Raumland.
Die Symptome sind vielfältig und können ganz unterschiedliche Gründe haben. Wenn Kinder und Jugendliche psychische Erkrankungen oder Störungen haben, verhaltensauffällig werden, dann suchen Eltern, Erzieher und auch Ärzte nach Rat und Hilfe.
Das Wittgensteiner Psychosoziale Forum (WIPS) hat jetzt Eltern, Lehrer und Erzieher zu einem Informationsaustausch ins Raumländer Gemeindehaus eingeladen. Das WIPS bündelt Informationen über das Engagement von Organisationen wie der Arbeiterwohlfahrt, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Sozialwerk St. Georg, den Diakonischen Sozialdiensten, dem Diakonischen Werk, dem Evangelischen Kirchenkreis, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und einzelnen Therapeuten im psychiatrischen und sozialpädiatrischen Bereich, wie Margit Haars erläutert.
Umfeld hat großen Einfluss
„Eine wichtige Rolle spielen auch die Kinderärzte und die Ehrenamtlichen, die sich in Vereinen und Verbänden engagieren“, so Diplom-Psychologe Bernd Schneider vom WIPS. Dabei gehe es einerseits um das Erkennen von Störungen oder Erkrankungen und andererseits auch um die erfolgreiche Behandlung. So haben über das familiäre Umfeld hinaus auch Vereine wichtigen Anteil, wenn sich Kinder und Jugendliche dort wohlfühlen und Stabilität gewinnen.
Eine wichtige Rolle kommt aber auch niedergelassenen Therapeuten zu: Heiko Boumann ist Psychotherapeut und auf Kinder und Jugendliche vom Kindergartenalter bis zum 21. Lebensjahr spezialisiert. Angststörungen, Zwangsstörungen oder beispielsweise ADHS müssen diagnostiziert werden. „Jedes Symptom enthält eine Botschaft, die entschlüsselt werden muss.“ Für Boumann ist dabei die Beziehung von Patient und Therapeut das Wichtigste. Deshalb gebe es im Regelfall auch fünf Gesprächstermine, die die Krankenkasse in jedem Fall zahle. In diesen Sitzungen entscheiden Patient und Therapeut, ob Personen und Therapie zueinanderpassen. „Das Wichtigste ist, den Kinderwillen zu respektieren. Es ist nicht einfach, ein Kind in die Therapie zu schicken und man kann das nicht damit vergleichen, ein Auto in die Inspektion zu bringen“, so Boumann, der darauf hinweist, dass eine Therapie eineinhalb bis zweieinhalb Jahre dauern kann.
Teamarbeit
„Um eine Veränderung möglich zu machen, müssen Eltern und Kind den Therapeuten unterstützen.“ Nicht unüblich sei es auch, andere Vertrauenspersonen wie Lehrer oder Verwandte einzubeziehen. Aber weil auch das Vertrauen des Kindes wichtig ist, gilt eine Schweigepflicht des Therapeuten auch gegenüber den Eltern. Mit den Eltern spreche er nur nach Rücksprache mit dem Kind. „Das verstehen die oft nicht, weil sie sagen: Das ist doch mein Kind“, so Boumann.
Im Juni 2014 hat er sich mit einer Praxis in Bad Laasphe niedergelassen und füllt eine wichtige Versorgungslücke in Wittgenstein, vor allem seit dem Tod des Bad Berleburger Therapeuten Manfred Singmann. Die nächstgelegenen Psychotherapeuten haben Praxen in Siegen, Netphen oder Winterberg. „Jede Woche bis nach Siegen zu fahren, das können sich nicht alle Familien leisten“, unterstreicht Boumann die Bedeutung einer wohnortnahen Facharztversorgung.
Bis zu einem Jahr Wartezeit
Trotzdem gibt es lange Wartezeiten, wie Boumann auf Nachfrage von Manfred Masla vom Diakonischen Werk erläutert. „Das ist ein großes Problem. Die längste Wartezeit beträgt momentan ein Jahr. Aber das ist kein persönliches Problem, sondern das betrifft alle Kollegen im ambulanten Bereich“, sagt Boumann. Nur Erstgespräche könne er in der Regel in Wochenfrist anbieten. Neben Boumann kamen aber auch noch andere Träger zu Wort, wie zum Beispiel auch Dr. Thomas Strack, Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums der DRK-Kinderklink in Siegen, das auch mit einer Außenstelle in Bad Berleburg vertreten ist.
Mit bis zu 8000 Fällen im Jahr gehört das SPZ in Siegen zu den größten in Deutschland und behandelt von der Koordinationsstörung beim Säugling bis zur Lernbehinderung beim 21-Jährigen eine große Bandbreite an Erkrankungen oder Störungen. Zum Personal gehören neben Fachärzten auch verschiedene Therapeuten. Das reiche vom Krankengymnasten über den Logo- bis zum Motopäden.