Bad Berleburg/Kühhude.
Mit einem gemischten Salat mit ein paar Himbeeren oben drauf kann man vielleicht Frieden stiften – oder besser gesagt die wilde Wisentherde vom Wandern in fremde Wälder abhalten. Nach dem Urteil des Landgerichtes Arnsberg vom vergangenen Freitag muss der Trägerverein des Wisentprojektes „geeignete Maßnahmen“ ergreifen, die die Wildrinder daran hindern, in den Sauerländer Wäldern Schäden anzurichten – beispielsweise Buchen zu schälen. Eine potenzielle Lösung dafür hat Johannes Röhl, Vorstandsmitglied des Trägervereins, bereits parat. Im Gespräch mit der Wittgensteiner Heimatzeitung spricht Röhl davon, dass die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer gerne Grünland rund um Kühhude pachten möchte.
Vorlieben analysiert
Das bislang durch Zäune für Wisente und anderes Wild unzugängliche Areal rund um das Kühhude-Café und die dortigen Höfe wären eine ideale Weidefläche für Wild, so Röhl, der zugleich Forstdirektor der Rentkammer ist. 13 bis 20 Hektar Grünland auf Wittgensteiner Seite in direkter Nähe zum Rothaarkamm sind ideal. Allerdings ist noch nichts fix. „Wir verhandeln noch mit den Eigentümern“, so Röhl.
Grundlage dieser Idee, der frei umherstreifenden Wisentherde ein ideales Quartier anzubieten, sind Untersuchungen von Dr. Michael Petrak, dem Leiter der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes Nordrhein-Westfalen.
Vielfalt von Futter-Pflanzen ist wichtig
Petrak begleitet das Wisentprojekt schon seit Beginn und hat die Wanderungsbewegungen der Tiere ebenso verfolgt wie deren Vorlieben analysiert. Herausgekommen ist dabei, dass die Herde „Partien mit einer großen Strukturvielfalt schätzt“. Die Tiere suchen sich Wiesenkomplexe, auf denen Rohrglanzgras-Röhricht, Mädelsüß, Spitzblütige Binsenflur und Pestwurzflur zu finden sind oder Storchenschnabelwiesen. Diese hat Petrak sowohl im Auswilderungsbereich Litzigetal, bei Latrop und Jagdhaus, sowie im Bereich des Forsthauses Homrighausen und bei Kühhude festgestellt. Hinzu kommen Borstengrasrasen, Heideanklänge und Himbeeren. Also ein abwechslungsreiches, aber eben auch sehr konzentriertes Nahrungsangebot, das die Wildrinder sehr schätzen.
„Auf Wittgensteiner Seite fehlte das Grünlandpotenzial für die Tiere“, deshalb hätten die Wildrinder um Leitkuh Araneta und Bulle Egnar auf ihrer typischen Wanderung entlang des Höhenkamms immer wieder Abstecher in die Täler des Hochsauerlandes gemacht. Wenn der Wildschutzzaun entfernt wird, kämen die neugierigen Wisente sicher zum Gucken vorbei und die Grünflächen hätten das Potenzial, die Zahl der Abstecher auf die verbotene Seite des Rothaarkamms zu verringern. So könnte gegen eine Pacht der gemischte Salat mit Himbeeren für die Tiere angerichtet werden, der sie zum Bleiben einlädt.