christkind bereits am heiligen Abend die Kinder mit neuen Puppenkleidern, selbst gestrickten Strümpfen oder mit Pferdchen und Wagen beglückte.

Geschenke nicht im Mittelpunkt

Schon mit der Auswahl des Spielzeugs wurde damals die jeweilige Geschlechterrolle festgelegt. Die Mädchen waren Puppenmütter, die Jungs erwartete ein Leben als Landwirt oder Handwerker.

Geschenke spielten einst nicht eine so tragende Rolle wie heute. Die Weihnachtszeit wurde viel mehr als Zeit der Gemeinsamkeit, des Austausches und der Gemütlichkeit betrachtet, nicht ohne den Blick auf die Geburt Jesu zu werfen. Diesen Gedanken griffen auch Hermann J. Hoffe und Buchhändlerin Monika Schröder auf und betonten die Wichtigkeit der Atmosphäre in früherer Zeit, die Bärbel Michels eindrucksvoll in ihrem Werk beschreibt.