Bad Laasphe. . Draußen spielt Sarah nur mit Schutzhaube. Mondscheinkinder machen Urlaub im Jagdhof Glashütte.

Begeistert klettert Sarah auf den Apfelbaum, das bunte Laub sammelt sich um den Stamm. Die Sechsjährige ist ein aufgewecktes Mädchen, neugierig reagiert sie auf ihre Umwelt und Mitmenschen. Nur die Schutzkappe unterscheidet sie von ihren Altersgenossen in der Schule. Von der Form ähnelt die Maske einem Imkerhelm, die Farbe durfte sie sich aussuchen: pink. Wenn Sarah draußen spielt, ist sie von der Außenwelt durch eine durchsichtige Plastikfolie abgeschirmt. Sarah ist ein Mondscheinkind – UV-Strahlen lösen bei ihr schnell Hautkrebs aus.

Abschirmen von den UV-Strahlen

Mondscheinkinder: Der Begriff klingt fast zu niedlich für eine Krankheit, die den Alltag der Betroffenen und deren Familien bestimmt. Ohne Sonnencreme, Schutzkappe und Handschuhe gehen sie nicht aus dem Haus, egal ob Hochsommer oder Winter. An den Fenstern im Haus und am Auto klebt eine durchsichtige Schutzfolie, „damit sich Sarah zumindest drinnen ohne Sonnenschutz aufhalten kann“, erklärt ihr Vater Christian Moser.

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Sarah ist eines von ein Dutzend Mondscheinkindern, die zwei Tage Urlaub mit ihren Eltern im Luxushotel Jagdhof Glashütte machen durften. Übernachten, Essen, Trinken – alles übernimmt Patron und Hausherr Edmund Dornhöfer. „Hier sollen die Kinder und ihre Familien einfach mal abschalten“, sagt der Hotelier Seit mittlerweile zehn Jahren lädt er die Gruppe ein.

Das hat sich herumgesprochen: Nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, der Schweiz und sogar aus England und Südafrika sind Familien angereist. Die regelmäßigen Treffen in der Glashütte haben die Betroffenen über die Jahre zusammengeschweißt. Zum Abschied umarmen sich die Eltern, die Kinder geben sich untereinander die Hände – fast verlegen und schon ein bisschen „erwachsen“.

Vier Mal Hautkrebs mit sechs Jahren

Dass manche schon so erwachsen wirken, mag an ihrer Krankheitsgeschichte liegen. Sie müssen peinlich genau darauf achten, dass jede noch so kleine Körperstelle vor den UV-Strahlen geschützt ist, wenn sie nach draußen gehen. Und selbst dann ist es gefährlich: Bei Sarah wurde mit ihren sechs Jahren schon vier Mal Hautkrebs diagnostiziert, die Tumore wurden in einer OP förmlich herausgeschnitten. Trotz ihres Leidens ist Sarah ein lebensfrohes Energiebündel, das am liebsten draußen herumklettert. Ob Kinder sie in der Schule hänseln? „Manchmal reißen mir die anderen die Kappe vom Kopf!“ sagt sie. Allerdings nur, weil sie ihre Krankheit vergessen. Ganz im Gegensatz zu deren Eltern: „Meist sind es Erwachsene, die Sarah anstarren,“ erklärt ihre Mutter Alexandra Moser. Manchmal lässt sich eben am besten von Kindern lernen.