Wittgenstein. Viele Wittgensteiner beteiligen sich gern an Sammlungen, deren Erlös zum Beispiel Asylbewerbern zugute kommt. Das DRK appelliert unterdessen an die Bevölkerung, beim Spenden gemeinnützige Einrichtungen zu bevorzugen.
Kleiderspenden für die Asylbewerber sind derzeit überall gesucht. Am Wochenende fand nun auch die seit Jahrzehnten durchgeführte Herbst-Altkleidersammlung des Deutschen Roten Kreuzes in Wittgenstein statt - ist hierfür deshalb die Spendenbereitschaft zurückgegangen?
„Nein, unsere Befürchtungen, dass wir deutlich weniger Altkleidersäcke bekommen, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet“, antwortet Marcus Sting als Sprecher des DRK Siegen-Wittgenstein auf Anfrage dieser Zeitung. Das Ergebnis sei mit insgesamt 118 Tonnen Kleidung im Gegenteil sogar erfreulich gut für eine Herbstsammlung gewesen, da der Erfolg in Gewicht gemessen werde und im Herbst erfahrungsgemäß die leichtere Sommerkleidung abgegeben wird.
250 Euro für eine Tonne Altkleider
Die Firma Hotex Textilrecycling hat ihren Ursprung in Siegen. Sie verwertet im Jahr durchschnittlich 12 000 Tonnen Altkleider in eigenen Sortieranlagen, wie Inhaber Christian Dücker berichtet.
Noch gebrauchsfähige Kleidung wird vornehmlich ins osteuropäische Ausland sowie nach Afrika und Nahost verkauft.
Auch die skandinavischen Länder, besonders Dänemark, seien Abnehmer, da es dort eine größere Wertschätzung für gebrauchte Kleidung gebe als in Deutschland.
Aus kaputten Stücken werden Putzlappen gefertigt.
Der Preis pro Tonne Altkleider unterliegt starken Marktschwankungen und beläuft sich aktuell auf rund 250 Euro.
In einigen Straßenzügen im Bereich Siegen war es zu Diebstählen von Kleidersäcken gekommen. Ähnliche Vorkommnisse gab es in Wittgenstein jedoch nicht, bestätigte Sting.
Auch der DRK-Ortsverband Erndtebrück zeigte sich zufrieden. Er führt schon seit einigen Jahren eine gemeinsame Sammelaktion mit der evangelischen Kirchengemeinde vor Ort durch, nachdem beide Institutionen vorher einzeln gesammelt hatten. „Diese Zusammenarbeit hat sich sehr gut bewährt, wir können auf diese Weise Organisationsaufwand und die freiwilligen Helfer bündeln“, berichtet der Vorsitzende Norbert Bleischwitz. Die Spender hätten anhand der unterschiedlichen Kleidersäcke die Wahl, ob sie ihre Altkleider für Bethel oder das DRK abgeben möchten, die Abholung erfolgt zusammen.
Wichtige Finanzierungsquelle
In diesem Jahr wurde in Erndtebrück erstmals eine zusätzliche Sammlung einen Tag vor der turnusmäßigen Herbstaktion für Flüchtlinge veranstaltet. Dabei waren speziell kleinere Kleidergrößen gefragt. Die Bereitschaft der Einheimischen, für die Flüchtlinge Kleidung und Bettzeug zu spenden, sei insgesamt sehr gut, auch in der regelmäßig geöffneten DRK-Kleiderkammer in Erndtebrück, so Bleischwitz. Gesucht würden hier noch modische Kleidungsstücke für jüngere Menschen.
Nicht mehr benötigte und gut erhaltene Textilien oder Schuhe, die entweder an den Kammern oder an Containern abgegeben würden, gingen größtenteils direkt an Bedürftige, beschreibt Marcus Sting die Weiterleitung der Spenden. Die Herbst- und Frühjahrs-Sammlungen würden an die Textil-Recylingfirma Hotex (s. Infobox) im Westerwald verkauft. Die Erlöse seien für das DRK eine sehr wichtige Finanzierungsquelle für die ehrenamtliche Aufgaben. Unter anderem werden hiermit die Arbeit im Jugendrotkreuz sowie mit Senioren, sozial Schwachen und Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund gefördert. Auch die Ausrüstung und Ausbildung von Sanitätshelfern sowie den DRK-Ehrenamtlichen im Katastrophenschutz wird so unterstützt.
Marcus Sting appelliert daher an alle Bürger, abgelegte Kleidung an eine gemeinnützige und nicht an eine gewerbliche Sammlung zu geben: „Eine Kleiderspende an uns oder auch eine andere caritative Einrichtung ist wie eine Geldspende. Sie können damit wohltätige Zwecke fördern, private Sammler stecken sich die Erlöse dagegen in die eigene Tasche.“